Gerald Grünberger (55) studierte Publizistik und Kommunikationswissenschaften, war Büroleiter von Staatssekretär Franz Morak (ÖVP), ist seit 2006 Geschäftsführer des Verbands Österreichischer Zeitungen (VÖZ) und seit 2024 auch Präsident des Presserats.
1. Sie wurden im Geburtsjahr von Twitter VÖZ-Geschäftsführer. Die größten Job-Veränderungen seither?
Der Job bleibt immer gleich. Die Herausforderungen sind aufgrund der Digitalisierung andere. Komplexer, schneller, es geht ans Eingemachte.
2. Vom Büro des Medienstaatssekretärs zum Zeitungslobbyisten. Was war die schwierigste Umstellung?
Das ist fast 20 Jahre her, die Erinnerungen verblassen – im Prinzip wie beim Fußballtransfer: anderes Trikot, anderes Tor, das Ergebnis zählt.
3. Wie stark waren/sind Sie in die Verhandlungen zum Medienkapitel des Koalitionsprogramms eingebunden?
Informiert, aber nicht involviert. Selbstverständlich stehen wir allen Parteien als Gesprächspartner zur Verfügung.
4. 2006, 2008, 2013, 2017, 2019: Bitte um Kurzvergleich der Regierungsprogramm-Erfüllung zu Medien!
Das ist schwierig, weil auch die Programme unterschiedlich waren. Die letzte Periode war nicht unproduktiv, jedoch nicht immer geglückt.
5. Bitte bringen Sie die aktuellen Verhältnisse des VÖZ zu ORF und VÖP (Privatsender) auf den Punkt!
ORF: trotz Blauer Seite partnerschaftlich, konstruktiv. VÖP: ähnliche Interessen, viele Berührungspunkte – positiv.
6. Nach 15 Jahren Wrabetz ein neuer ORF-Widerpart: Was macht Weißmann am deutlichsten anders?
Weder neu noch Widerpart. Weißmann ist ein fairer Partner, der mit ruhiger Hand um Konsens bemüht ist. Nicht dramatisch anders.
7. Der deutsche Verlegerverband droht zu zerbrechen. Warum hat der VÖZ noch keine Zerreißproben?
Austritte sind nie angenehm. Bei uns: kleinerer Markt, andere Struktur, offener Austausch, Pragmatismus und gelebter Interessenausgleich.
8. Welche Zukunft hat die Papierzeitung? Wie lässt sich digitaler Nachrichtenjournalismus finanzieren?
Papier hat Zukunft, möglicherweise in einem anderen Umfang. Das Digital-Abo ist der Schlüssel. Vertrauen und Mehrwert sind entscheidend.