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Das sind die neuen Superstars der Magie

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©Bild: Matthias Köstler
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Zwei Niederösterreicher sind die Superstars der Magie-Szene: Thommy Ten und Amélie van Tass stellen Houdini und Copperfield in den Schatten. Können sie Gedanken lesen?

In einer versiegelten Plexiglasbox und unter ständiger Überwachung einer Live-Cam waren die Zahlen deponiert. Drei Tage vor der Nationalratswahl hatte das Magier- Duo die Ergebnisse der sechs führenden Parteien vorhergesagt. Die Zahlen stimmten bis auf ein Zehntel genau. Parade-Skeptiker Robert Kratky war sprachlos über den Zauber seiner Nachbarn. In Krems wohnen Thommy Ten und Amélie van Tass nämlich unweit des Ö3-Moderators. Im heimatlichen Niederösterreich trifft man den Kremser und die Hofstetten-Grünauerin aber selten. Daheim ist das Paar längst auf den Showbühnen dieser Welt, vor allem in den USA.

Am Broadway brachen die beiden 2017 mit ihrer Show im Palace Theatre die Rekorde der bis dahin tonangebenden Kollegen Houdini und David Copperfield. Ein Jahr zuvor erreichten Ten und van Tass bei der weltgrößten Talentshow "America's Got Talent" den zweiten Platz und unglaubliche Beliebtheitswerte bei den wöchentlich 16 Millionen Zusehern. In den folgenden drei Jahren wurden sie als Special Guests immer wieder vom Juroren-Team Heidi Klum, Simon Cowell & Co. eingeladen. Abgebrühte Showprofis kommen den Tricks der Magier dabei ebenso wenig auf die Spur wie Zauberei-Kollegen. "Das freut uns am meisten: Wenn wir sogar Kollegen faszinieren können, weil die keine Ahnung haben, wie wir das machen", ordnet Thommy Ten den Lohn für die jahrelangen Mühen ein.

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 © Sebastian Kono

Es waren rund 400 Auftritte im Jahr, die er zeitweise mit Partnerin Amélie van Tass spielte. Diese fünf Jahre der Vorbereitung, mit oft zwei Shows am Tag, erachtet er als maßgeblich für den heutigen Welterfolg. "Vor Publikum aufzutreten und zu üben war das Wichtigste. Dabei merkst du, was du verbessern musst. Die ständige Interaktion mit Menschen schärft deine Sinne. Auf diese Erfahrungen können wir heute aufbauen", erklärt er. Sind es also "nur" gute Menschenkenntnis und einstudierte Illusionen, mit denen man Wahlen vorhersagen kann? Thommy Ten zaubert mit Worten so versiert wie auf der Bühne.

"Wir arbeiten mit Illusionen, Showelementen und einer Mischung aus Phänomenen, die jeder kennt und die grundmenschlich sind", beschreibt er die Arbeit des Duos. Und verrät dabei -natürlich genau gar nichts. Dürfte er auch nicht. Der Ehrenkodex der Zaubervereinigung verbietet es, Tricks öffentlich zu machen. Alle Mitglieder des Verbands Magischer Ring Austria -so heißt die Zauberergilde in Österreich -haben ihn unterschrieben.

Ein Zauberkasten und Ehrgeiz

Thommy Ten hieß Thomas Höschele und war zwölf Jahre alt, als er zum jüngsten Mitglied der magischen Vereinigung wurde. Im gleichen Jahr setzte der Magische Zirkel von Deutschland für das Ausnahmetalent sogar das Mindestalter von 16 Jahren außer Kraft, um es in seinen Reihen begrüßen zu dürfen. Akribie und der Ehrgeiz, besser zu sein als alle anderen, hatten Thommy Ten dahin gebracht. "Ich habe mit zehn Jahren einen Zauberkasten bekommt wie viele andere Freunde auch", erzählt er. "Das war gleichzeitig das Problem: Als ich meine Tricks vorgeführt habe, wussten die anderen, wie sie funktionieren. Da war mir klar, dass ich etwas Eigenes erschaffen muss, wenn ich jemand begeistern will." Mit Akribie arbeitete er neben dem Studium zum Kommunikationsexperten an seinen Zauberei-Innovationen und war bereits mehrfacher österreichischer und deutscher Meister der Magie, als das Schicksal die Weichen beruflich und privat neu stellte.

Eine Castingshow und Liebe

Im Rahmen der österreichischen Castingshow "Die große Chance" traf Ten 2011 die diplomierte Sozialpädagogin und ausgebildete Tänzerin Christina Gruber, die heute als Amélie van Tass bekannt ist. "Es war die Zäsur, die alles neu geordnet hat. Uns war sofort klar, dass wir dieselbe Wellenlänge haben und Wunder kreieren wollen. Wir wollten eine Bühnenshow entwickeln, in der wir Magie aus menschlichen Phänomenen schaffen", erinnert er sich. Er nennt dabei das Beispiel vom Freund, der just dann anruft, wenn man gerade zufällig an ihn denkt. Oder doch kein Zufall? Geht es nach Ten und van Tass kann man zwischenmenschliche Verbindungen durchaus mittels Trainings verbessern. "Unsere Show basiert auf der jahrelang perfektionierten Verbindung zwischen Amélie und mir. Jeder Mensch kann seine Verbindungen zu anderen intensivieren", verspricht Ten. Bei ihm und van Tass hat es dazu geführt, dass zwei Jahre nach der Zusammenarbeit auch die Liebe ins Spiel kam -die bald eine Hochzeit krönen wird. Im April 2019 hat Ten auf Tahiti nach einem Tauchgang und Schwimmen mit Delfinen um die Hand seiner Amélie angehalten.

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 © Trae Patton/NBC Universal

Das gemeinsame Buch über die "Magie der Verbindung" haben die beiden schon davor geschrieben. Darin schildern sie samt Übungen zum Nachmachen, wie jeder im Alltag seine Verbindungen zu anderen Menschen stärken und ausbauen kann. Ten: "Die Idee ist uns gekommen, weil wir immer wieder gefragt worden sind, was unser Geheimnis ist und wie wir trainieren."

Ein WM-Titel und neues Zuhause

Den Anschein, dass es übernatürliche Kräfte gibt, wollen Thommy Ten und Amélie van Tass gar nicht erwecken. Sie sehen sich als Entertainer. "Unsere Show muss begeistern können. Auch eine Mentalmagie-Darbietung, bei der ja visuell nicht viel passiert, muss das Publikum bis in die letzte Reihe faszinieren", erklärt Ten den eigenen Anspruch. Im neuen Programm steigt van Tass deshalb in einen Wassertank, um unter Wasser Gedanken zu lesen. Bei Mentalmagie macht das Paar längst nicht Halt: "Wir denken nicht in Kategorien. Nennt es Illusion, Mentalmagie, Zauberei -alles richtig."

Mit diesem Erfolgsrezept sammelt das Duo, das in den USA unter dem Bühnennamen "The Clairvoyants" bekannt ist, in Fachkreisen Auszeichnungen am laufenden Band: 2015 erlangten Ten und van Tass gemeinsam den Titel Weltmeister der Mentalmagie. Zwei Jahre später erhielten sie den Branchenoscar der Academy of Magical Arts in Hollywood in der Königskategorie "Bester Bühnenact".

Ihr Bühnenname "The Clairvoyants" bleibt dabei Programm der beiden 32-Jährigen: Neben der vordergründigen Übersetzung "die Hellseher" steht er auch dafür, Dinge aus einer anderen Perspektive zu betrachten. So finden sich viele Ideen für neue "Tricks", wie Ten erzählt. 2020 touren sie damit auch in Österreich. Davor weihen sie ihren neuen Wohnsitz in Krems ein. Für die ausgebuchten Weltstars ein schöner Perspektivenwechsel.

Dieser Beitrag ist ursprünglich im Lifestyle-Magazin Lifedrive (2019/2020) erschienen!

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