Christoph Kotanko (71) ist Doktor der Philosophie und Korrespondent der „OÖNachrichten“ in Wien. Er begann 1979 bei der „Wochenpresse“, wechselte 1986 zum „profil“ und zwei Jahre später zum „Kurier“, dessen Chefredakteur er von 2005 bis 2010 war
1. Würden Sie heute wieder bei einem Magazin beginnen wollen wie vor 45 Jahren? Warum (nicht)?
Nein, weil die guten Tagesmedien zu Tagesmagazinen wurden und der Magazinmarkt noch enger wurde.
2. Sie sind TV-gefragt. Warum haben Sie nie versucht, grundsätzlich von Print dorthin zu wechseln?
Bin gern Gast. H. F. Mayer wollte mich vor 35 Jahren zum ORF holen, daraus wurde nichts. Vermutlich besser so.
3. Die Moderation in ServusTV blieb eine Stippvisite: Wie beurteilen Sie die Entwicklung des Senders?
Positiv. ServusTV ist klar positioniert und wird durch die gesellschaftliche Entwicklung weiter zulegen.
4. Der hierarchische Rückschritt vom Chefredakteur zum Korrespondenten? Wehmut oder Befreiung?
Keinerlei Melancholie. Habe jetzt deutlich mehr Selbstbestimmung. Inhalt war mir immer wichtiger als das Türschild.
5. Nach 23 Jahren beim „Kurier“: Wie sehr fühlen und leiden Sie noch mit der journalistischen Heimat?
„Middle of the road“ war und ist eine schwierige Positionierung. Wünsche dem „Kurier“ gute Fahrt ohne gröbere Kollisionen.
6. Nach 13 Jahren „OÖN“: Was ist der größte Unterschied zwischen Bundesland- und Wiener Titeln?
Bundesländermedien geht es wirtschaftlich besser. In der Medienhauptstadt liest sie kaum jemand, daher werden sie -unterschätzt.
7. Mittlerweile haben die „OÖN“ mehr verbreitete Auflage und Abos als der „Kurier“. Erklärungsversuch?
Die „OÖN“ sind ein familiengeführtes Unternehmen mit klarer Strategie und dem Ziel, Erster im Land zu sein. Das spornt alle im Betrieb an.
8. Sie sind 71 und wirken kein bisschen müde. Wie lange wollen Sie in der Öffentlichkeit bleiben?
Dem wunderbaren Paul Lendvai (95) eifere ich nicht nach. Vereinbart ist, dass ich bis zur Wiener Gemeinderatswahl 2025 bleibe.
Das "Achterl":
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