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Aus Angst, an Brustkrebs zu erkranken, ließ sich Angelina Jolie beide Brüste amputieren. Etwa zehn Prozent der Brustkrebsfälle treten familiär gehäuft auf, werden sozusagen vererbt. Daran "schuld" sind Mutationen im BRCA1- bzw. im BRCA2-Gen. Das betrifft in Österreich etwa 25.000 Frauen. Bei Vorliegen solcher Erbanlagen kommt es auch zur starken Erhöhung des Eierstockkrebs-Risikos. Vergangenes Jahr wurde deshalb ein flächendeckendes kostenloses Betreuungssystem etabliert. Entschließt sich eine Frau zur Entfernung von Brüsten und Eierstöcken, reduziert sich das Erkrankungsrisiko dramatisch.

Mutationen in den beiden Brustkrebsgenen BRCA1 und BRCA2 haben bringen eine ausgesprochen hohe Gefährdung mit sich. Gynäkologe Christian Singer (MedUni Wien/AKH) erklärt: "Frauen mit solchen Mutationen haben laut internationalen Studien ein 50-prozentiges Risiko, bis zum 50. Lebensjahr an Brustkrebs zu erkranken, Nicht-Trägerinnen solcher Mutationen eines von zwei Prozent." Bis zum 70. Lebensjahr erhöhen sich diese Prozentsätze auf ein Erkrankungsrisiko von 87 zu acht Prozent. Bei Eierstockkrebs sind es bis zum 70. Lebensjahr 44 Prozent (Mutationsträgerinnen) zu weniger als ein Prozent.

Kostenloser Gentest

Für die in Österreich rund 25.000 potenziell Betroffenen kostenlos, flächendeckend und qualitätsgesichert: Radiologen und Gynäkologen haben mit Unterstützung von Bund, Bundesländern und Krankenversicherung ein System zur Identifizierung und Betreuung vor allem von Frauen geschaffen, die wegen ererbter Mutationen in den Brustkrebsgenen BRCA1 und BRCA1 ein hohes Risiko für ein Mammakarzinom und/oder Eierstockkrebs haben. "Österreich ist damit in dieser Sache international führend", sagte dazu Radiologe Thomas Helbich (MedUni Wien/AKH).

Genau an diese Frauen will man jetzt in Österreich über 57 über das Bundesgebiet verteilte Zentren in Spitälern herankommen. Das sollte so geschehen:

  • Jeder Hausarzt und jeder Gynäkologe sollte die Patienten (es gibt Brustkrebs auch bei Männern) fragen, ob in ihrer Familie vermehrt Brust- und/oder Eierstockkrebs aufgetreten ist. Ist das bei zwei oder mehr Personen der Fall gewesen, sollte der Patient an eines der Zentren überwiesen werden.
  • An dem Zentrum wird zunächst eine Familienanamnese mit Stammbaum erstellt. Fällt der "verdächtig" aus, wird eine Blutabnahme mit Test auf BRCA1- und BRCA2-Mutationen angeboten.
  • Nach allfälliger Vornahme der Gen-Untersuchung in Wien (MedUni Wien/AKH) wird die Patientin nach ein bis zwei Monaten wiederbestellt.
  • Will die Betroffene das Resultat der Genuntersuchung wissen, erfolgt eine ausführliche und neutrale Information: über die Möglichkeiten einer intensiven Früherkennung oder die Möglichkeit zur vorsorglichen Entfernung der Brust (samt Rekonstruktion) und/oder der Eierstöcke.

Früherkennung wesentlich

Im Fall eines Entschlusses zum Abwarten mit Früherkennung gibt es einmal jährlich eine Magnetresonanzuntersuchung (MRT) der Brüste ab dem 25. Lebensjahr und Mammografie ab dem 35. Lebensjahr. In Sachen Eierstockkrebs wird zu einer jährlichen Ultraschalluntersuchung ab dem 35. Lebensjahr und Tumormarker-Tests aus dem Blut geraten. Mit der MRT-Untersuchung werden um 50 Prozent mehr Tumoren erkannt als mit der Mammografie. Für Eierstockkrebs sind bisher die Früherkennungsuntersuchungen leider noch nicht so aussagekräftig wie beim Mammakarzinom.

Brustentfernung senkt Risiko um 95 Prozent

Operationen reduzieren bei Frauen mit BRCA-Mutationen das Karzinomrisiko enorm. Helbich: "Die prophylaktische Entfernung der Brüste und Eierstöcke senkt das Risiko für Mammakarzinome um 95 Prozent und das für Eierstockkarzinome um 80 Prozent." Im Endeffekt kann damit de facto eine Annäherung an die viel geringere Gefährdung von Frauen ohne diese familiäre Belastung erzielt werden.

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