Toni Faber ist nicht nur der Dompfarrer des Wiener Stephansdoms sondern auch ein Society-Löwe und gern gesehener Gast auf Promi-Events. Wie schwierig ist dieser Spagat für einen Geistlichen im Zölibat, der auch mal bei einer Buchpräsentation von „Sexpertin“ Gerti Senger mitwirkt und welche Wege führten ihn nach einem frühen Schicksalsschlag einer Krankheit überhaupt in diese beiden Welten? Ein Porträt des wohl prominentesten Priesters Österreichs.
Steckbrief Toni Faber
Name: Anton "Toni" Faber
Geboren am: 18. März 1962 in Wien
Beruf: Dompfarrer
Toni Faber ist seit mehr als einem Viertel-Jahrhundert mitverantwortlich für Österreichs bekannteste Kirche: Den Wiener Stephansdom. Ob dieser durch Kunstinstallationen erleuchtet wird oder eine Impfstraße beherbergt – es ist der Schriftzug des Dompfarrers, der auch der wohl bekannteste Priester des Landes ist.
Toni Faber: Sein Elternhaus und Geschwister
Dabei stammt Toni, geboren als Anton, Faber im März 1962, aus einer Familie ohne jeglichen Bezug zu Glamour. Mit zwei älteren Schwestern und einem jüngeren Bruder wuchs er am Maurer Berg, einem Stadtteil im 23. Wiener Gemeindebezirk Liesing, in einem Gemeindebau auf. Die Eltern trennten sich, als Toni Faber 17 Jahre alt war, die Mutter blieb mit den vier Kindern alleine. Ein harter Schlag damals, wie Faber gegenüber News.at erzählt.
Der Schüler Toni Faber
Als Kind besuchte Faber Jungschar und Rote Falken, war „Rechenkönig“ in der Volksschule und besuchte als einziger der vier Kinder das Gymnasium. In seinen Teenager-Jahren habe der Klassen- und später Schulsprecher sowie Pfarrverantwortliche für die Ministranten der Jungschar seine Freude aber auch Fähigkeit entdeckt, für soziale Gruppen Koordinierungsaufgaben zu übernehmen sowie „Events“ in Form von Gottesdiensten oder sozialen Aktionen mitzugestalten, erzählt Faber. Nebenbei habe er sich mit Nachhilfestunden, Gartenarbeit oder Sommerjobs bei der Post erstes Geld verdient – Taschengeld gab es von zuhause keines.
Schicksalsschlag
In diesen jungen Jahren voller Tatendrang ereilte Faber mit nur 17 Jahren ein weiterer Schicksalsschlag neben der Scheidung seiner Eltern: Im Zuge einer Gesundenuntersuchung (zu der es nur kam, weil man ihn aufgrund seiner Sommerjobs für einen Postlehrling hielt), wurde ein Nierenproblem festgestellt. Die damals behandelnde Ärztin sprach den Verdacht aus, dass Fabers Nieren nicht mehr lange funktionstüchtig sein könnten. Ein harter Schlag für einen Teenager. Mithilfe einer Cortisonbehandlung konnte das Problem schlussendlich jedoch behoben werden.
Toni Pfarrer: Seine Berufswahl
Der Schock saß jedoch tief und wirkte sich auf Toni Fabers Berufswahl aus. „Wie kann ich mein Leben am sinnvollsten leben?“ habe er sich damals gefragt, erzählt er rückblickend im Gespräch mit News.at. Er habe ja nicht gewusst, ob er noch zwei, drei Jahre lebe oder doch 100 Jahre alt werde, so Faber. Aber er wusste: Er wollte das Beste draus machen. Also legte er die Berufs-Optionen des Tierarztes oder sogar eine mögliche Karriere-Option beim Bundesheer beiseite und entschloss sich, dem Vorbild seines Pfarrers zu folgen. „Er diente auf unaufgeregte Weise: bei Höhe- aber auch Tiefpunkten; bei den großen Festen wie Taufen und Firmungen, auch in schwierigen Situationen wie Krankheit und Leid.“ Und ein Dienst, der eine Gruppe zusammenführe und – halte, sei ein „sehr schöner Dienst.“ Die Einwände seiner damaligen Freundin, der große Lernaufwand und natürlich die Aussicht auf das Zölibat, tat Faber ab: Mit 17 denke man doch noch nicht ans Heiraten – und entschied sich für das Theologie-Studium.
Erste eigene Wohnung und Geld
So zog er noch im Maturajahr von zuhause aus und leistete sich mithilfe der Alimenten des Vaters und der Kinderbeihilfe eine Substandardwohnung im 5. Wiener Gemeindebezirk Margarethen. „Hab halt im Supermarkt einmal eine Semmel mit Wurst und Käse und einmal mit Käse und Wurst gekauft“, erzählt er heute mit Augenzwinkern. Heute verdient er natürlich mehr. "Ich kriege nicht so viel Gehalt wie ein Gymnasialprofessor, habe allerdings keine Mietkosten, und wir leisten uns zu zehnt den Luxus einer Pfarrersköchin", sagte er etwa 2016 in einem Gespräch mit der Presse.
Eintritt ins Priesterseminar nach anfänglichen Zweifeln
Nach einem halben Jahr an der Uni, spielte Faber erstmals mit der Überlegung, ins Priesterseminar einzutreten. Aber: Was bedeutet das? Viele Fragen drängten sich auf: „Muss ich mich jetzt vor der halben Weltbevölkerung verstecken? Muss ich meine Geschlechtlichkeit an einen Nagel vor die Tür hängen? Darf ich dann nur noch studieren und beten?“
Doch dieser neuen Lebensform beizutreten geht ein sechsjähriger Vorbereitungsprozess voran: „Das Priesterseminar bedeutete nicht, dass man vom Lebensstrom abgeschnitten ist, jedoch man bereitet sich auf eine ehelose Lebensform ohne eigene Familie, eigene Kinder vor“, erklärt Faber.
Toni Faber und das Zölibat
Faber entschied sich also dafür – und lebt seit über 30 Jahren im Zölibat. Was bedeutet das für einen Geistlichen wie ihn, der doch weltlichen Dingen wie Partys offenbar nicht abgeneigt ist? Faber bezeichnet es als „einen langen Weg durch verschiedene Lebensabschnitte“. An vorderster Front müsse er nicht für die Abschaffung des Zölibats kämpfen, das für ihn neben vielen Nachteilen auch einige Vorteile habe. „Wenn ich am Abend normalerweise um 10 oder 11 meine Türe schließe, habe ich für mich meine große Ruhe (wenn nicht gerade die Glocken mitten in der Nacht digital ferngesteuert losläuten)“, so der Dompfarrer, dessen Wohnung mitten am Stephansplatz in einem Gebäude der Erzdiözese Wien liegt. Und trotz der Sorgfaltpflicht, die er für sich und seine Gemeinde trage, sei er froh, dass er nicht die Sorge für eigene Kinder tragen müsse.
Und Frauen? „Wir sind als Menschen immer zur Gottesliebe, zur Nächstenliebe und zur Selbstliebe gerufen - und da gehört ungeheuer viel Emotionalität dazu. Das muss nicht heißen, sich mit einer konkreten Freundin oder Geliebten auszuleben, aber inkludiert natürlich Freundschaften, die mit einer ganz großen Wertschätzung und Verbindlichkeit gelebt werden. Und das andere geht die Öffentlichkeit nichts an“, lautet sein Statement dazu.
Toni Fabers Netzwerk
Dass er „mitten im Strom des Lebens schwimme“ und nicht perfekt „im Sinne von heilig und der Steigerungsstufe dazu: scheinheilig“ sei, werde von vielen ihm verbundenen Freunden und Familien akzeptiert. Und diese, das Netzwerk von Toni Faber, ist ein großes: Angefangen von den Obdachlosen der Stadt „die mich kennen“ bis zu den Schüler:innen der Schule am Judenplatz, wo Faber als Schulseelsorger im Einsatz ist.
Gast in der High Society
Und natürlich die gesamte Society. Toni Faber ist ein gern und oft gesehener Gast bei diversen Festivitäten und Events der „High Society“, was ihm bereits den Beinamen „Societylöwe“ beschert hat. Eine Belastung? Eigentlich nicht, so Faber, der es gut findet, dass er viel miteinander verbinden könne: „Ich kann mit diesem so genannten 'Prominent-Sein' auch viel Gutes tun, und das macht mir Freude“, sagt er.
Aber die zahlreichen Festivitäten sind auch kräfteraubend. Zu 100 bis 150 Geschäftseröffnungen, Events, Buchpräsentationen und mehr ist Toni Faber im Jahr eingeladen. Nein zu sagen, fällt ihm schwer, das Tempo ist hoch, seine Woche hat meist 60 bis 80 Stunden. Will er das weiter durchhalten?
Toni Faber und seine Zukunft
Früher habe er auf jeden Fall bis 75 arbeiten wollen, sagt er. Seit seinem 60. Geburtstag sei das allerdings nicht mehr ganz so in Stein gemeißelt. Auch wenn Faber bedacht darauf ist, Geist und Körper auf einer gesunden Ebene zu halten - den Körper durch bewusste Ernährung, den Geist durch regelmäßige Besuche beim Psychiater – taucht durchaus die Frage der Machbarkeit auf und auch des Willens. Vielleicht doch noch einmal andere Schwerpunkte setzen?
Wünsche danach, nicht mehr so „im Radl zu sein“ tauchen ebenso auf, wie die Natur zu genießen, mehr zu lesen und Wochenenden, an denen das Handy abgedreht wird im Sinne einer qualitativen Erholung. Bis jetzt nehme er sich diese Freizeit noch zu selten.
Ruhestand?
Aber noch hat Toni Faber viel vor, zu viel für den Ruhestand und das bloße Kümmern um die eigene Gesundheit: „Ich habe nicht die Absicht, möglichst gesund zu sterben. Ich werde nicht an Fettleibigkeit sterben und auch nicht an Alkoholismus, aber doch dort und da dem Leben dienen und Feste feiern. Und ich möchte lieben. Ich möchte noch viel in dieser Kirche und in dieser Welt bewegen. Möchte viel dazu beitragen, dass andere Menschen auch das ihnen zustehende Anrecht auf Leben und Gestaltung des Lebens bekommen.“