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Gewalt beim Nachbarn? Das können Sie tun

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Häusliche Gewalt ist allgegenwärtig. Doch wie reagieren, wenn man als Nachbar:in davon mitbekommt? Maria Rösslhumer, Geschäftsführerin des Vereins Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF) gibt für News.at Hilfestellung.

Das Projekt „StoP“ (Stadtteile ohne Partnergewalt) nennt sich die Initiative, die bereits seit 2019 Partnergewalt und häuslicher Gewalt entgegentreten und zu mehr Zivilcourage beitragen soll. Sie baut darauf, dass Gewalt von Nachbarn und Bekannten nicht stillschweigend hingenommen wird – und Tätern dies bewusst sein soll. Der Kern des Projekts sind sognannte Stammtische - Männer- wie Frauenstammtische - die im Grätzel stattfinden. Der Austausch unter den Nachbarn soll eine niederschwellige Auseinandersetzung mit dem Thema ermöglichen.

Doch was können Nachbarn sonst tun, wenn sie mitbekommen, dass Gewalt ausgeübt wird? Wie sieht hier Zivilcourage aus? Maria Rösslhumer, Geschäftsführerin des Vereins Autonome Österreichische Frauenhäuser gibt ein paar Tipps:

Oft genügt ein einfacher Satz

Ein Mann erzählte einer der teilnehmenden Nachbarinnen in einem Park, es sei ganz normal, dass er seine Frau schlage. Sie brauche eben hin und wieder eine Ohrfeige. Wie reagiert man darauf? „Man kann einfach sagen: ‚Wissen Sie, das ist in Österreich nicht erlaubt. Gewalt an Frauen ist verboten.‘“, rät Rösslhumer. Man müsse dabei gar nicht in die Konfrontation gehen, denn das mache den Mann vielleicht erst recht rasend oder bringe einen selbst in eine schwierige Situation. Es reiche oft nur der eine Satz, um eine klare Haltung auszudrücken und der Frau zu signalisieren, dass sich da eine Frau traut, ihrem Mann Paroli zu bieten.

Bei Unsicherheit nachfragen

Hört man zum Beispiel immer wieder, dass in der Nachbarwohnung wild gestritten wird, ist sich aber nicht ganz sicher, dann empfiehlt Rösslhumer, sich zunächst einmal unverbindlich etwa bei der Frauenhelpline 0800-222-555 oder auch der Servicestelle der Polizei unter 059-133 zu erkundigen, was man am besten tun könne. Einfach einmal beraten lassen schadet auf keinen Fall.

Anläuten

Ist man mutig, kann man bei der Nachbarwohnung anläuten und eine „paradoxe Intervention“ starten. Das bedeutet mit einer einfachen Intervention, indem man zum Beispiel nach einem Schluck Milch oder etwas Reis oder einem Ladegerät fragt, die Gewalt zu unterbrechen. Zugleich signalisiert man damit dem Täter, dass es Nachbarn gibt, die mithören. Und für Betroffene ist es auch gut, das zu wissen.

Betroffene ansprechen

Ganz einfach kann man auch etwa eine betroffene Frau am Gang ansprechen und sagen: „Ich mache mir Sorgen. Geht es ihnen gut?“ Dazu könnte man beispielsweise die Nummer der Frauenhelpline auf einem Zettel dazureichen. Auch Kinder zu fragen, ob alles gut ist, kann ein Weg sein. Es geht einfach darum, zu signalisieren: „Wir sind da, wir achten aufeinander", erklärt Rösslhumer.

Polizei rufen

Wenn die Gewalt durch die paradoxe Intervention natürlich nicht gestoppt wird, muss die Polizei gerufen werden, so Rösslhumer. „Besser die Polizei einmal mehr zu rufen als einmal zu wenig.“

Dennoch betont sie, dass es bei der „StoP“-Initiative nicht darum gehe, alles zu melden oder anzuzeigen, man wolle auf keinen Fall eine „Bürgerwehr“ sein. Vielmehr sollen Betroffene gestützt und gestärkt, ihnen Hilfe angeboten werden. Und die NachbarInnen untereinander zu vernetzen, um gemeinsam überlegen zu können, was zu tun ist.

Selbstschutz nicht vergessen

Bei aller Zivilcourage gilt trotzdem: Selbstschutz ist das wichtigste. Hat man das Gefühl, durch eine Intervention selbst in Gefahr zu geraten, rät Rösslhumer die Polizei zu rufen. Ist man unsicher, ob man intervenieren soll, empfiehlt es sich, zuerst Rat einzuholen. Überhaupt gilt es, immer zu überlegen, ob eine Intervention jetzt sinnvoll ist, ob man im Moment selbst stark genug dafür und in der Verfassung ist, das zu tun. Wird angeläutet, ist es niemals ein Nachteil, dabei nicht alleine zu sein. Auch hier setzt das „StoP“-Projekt an, denn sind die Nachbarn untereinander vernetzt, ist es einfacher, sich hierbei Hilfe zu holen. Zudem trauen sich gewalttätige Menschen oft nicht mehr, Gewalt auszuüben, wenn sie merken, dass die vereinte Nachbarschaft gegen jede Form der Gewalt ist.

Anzeichen erkennen, Ernst nehmen

Wenn es sich um wirklich gefährliche Täter handelt, sollte natürlich sofort die Polizei gerufen werden. Anzeichen dafür können etwa sein, wenn der Täter nicht nur gegen die eigene Frau etwa aggressiv ist, sondern die gesamte Umgebung in Angst und Panik versetzt.

Nicht jeder Mann ist ein Mörder und hat Waffen zuhause.

Übung hilft

Es ist immer eine Gratwanderung und viele Menschen wollen sich nicht „einmischen“. Dennoch ist es besser, zu signalisieren, dass man sich sorgt und nicht will, dass etwas passiert, als nichts zu tun. Und „je mehr man sich damit auseinandersetzt, desto routinierter wird man“, sagt Maria Rösslhumer. Denn auch Zivilcourage kann geübt und trainiert werden. Dabei geht es auch darum, sich selbst kennenzulernen: Wozu bin ich in der Lage, wie weit gehe ich und wie kann ich mich schützen? „Je mehr man trainiert, desto besser ist man“, so Rösslhumer. Und: „Nicht jeder Mann ist ein Mörder und hat Waffen zuhause.“

Dran bleiben

Beobachtet man etwa, dass Kinder immer schweigsam sind, sich nicht mit anderen spielen trauen oder verängstigt sind, kann man einfach einmal die Kinder und/oder die Mutter ansprechen und fragen, wie es geht, ob alles in Ordnung sei. Auch kund zu tun, dass man sich freut, dass sie da sind, ist eine schöne Geste. Natürlich öffnen sich gerade gewaltbetroffene Frauen, oftmals natürlich nicht sofort. „Geht Sie nichts an!“ ist eine häufige Reaktion.

„Das ist ein Selbstschutz. Sie wollen das noch nicht öffentlich machen“, erklärt Maria Rösslhumer: „Und das ist auch legitim!“ Dann sind Frauen noch nicht so weit. Darum ist es wichtig, hier dran zu bleiben, immer wieder zu fragen, wie es geht, immer wieder auch anbieten, dass sie gerne kommen kann, signalisieren, dass sie nicht alleine ist und Vertrauen zu schaffen. Traut man sich, kann man auch die Telefonnummer etwa weitergeben. Wichtig ist, zu signalisieren, dass es eine funktionierende Nachbarschaft gibt, wo die Menschen, die dort leben wissen, man kann darüber reden.

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