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Hotels sollten TikTok besser nutzen

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Experte: Hoteliers sollten sich stark mit KI auseinandersetzen
©APA/APA/THEMENBILD/TOBIAS STEINMAURER
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Die jungen Menschen von heute sind die Gäste oder das Personal von morgen. Allerdings nur, wenn sie über Instagram, TikTok & Co angesprochen und abgeholt werden. "Die Generation Z ist ein Treiber für die Veränderungen, die in den nächsten Jahren auf die Branche zukommen", sagte Strategieberater Vladimir Preveden am Hotelierskongress in Innsbruck. In einer Studie durchleuchtete er die Zukunft der Hotels aus der Sicht der Gen Z, die in etwa die Jahrgänge 1995 bis 2010 abbildet.

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"Es ist wichtig, dass die Hoteliers auf Social Media authentische 'Stories' liefern", erklärte der Studienautor. Im Unternehmen gelebte Werte müssten dort sichtbar gemacht werden. Den Jungen seien Selbstverwirklichung, Werte und Authentizität wichtig.

Die Betriebe sollen in den sozialen Netzwerken nicht nur authentisch rüberkommen, sondern auch sozial und nachhaltig. Die Nachhaltigkeit sei auf der Firmenwebsite gezielt anzusprechen. Sie müsse aber auch "zertifiziert und verifiziert" sein, so Preveden. Die Möglichkeit nachhaltig anreisen zu können oder auch E-Ladestationen sollten aktiv vermarktet werden.

"Die Gen Z wird die nächsten zehn Jahre prägen", ist der Berater überzeugt. Besagte Generation stelle einen Anteil von fast einem Fünftel an der EU-Bevölkerung - die weitaus ältere Babyboomer-Generation, die jetzt sukzessive in Pension geht, knapp ein Viertel. "Die Gen Z will alles auf ihr Handy haben", betonte auch der Hotel-Marriott-Präsident für die Region Europa, Naher Osten und Afrika, Satya Anand, mit Blick auf die Kommunikation zwischen Beherbergungsbetrieb und jungen Menschen.

Dabei ist die Wahl des richtigen Netzwerks wichtig, um die nachwachsende Generation möglichst gut zu erreichen: Die Hoteliers kommunizieren heute laut der von Preveden präsentierten Umfrage auf sieben Kanälen - vor allem auf Facebook (89 Prozent), Instagram (88 Prozent) und WhatsApp (45 Prozent), in geringerem Maße auch auf YouTube (28 Prozent), LinkedIn (27 Prozent), TikTok (16 Prozent) und Pinterest (9 Prozent).

Die jungen Erwachsenen sind laut Studie überwiegend auf Instagram (73 Prozent) und TikTok (62 Prozent) unterwegs, gefolgt von Pinterest (25 Prozent) und YouTube (22 Prozent). Kaum verwendet werden hingegen WhatsApp (5 Prozent) und Facebook (3 Prozent).

"Facebook als Trägermedium wird praktisch überhaupt nicht genutzt von der Gen Z - das neue für die Gen Z ist TikTok, das kann von den Hoteliers verwendet werden", sagte Preveden. "Motivieren Sie Ihre Kinder oder junge Mitarbeiter, aus dem Alltag im Betrieb zu berichten", riet er die beliebten Kanäle mit eigenen Leuten aus dem unmittelbaren Umfeld zu bespielen.

Es sei auch wichtig, die Gäste "hyperpersonalisiert" anzusprechen. Im Angebot haben sollte die Beherbergungsbranche zudem "gefühlten Luxus, der erschwinglich ist".

"Die Hoteliers sollten sich sehr stark mit KI und Gästedaten auseinandersetzen, um eine nahtlos funktionierende digitale Plattform zu schaffen", legte Preveden dringend nahe. Weiters empfahl der Strategieberater: "Bitte überarbeiten Sie Ihre Website, Instagram machen eh schon viele, beschäftigen Sie sich mit TikTok - bauen Sie Mitarbeiter der Rezeption und Küche als Influencer auf, machen Sie soziale Gerechtigkeit sichtbar - wie Sie mit Ihren Mitarbeitern umgehen - und schaffen Sie diesen erschwinglichen Luxus, weil jeder will für sein Geld was kriegen."

"Da müssen wir aktiv werden", bekräftigte der Präsident der Österreichischen Hotelvereinigung (ÖHV), Walter Veit. Die Branche muss sich auf die Jungen sowohl als Gäste als auch als Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer einstellen. "Das ist die große Herausforderung für uns, dass wir sie gut abholen und dass sie gut mitarbeiten", sagte Veit unter Verweis auf "eine Werteverschiebung". "Wir dürfen nicht jammern, die sind halt anders."

Wie weit die Reise technologisch in Zukunft gehen kann, zeigt ein Beispiel aus den USA - während der Kongresstage in Innsbruck eröffnete in Las Vegas laut Preveden das weltweit erste komplett KI-gestützte Hotel.

"Es gibt Unternehmen, die durch KI massive Einsparungen machen - Ihr alle habt Arbeitskräftemangel, die Lücke wäre durch Digitalisierung zu schließen", meinte Zukunftsforscher David Borst auf dem Kongress.

Hoteliers sollten sich unbedingt aktiv mit Cybersecurity und Deepfakes auseinandersetzen, appellierte der Kriminal- und Geheimdienstanalyst Mark-Thorben Hofman am Freitag. "Wenn Cybercrime ein Land wäre, es wäre die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt, nach den USA und China", sagte der Profiling-Experte und sprach von einem jährlich über 10 Billionen Dollar (9,6 Billionen Euro) schweren Business weltweit. Es sei wichtig, sich zu schützen und sich zu fragen, was Fake ist und was echt: "Sie können jeden Menschen in jeder Sprache alles sagen lassen - mit einer Viertelstunde Rohmaterial seiner Stimme", sagte Hofman und zeigte entsprechende Fake-Videos.

Bei aller Wichtigkeit von KI: "Ich denke, Menschen wollen mit Menschen zu tun haben, im Endeffekt", hielt Marriott-Präsident Satya Anand fest, der aus Indien stammt und zu seinem Berufseinstieg die Tourismusfachschule Semmering absolviert hat. "Bisher kann kein Computer mitfühlen, wenn Sie mit Flugverspätung und ohne Gepäck im Hotel einchecken."

Die weiter oben angeführte Studie basiert laut Preveden auf einer Umfrage, die im Herbst 2024 mit über 140 heimischen Hoteliers und über 900 Schülerinnen und Schülern in Tourismusschulen durchgeführt wurde. Daraus wurden die genannten Handlungsempfehlungen für die Hotellerie abgeleitet.

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