Schlaflose Nächte hatte Drew Barrymore schon lange, bevor ihre zwei Kinder zur Welt kamen. Einschlafschwierigkeiten und Albträume begleiteten die Schauspielerin seit ihrer bewegten Kindheit und Jugend. Ihre Geschichte ist allen vertraut, die mit E. T. aufgewachsen sind und einst das kleine Mädchen beneidet haben, das dem Außerirdischen das Nach-Hause-Telefonieren beigebracht hat.
Die Rolle der Gertie im Steven-Spielberg-Hit machte Barrymore im Alter von sieben Jahren zum Weltstar. Mit 15 hatte sie sich vor den Augen der Öffentlichkeit in Drogen und Alkohol verloren und wiedergefunden. All das schwingt mit, wenn Drew Barrymore davon erzählt, dass es vor ihrer Mutterschaft genau zwei Nächte gab, in denen sie traumhaft entspannt und glücklich schlafen konnte.
Diese Erinnerung prägte Drew Barrymore
Eine davon liegt satte 20 Jahre zurück. "Wir waren im Haus deiner Eltern am See", erzählt sie und blickt ihren Ex-Mann, den kanadischen Komiker Tom Green, dabei direkt an. "Während ich da im Bett lag, hörte ich die beiden reden und spürte ihre Anwesenheit. Ich weiß noch genau, wie sehr ich dieses Gefühl von Geborgenheit und Zufriedenheit genossen habe". sagt sie, und ihre Stimme wird sanft wie ihre Gesichtszüge. Wenig später haben sie und der Ex Tränen in den Augen.
Moment wie diese machen die "Drew Barrymore Show" zum Hollywood-Gespräch und Must-see der Stunde. Statt Skandale und Effekthascherei zu verbreiten, teilt die Schauspielerin mit dem Publikum Herzenswärme und große wie kleine Gefühle aus Geschichten, die das Leben schrieb.
Keine Angst vor Gefühlen
Gut ein Jahr waren Green und Barrymore 2001 verheiratet. Seit 15 Jahren hatten sie einander nicht gesehen. Für Barrymores Show teilten sie nun Erinnerungen an die Pentax-K-1000-Kamera, mit der er sie einst fürs Fotografieren begeistern konnte. Und das erste Date, bei dem beide als erklärte Tierschützer Dutzende Hummer aufkauften, um ihnen anschließend feierlich im Meer die Freiheit zu schenken. "Ich werde dich ewig verehren und bin so stolz auf diese Freundschaft", schwören einander beide zum Abschied, und spätestens da heulen auch die Zuseher.
In den vier Wochen seit der Premiere ihrer täglichen Talksendung gab es auch leichtere Kost. Die Neo-Talkerin übte mit Jessica Alba einen der angesagten TikTok- Tänze. Danach ermunterte sie die Dreifach-Mama Alba, sich die geplante Auszeit ohne Kinder zu gönnen, nachdem in der Homeschooling-Zeit die Nerven blank gelegen waren. Mit Whoopie Goldberg verglich sie die Details der drei Ehen, die beide Frauen jeweils hinter sich haben. Mit Jane Fonda staunte sie über deren legendäre Partys und ein Leben ohne Männer.
Letzteres war auch Thema im Gespräch mit Charlize Theron. Seit fünf Jahren habe sie keine ernsthaften Verabredungen mehr gehabt, geschweige denn eine Beziehung, verriet die Oscarpreisträgerin. "Mein Leben mit dieser wunderbaren, adoptierten Familie ist so reich, dass es mir an nichts fehlt. Ich bin nie einsam, und wenn ich ins Bett gehe, wünsche ich mir meine Tage kein bisschen anders," erzählt Theron Kollegin und Freundin Barrymore.
Paris Hilton schämt sich ohne Tabus
Als Talkshow-Gastgeberin lädt Barrymore ihre Zuseher in ein Wohnzimmer zum Kaffeetratsch, bei dem die Freunde allesamt Superstars sind -dies aber aufgrund der langjährigen Freundschaft nicht raushängen lassen. "Die Gespräche sind von einer Leichtigkeit getragen, die man so nicht kennt. Niemand langweilt dich mit Werbung für einen neuen Film, im Mittelpunkt stehen Geschichte, die wir alle erleben. Well done", lobte das "People"-Magazin Barrymores Sendung.
Nebenbei teilt die Schauspielerin viele Erfahrungen mit den Kollegen. Sie kann glaubhaft verständnisvoll nicken, wenn Paris Hilton mit angespannter Miene von ihrer traumatischen Zeit in Erziehungsanstalten berichtet. "Es ist mir peinlich, dass die Menschen jetzt erfahren, wie ich in diesen Anstalten misshandelt wurde", gesteht die Hotel-Millionärin der Freundin. Trotzdem mache es ihr Mut, darüber zu sprechen, denn dass die Eltern sie dorthin schickten, empfindet Paris Hilton bis heute als Ungerechtigkeit.
"Ich habe es nicht verdient, dort zu landen. Meine Mutter und mein Vater waren sehr streng. Ich durfte keine Dates haben, kein Make-up tragen und keine Schultänze besuchen. Klar habe ich mich irgendwann rausgeschlichen, um tanzen zu gehen." Der ungeschminkte Tratsch über die unschönen Seiten eines vermeintlich glamourösen Lebens wurde binnen zweier Wochen fast zwei Millionen Mal auf Youtube angesehen und ausufernd zitiert. Es sind Barrymores Blessuren, Narben und die Erkenntnisse daraus, die ihre Show zum neuen TV-Renner machen.
Beim Blind Date versetzt
Drew Barrymore war neun Jahre alt, als sie sich erstmals betrank. Zehn beim ersten Joint. Zwölf, als sie begann, Kokain zu nehmen, und 15, als sie einen wohldokumentierten Drogenentzug machte. Wie reinigend die Therapieerfahrung für sie war, beschrieb sie im Buch "Little Girl Lost" und erfand sich als Schauspielerin im Komödienfach ("Eine Hochzeit zum Verlieben") und populären Frauenrollen ("Poison Ivy") sowie als Produzentin ("3 Engel für Charlie") neu. Neben der florierenden Karriere sorgten Privatheiten immer wieder für Schlagzeilen.
Nach der Kurzzeitehe mit Barbesitzer Jeremy Thomas, als Drew Barrymore 19 war, und der zweiten Ehe mit Tom Green schien sie vor acht Jahren in Kunsthändler Will Kopelman glücklich zu sein. Die Töchter Olive und Frankie sind heute acht und sechs Jahre alt, doch die Liebe hat die Eltern im Stich gelassen. Das Paar ist seit 2016 geschieden. Immer wieder hat Drew Barrymore es danach mit Blind Dates und Onlinedating versucht. "Aber, stell dir vor, ich wurde versetzt," berichtet sie entwaffnend offen in ihrer Show mit Jane Fonda. "Ich bin schon offen für eine Beziehung, aber ich suche nicht mehr danach", so das Resümee der dreifach Geschiedenen. Sie lacht dabei -und macht das Strahlen zum Markenzeichen.
Konkurrenz für "Ellen"
Diese Show ist Optimismus, lautete der Werbeslogan vor dem Start. Und Drew Barrymore liefert seitdem. Sogar montags. "Wir lieben Montage! Der Montag braucht ein neues Image!", begann die Golden-Globe-Gewinnerin ihre neue Talkkarriere vor drei Wochen. "Das ganze Wochenende denkt man daran, was am Montag alles Schreckliches zu tun ist. Stimmt's? Hey, am Montag kann man endlich loslegen damit!"
Viel Lob für die neue Sendung
Das Branchenmagazin "Vanity Fair" jubelte darüber, einen neuen Stern am Talkhimmel feiern zu dürfen, und verortete die Neo-Talkerin gleich in großen Fußstapfen. "Bisher hatte Ellen de Generes das Konzept des Nettseins und positiv Denkens für sich gepachtet. Nun muss sie sich warm anziehen", warnten sie in Richtung der strauchelnden Superstar-Talkerin des Senders NBC.
Ellen de Generes hatte sich nach mehreren Berichten von Angestellten vor laufender Kamera entschuldigen müssen. Dem Talk-Star war vorgeworfen worden, unhöflich, ausbeuterisch und kühl zu agieren, wenn die Kameras erst ausgeschaltet waren. Ein Angestellter berichtete, de Generes habe ihn heimgeschickt, um zu duschen, da er nicht angenehm gerochen hätte. Vertragsbrüche und rassistische Äußerungen wurden beklagt. Fehlt nur, dass Ellen de Generes bei Drew Barrymore ihr Herz ausschüttet.
