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Deutsches Gastgewerbe schwächelte auch im Vorjahr

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Im Vorjahr gab es auch mal ein Glaserl weniger an der Bar
©APA/APA/dpa/Bernd Thissen
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Restaurants, Kneipen, Hotels und andere Beherbergungsstätten haben im vergangenen Jahr nur wegen Preiserhöhungen mehr Geld eingenommen. Das deutsche Gastgewerbe steigerte seinen Umsatz zwar um 1,0 Prozent im Vergleich zu 2023, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in einer ersten Schätzung auf Basis der bis Ende November vorliegenden Daten mitteilte. Allerdings: Inflationsbereinigt (real) schrumpften die Einnahmen um 2,1 Prozent.

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Das Gastgewerbe sieht sich auch durch steigende Kosten enorm unter Druck. Nach einer Umfrage des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) fürchtet jedes dritte Unternehmen, 2025 in die Verlustzone zu rutschen. "Viele stehen mit dem Rücken zur Wand", sagte Dehoga-Präsident Guido Zöllick. Nur jeder fünfte Betrieb schaue optimistisch nach vorn.

2024 wurde nur in drei Monaten nach den bisher vorliegenden Ergebnissen der jeweilige Vorjahreswert real übertroffen, nämlich im Februar, März und November. "Besonders stark war die Gastronomie betroffen", betonten die Statistiker. Diese verzeichnete in den ersten elf Monaten 2024 einen realen Umsatzrückgang von 3,7 Prozent. Die Beherbergungsbranche meldete dagegen nur einen moderaten Rückgang um 0,4 Prozent.

Im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 fällt die Bilanz nicht gut aus: Zwar stieg der nominale Umsatz "infolge deutlicher Preissteigerungen" um 10,4 Prozent, wie die Statistiker betonten. Werden diese aber herausgerechnet, dann fiel der reale Gastgewerbeumsatz im vergangenen Jahr voraussichtlich um 12,6 Prozent geringer aus als 2019.

Mehr als 80 Prozent der Unternehmen hatten ihre Preise Anfang 2024 nach Angaben des Branchenverbandes Dehoga erhöht, als eine Entlastung bei der Mehrwertsteuer auslief. Seitdem liegt der Tarif wieder bei 19 statt bei sieben Prozent. Das Auslaufen der Steuererleichterung bezeichneten fast 85 Prozent der Unternehmen als größte Herausforderung. Zöllick sprach von "fatalen Folgen für die Betriebe".

Großereignisse wie die Fußball-Europameisterschaft oder Konzertserien wie die von den Pop-Stars Adele in München oder Taylor Swift in Gelsenkirchen haben dem Gastgewerbe im vergangenen Jahr zeitweise geholfen. Allerdings halten viele Deutsche ihr Geld zusammen. Grund dafür sind reale Einkommensverluste nach den Jahren mit hoher Inflation. Ein Teil davon wurde durch spürbare Lohnerhöhungen zwar wieder ausgeglichen. Zuletzt haben aber die Sorgen vor dem Arbeitsplatzverlust aufgrund der anhaltenden Konjunkturflaute viele Verbraucher beim Geldausgeben gebremst.

Zöllick plädierte für einen wirtschaftspolitischen Kurswechsel, damit die Branche aus der Talsohle herauskommen könne. Hier müsse die neue deutsche Bundesregierung nach der Wahl am 23. Februar liefern und die gesamte Wirtschaft stärken. Für das Gastgewerbe forderte der Lobbyist die einheitliche Besteuerung von Speisen mit sieben Prozent, mehr Flexibilität durch die Wochenarbeitszeit nach EU-Recht, mehr Netto vom Brutto und weniger Bürokratie.

Wie aus der Dehoga-Erhebung weiter hervorgeht, haben die 3.257 befragten Unternehmen im Dezember nominal 4,4 Prozent weniger umgesetzt als im Vorjahresmonat. Zudem seien die Aussichten gedämpft. In das neue Jahr sind die meisten Betriebe mit Blick auf ihre Geschäftsentwicklung "verhalten" (49,5 Prozent) gestartet. Knapp 22 Prozent beurteilen demnach die Aussichten mit "eher negativ", 8,5 Prozent zeigen sich "pessimistisch". Dem gegenüber schauen nur gut 20 Prozent zuversichtlich auf ihre künftigen Geschäfte.

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