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Die Geschichte der Wiener Hotels

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Von einfachen Einkehrgasthöfen bis hin zu international bekannten Hotels: Der Historiker Johannes Sachslehner blickt in seinem neuen Buch hinter die Kulissen der Hotellerie Wiens

Wien hatte lange Zeit Nachholbedarf in Sachen Hotels“, weiß Johannes Sachslehner: „Im Vergleich zu Städten wie London oder Paris gab es erst relativ spät das erste richtige Hotel. Davor übernachteten Reisende in Einkehrgasthöfen, in die man mit der Kutsche hineinfahren konnte.“ Diese seien jedoch nicht mit Hotels in modernem Sinne vergleichbar gewesen, erklärt der Historiker und Autor, der sich für sein neues Buch intensiv mit der Geschichte und den Geheimnissen der Wiener Hotels auseinandersetzte.

Die Eisenbahn veränderte das Reisen, sorgte für eine bisher nicht gekannte Mobilität und förderte entscheidend die Entstehung von Tourismus.

Johannes SachslehnerÖsterreichischer Historiker und Autor

Das älteste Hotel Wiens

Wiens ältestes Hotel, das heutige Hotel Stefanie, befindet sich in der Taborstraße 12 im 2. Bezirk. Ein Grundbucheintrag aus dem Jahr 1600 weist das Haus bereits als Gasthaus und Beherbergungsbetrieb aus. Carl Witzmann, Urgroßvater des heutigen Besitzers Martin Schick, verwandelte ab 1880 das damalige Einkehrgasthaus „Zur weißen Rose“ schließlich ins Hotel Stefanie.

Die Umgestaltung vom Einkehrgasthof zum Hotel wurde durch die Errichtung der ersten Eisenbahnlinien wesentlich beschleunigt. „Die Eisenbahn veränderte das Reisen, sorgte für eine bisher nicht gekannte Mobilität und förderte entscheidend die Entstehung von Tourismus“, so Sachslehner.

Luxuriöse Ringstraßen-Unterkünfte

Große Bedeutung für die touristische Entwicklung Wiens hatte die Weltausstellung im Jahr 1873. „Als die Ringstraße 1865 eröffnet wurde, gab es dort noch kein einziges Hotel“, sagt Sachslehner. Denn Hotels seien nicht von Anbeginn im Konzept der Ringstraße vorgesehen gewesen.

Doch die Eröffnung des prachtvollen Hotels Imperial am Kärntner Ring 16 im Jahr 1873 änderte alles. „Finanz­kräftige Investoren erkannten, dass in einer Welt der glanzvollen Paläste auch die Hotels Paläste sein mussten, wahre Schlösser, in denen die Gäste das Lebensgefühl der Aristokratie, Exklusivität und Eleganz atmen konnten“, schreibt Sachslehner in seinem Buch. Und so entstanden nach und nach aus den einfachen, familiengeführten Einkehrgasthöfen, luxuriöse Hotels für eine zunehmende Zahl immer internationaler werdender Gäste.

Nicht nur entlang des Rings, sondern auch in den Vorstädten eröffneten neue Herbergen, wie das legendäre Hotel Wimberger am Neubaugürtel, das heute zur Arcotel-Gruppe gehört.

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„Das Bristol spiegelt wie kein anderes Wiener Grand Hotel den Charme der Belle Époque“, so Sachslehner. Heute stehen alle öffentlichen Räume des Hotels unter Denkmalschutz

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Blauer Salon und Sacher-Torte

Nicht wegzudenken aus der Wiener Hotellerie ist das Sacher, das zu Sachslehners Lieblingshotels zählt. „Im Sacher lebt die Vergangenheit nach wie vor sehr stark“, so der Historiker. „Die Zimmer wurden natürlich alle im Laufe der Zeit immer wieder modernisiert. Aber es gibt hier auch wenig veränderte Räume, wie die Blaue Bar und den Roten Salon. Das hat Stimmung und schreibt den Mythos fort.“

Die berühmte Sacher-Torte wurde übrigens 1832 erfunden. „Staatskanzler Fürst Metternich wünschte sich ein ganz besonderes Dessert“, recherchierte Sachslehner. „Da der französische Küchenchef des Fürsten erkrankt war, fasste sich, so die Überlieferung, der 16-jährige Lehrling Franz Sacher ein Herz und sprang in die Bresche – der talentierte Kocheleve kreierte eine neuartige Schokoladentorte, die zur süßen Sensation des festlichen Empfangs wurde: Die Original Sacher-Torte war geboren.“

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„Das Sacher war Mittelpunkt und Drehscheibe des Wiener Gesellschaftslebens“, weiß Historiker Sachslehner. Nach wie vor lebe der Mythos hier weiter, etwa im Blauen Salon

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Das waren Leute, die oft aus ganz einfachen Verhältnissen kamen und als Kellner und Gastwirte begannen, bevor sie schließlich ins Hotelgeschäft einstiegen.

Johannes SachslehnerÖsterreichischer Historiker und Autor

Visionäre Familien

Doch was überraschte Sachslehner am meisten? „Bei meiner Recherche bin ich auf viele Überraschungen gestoßen – auch, was die Gründerväter betrifft. Hier war interessant zu sehen, wie wenige Familien, die sehr innovativ und visionär dachten, die Hotellerie geprägt haben. Das waren Leute, die oft aus ganz einfachen Verhältnissen kamen und als Kellner und Gastwirte begannen, bevor sie schließlich ins Hotelgeschäft einstiegen.“

Viele internationale Ketten

In den vergangenen Jahrzehnten hat der Massentourismus stark zugenommen. So gibt es in Wien aktuell über 400 Hotelbetriebe mit mehr als 37.000 Zimmern. „Es hat sich viel verändert. Viele Hotels haben sich internationalen Betreibern angeschlossen und es gibt Investmentgesellschaften im Hintergrund“, sagt Sachslehner, verweist aber auch auf die nach wie vor im Familienbesitz befindlichen Hotels. Ihren Charme und die Einzigartigkeit konnten sich viele Hotels in der österreichischen Hauptstadt aber erhalten.

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