Täglich scheiden wir bis zu zwei Liter Urin aus. In der Regel messen wir dem körpereigenen Abfallprodukt wenig bis keine Aufmerksamkeit bei. Zu Unrecht. Denn mitunter verrät es mehr über unseren Gesundheitszustand, als wir denken.
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Die Bandbreite, die Farbe des Harns betreffend, ist groß. Ein gesunder Mensch, der ausreichend Flüssigkeit zu sich nimmt, scheidet für gewöhnlich blassgelben bis bernsteinfarbenen Urin aus. Je nachdem, was man gegessen hat, kann die Farbe auch variieren. Ebenso wie der Geruch. So wird der eine oder andere bereits bemerkt haben, dass sich der Harn nach dem Genuss von roten Rüben rosa bis pink färbt, während der Verzehr von Spargel beim Toilettengang einen strengen Geruch nach sich zieht.
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Je mehr wir trinken, desto heller ist der Urin, "fast so wie klares Wasser", veranschaulicht Dr. Andreas Sönnichsen, Professor für Allgemeinmedizin an der MedUni Wien. Umgekehrt nimmt der Harn bei wenig Flüssigkeitszufuhr eine dunkelgelbe Färbung an. Dann ist zwar mehr Trinken angesagt, abgesehen davon ist aber noch alles im grünen Bereich. Hellhörig werden sollte man dagegen, wenn sich die ausgeschiedene Flüssigkeit farblich stark verändert, ohne dass man entsprechende Lebensmittel oder Medikamente - auch sie können den Urin beeinflussen - zu sich genommen hat.
Hier ist Vorsicht angesagt
Rosa bis rot verfärbter Urin deutet beispielsweise darauf hin, dass sich Blut in ihm befindet. "Das kann unterschiedliche Ursachen haben. Die harmloseste ist eine Harnwegsinfektion", erklärt der Facharzt. Diese wird meist von Beschwerden wie Brennen beim Wasserlassen begleitet. Machen sich keinerlei Symptome bemerkbar, ist Vorsicht angesagt. In dem Fall sollte man so bald als möglich einen Arzt aufsuchen. Erst mittels entsprechender Untersuchungen könne man ausschließen, dass eine Tumorerkrankung vorliegt.
Hinter braun verfärbtem Urin kann eine Schädigung der Leber oder eine Blockierung des Gallenabflusses stecken. Für die Färbung verantwortlich ist der Gallenfarbstoff Bilirubin. "Wenn die Gallenwege verlegt sind, kommt es zu einem Rückstau im Blut", erklärt Sönnichsen. Die Galle wird nicht, wie gewohnt, über den Darm, sondern über die Nieren ausgeschieden. Gleichzeitig nimmt der Stuhl meist eine helle bis gräulich-weiße Farbe an. "Das, was den Stuhl braun macht, geht in den Urin." Die Haut und die Lederhaut der Augen wiederum können sich gelb verfärben. Man spricht von einer Gelbsucht. Der Gang zum Arzt ist unabdingbar. Schließlich könnte die Ursache all dieser Symptome auch Bauchspeicheldrüsenkrebs sein.
Medikamente als mögliche Ursache
Eher selten kommt es vor, dass der Urin blau-grün verfärbt ist. Ist dies dennoch der Fall, so sind meist Medikamente mit im Spiel. So zum Beispiel das Krebsmedikament Mitoxantron. Hierbei handelt sich um eine kobaltblaue Flüssigkeit. "Das muss den Körper auf irgendeinen Weg ja auch wieder verlassen", erklärt Sönnichsen. Der Farbstoff Methylenblau wiederum wird in der Medizin unter anderem für die Behandlung von Rheuma und zu diagnostischen Zwecken eingesetzt. Auch er verleiht dem Urin eine unnatürliche Farbe, die allerdings mehr ins Grünliche geht.
Ebenfalls auf die Einnahme bestimmter Medikamente zurückführen lassen kann sich schwarz verfärbter Urin. Die Schwarzfärbung kann aber auch auf einen massiven Muskelabbau hinweisen. Man spricht hier von der sogenannten Rhabdomyolyse: Der Muskel zerfällt, die Inhaltsstoffe der Muskelzelle gehen ins Blut und in weiterer Folge in den Urin über, wo sie die Verfärbung hervorrufen. Eine andere Ursache für schwarz verfärbten Urin könnte die Stoffwechselerkrankung Porphyrie sein, bei der der Aufbau des roten Blutfarbstoffs Häm gestört ist. In jedem Fall ist ein Arzt zu konsultieren.
Trüber oder schaumiger Urin
Trüber Urin wiederum deutet Sönnichsen zufolge auf eine bakterielle Infektion hin. "Hier sind häufig Bakterien im Spiel, die Harnwegsinfekte verursachen." Dabei handle es sich in der Regel um Darmbakterien, die bei falscher Intimhygiene in die Harnröhre gelangen. Eine Blasenentzündung ist die Folge. "Bei Frauen ist die Harnröhre sehr kurz", erklärt der Allgemeinmediziner. Da können die Bakterien leichter bis in die Blase aufsteigen. In schweren Fällen kann es sogar zur Ausscheidung von Eiter kommen.
Ist der Urin schaumig, so befindet sich aller Wahrscheinlichkeit nach Eiweiß in ihm. "Das hat hier nichts verloren", mahnt Sönnichsen. "Die Niere filtert das Eiweiß eigentlich heraus, sodass es gleich gar nicht in den Urin gelangt. Macht sie das nicht, so ist Gefahr in Verzug. Das sollte man auf jeden Fall abklären lassen." Hat die Niere ihre Filterfunktion verloren, so deutet das darauf hin, dass sie bereits schwer geschädigt ist.
Was sagt uns der Geruch?
Auch der Geruch kann Aufschluss über mögliche Erkrankungen geben. So lässt sich süßlich riechender Urin oft auf Diabetes mellitus Typ 1 zurückführen. Einen Hinweis auf eine Lebererkrankung wiederum könnte Urin geben, der nach Ammoniak riecht. Ein fauliger oder fischiger Geruch wiederum könnte auf einen Harnwegsinfekt hindeuten. Tritt nach dem Genuss von Spargel ein strenger Geruch auf, so sollte dieser, nachdem man einen halben Liter Wasser getrunken hat, wieder verschwunden sein.
Bleibt die Veränderung trotz ausreichender Flüssigkeitszufuhr für längere Zeit - also über einige Stunden hinweg - bestehen, so sollte man auf einen Arzt konsultieren. Egal, ob sie nun den Geruch, die Farbe oder das allgemeine Erscheinungsbild betrifft. Vom heimischen Einsatz von Urin-Teststreifen rät der Experte dagegen entschieden ab. "Das führt lediglich zu einer Verunsicherung", hilft letzten Endes aber selten dabei, der tatsächlichen Ursache auf den Grund zu kommen.
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