Die Trägerin des Vorhofer- und Concordia-Preises war ab 1983 bei der Kleinen Zeitung in Kärnten, zuletzt sechs Jahre als Chefredakteurin. Ihre couragierten Kontroversen mit Jörg Haider machten sie schon früh bundesweit bekannt. Heute ist sie Ombudsfrau des Presserats.
1. Was war warum Ihre größte Herausforderung in 38 Jahren bei Österreichs zweitgrößter Tageszeitung?
Mich damit abzufinden, dass ein von mir recherchierter großer Betrug mit Bildern in den 1990er-Jahren von Justiz und Politik gedeckt wurde.
2. War es für Sie nie ein Thema, in die Politik zu wechseln? Warum haben/hätten Sie es nicht getan?
Es gab mehrere Angebote, jeweils von Jörg Haider: Landtagsmandat, Landesschulratspräsidentin. War und bin zu gerne unabhängige Journalistin.
3. Sie wurden durch ihre Kritik an Jörg Haider bundesweit bekannt. Welche Bedeutung hatte er für Sie?
Den Menschen Jörg Haider habe ich sehr gemocht. Der Politiker war so widersprüchlich, dass er mir journalistische Profilierung ermöglichte.
4. Sie setzen sich seit jeher für mehr Frauenanteil im Journalismus ein.
Wie sehen Sie den Status quo? Sehr bescheiden. Denn ein Blick in die Chefredaktionen zeigt: Die „gläserne Decke“ ist auch im Journalismus offenbar nicht zu durchbrechen.
5. Stimmen Sie zu, Feministin zu sein? Warum braucht es für diese Einschätzung (k)eine Präzisierung?
Absolut! Feministin zu sein, bedeutet, für die umfassende Gleichberechtigung zu kämpfen. Das wusste die letzte Frauenministerin leider nicht.
6. Was beschäftigt Sie am meisten in der Funktion als Ombudsfrau des Österreichischen Presserats?
Recherchemängel, Verletzung der Privatsphäre. Die Vermittlung ist meistens erfolgreich. Mich freut die zunehmende Akzeptanz des Presserats.
7. Wie beurteilen Sie das Verhältnis der Wiener Medien und jenen in den anderen Bundesländern?
Der Konkurrenzkampf ist in Wien größer. Was mich stört: In Wien wird hervorragender Journalismus in den Bundesländern nicht wahrgenommen.
8. Von Digitalisierung über Aktivismus bis Polarisierung: Wie sehen Sie die Zukunft des Journalismus?
Faktenbasierter Journalismus ist notwendiger denn je, er wird aber zunehmend verdrängt. Das macht mich demokratiepolitisch höchst besorgt.