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Warum so viele Väter (immer noch) nicht in Karenz gehen

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Vater Mutter baby
©Bild: iStockphoto
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Männer gehen zwar häufiger als noch vor einigen Jahren in Karenz. Doch wenn, dann meist nur kurz. Und mit 19 Prozent ist der Anteil auch noch immer eher gering. Doch warum nehmen Väter ihr Recht darauf so selten in Anspruch und was fehlt, damit sich das ändert? Eine Bestandsaufnahme.

„Ihre Anfrage lässt sich mit unseren Daten nur unzureichend beantworten.“ Es ist gar nicht so einfach zu ermitteln, wie viele Väter in Österreich in Karenz gehen. Diese Antwort erhielt News.at von der Statistik Austria auf ebenjene Frage. Die Schwierigkeit liegt darin, dass viele Männer oftmals zum Beispiel nur zwei Monate Kinderbetreuungsgeld beziehen würden, dann aber vielleicht länger unbezahlt in Karenz seien – daher lässt sich die Frage nicht zur Gänze mit den Daten zu Beziehern von Kindergeld beantworten.

19 Prozent der Väter

Von diesen, den KinderbetreuungsgeldbezieherInnen, waren laut Bundeskanzleramt nur vier Prozent männlich (Stand Dezember 2017). Diese extrem niedrige Zahl kommt jedoch auch daher, dass Männer meist viel kürzer Kinderbetreuungsgeld beziehen als Frauen – daher ist der Anteil in einem Bezugsmonat entsprechend niedrig. Gemäß einer Auswertung des Bundeskanzleramts im Februar 2018 liegt der Anteil der Väter in Karenz bei etwa 19 Prozent. Das ist zwar höher als vier Prozent – aber immer noch sehr wenig.

Gleiches Recht

Doch warum ist das so? Was ist mit den restlichen 81 (!) Prozent der Männer, die Väter sind? Rechtlich haben Väter genau die gleichen Möglichkeiten und Modelle wie Mütter. Das Recht auf die Karenz, also die Freistellung von der Arbeit, haben beide gleichermaßen. Das Kinderbetreuungsgeld ist vorgesehen „für jenen Elternteil, der das Kind hauptsächlich betreut und in dieser Zeit nicht berufstätig ist“, erklärt etwa das AMS; Die Rede ist also vom „Elternteil“ und nicht der „Mutter“. Dennoch liegt der Anteil der Väter in Karenz eben bei den rund 19 Prozent – nicht einmal ganz ein Fünftel.

Finanzieller Aspekt

Oftmals ist es natürlich das Geld, das Väter von der Kinderbetreuung fern hält. Und zwar nicht das Kinderbetreuungsgeld, sondern das, was Männer immer noch mehr verdienen als Frauen. „Mein Mann wäre gerne gegangen, aber das wäre ein riesengroßer finanzieller Einschnitt gewesen“ erklärt eine Mutter gegenüber News.at und nennt damit gleich einen der Hauptgründe, warum eine Väterkarenz in vielen Familien eben nicht vorkommt. „Die ökonomische Frage spielt natürlich sehr oft eine Rolle“, bestätigt auch Bianca Schrittwieder von der Frauenabteilung der Arbeiterkammer Wien.

Angst um den Posten

Eine andere Mutter fügt dem finanziellen Aspekt, dem auch sie zustimmt, noch eine weitere Note hinzu: „Erstens verdient er mehr, zweitens war er gerade in einer beruflich sehr erfolgreichen Phase“, antwortet sie auf die Frage, warum ihr Partner keine Auszeit fürs gemeinsame Kind in Anspruch nahm. Der Angst um den Posten im Job ist unter Männern ebenfalls sehr weit verbreitet: „Wir wissen, dass Väter, wenn sie merken, es könnte schwierig werden, eher Abstand von einer Karenz nehmen“, bestätigt auch hier Schrittwieser. Natürlich haben Frauen diese Schwierigkeiten ganz genauso, doch die "strukturellen Diskriminierungen", die hier stattfinden würden, seien traurigerweise „gesellschaftlich großteils schon so akzeptiert“, analysiert die Expertin.

Festgefahrene Rollenbilder

Dies hängt wiederum natürlich mit den nach wie vor sehr „festgefahrenen Rollenbildern“ zusammen, wie auch eine ehemalige Juristin der AK im Arbeitsrecht mit Schwerpunkt Mutterschutz gegenüber News.at aus ihrer Erfahrung bestätigt. Von „Weil ich sowieso alles an mich gerissen habe“ bis zu „weil er sich vor der Arbeit und Verantwortung gedrückt hat“ reichen hier die Erklärungen der Mütter, die das genau so auch beschreiben. Dieses nach wie vor verinnerlichte Rollenbild der Frau als Hüterin der Kinder, die finanzielle Schere und die männliche Angst um die Jobposition stellen gemeinsam mit der Schwierigkeit einer Karenz in der Selbständigkeit die häufigsten Gründe gegen die Inanspruchnahme einer Väterkarenz (oder zumindest für nur eine ganz kurze Variante) in den meisten Familien dar. Bianca Schrittwieser von der AK sieht auch noch ein weiteres Problem, nämlich jenes der bürokratischen Hürden, die ihrer Ansicht nach bereits beim Papa-Monat beginnen. Hier gäbe es oft Probleme, die eine partnerschaftlichen Teilung schon von Anfang an verhindern.

Betriebe müssen viel mehr Signale senden, dass eine Väterkarenz keine Nachteile bringt

Was muss getan werden?

Doch wie kann genau diese partnerschaftliche Teilung in der Kinderbetreuung gefördert werden? Was muss getan werden? Zunächst einmal die Beseitigung dieser Anfangshürden, findet Schrittwieser und findet, das Prozedere beim Papa-Monat müsse vereinfacht werden. Außerdem zeige die Erfahrung in der Beratung, dass das Thema der Unternehmenskultur ein enorm wichtiges sei. Hier müsse noch viel getan werden: "Betriebe müssen viel mehr Signale senden, dass eine Väterkarenz keine Nachteile bringt und einfach normal ist." Mithilfe von Role-Models und Führungskräften, die ebenfalls in Karenz gehen, soll genau das vorgelebt werden. Ein gutes Karenzmanagement eines Unternehmens geht für Schrittwieser auch auf Väter zu und bildet nicht nur die Frauen ab, erklärt Schrittwieser.

Stärkere Aufklärung

Doch nicht nur Unternehmen sieht die AK-Expertin in der Pflicht, auch von öffentlicher Seite müsse eine Offensive passieren, die Väter in Bezug auf ihre Rechte, wie zum Beispiel, dass sie auch das Recht auf Elternteilzeit haben, aufklären. In Punkto Elternteilzeit fehle zudem noch ein Rechtsanspruch in zu kleinen Betrieben. (Derzeit kann man es in Betrieben unter 20 Mitarbeitern nur vereinbaren. Stimmt der Betrieb nicht zu, kann man die Elternteilzeit nur einklagen. Dies betrifft aber Männer und Frauen gleichermaßen.)

Es sind viele Räder, die man drehen muss

Außerdem gehe, so die AK-Expertin, mit der ganzen Diskussion natürlich auch die Debatte um das Schließen der Einkommensschere einher sowie auch der Ausbau einer guten, qualitativen Kinderbetreuung. „Es sind viele Räder, die man drehen muss“, sieht Schrittwieser noch viel zu tun, um Kinder in Österreich wirklich zu gleichen Teilen von Mama wie auch Papa betreut aufwachsen zu sehen.

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