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Neues vom Volkstheater und ein Geburtstagsgruß

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Heinz Sichrovsky

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Die künstlerische Abbruchimmobilie vom Arthur-Schnitzler-Platz ist eventuell noch nicht verloren. Und eine pöbelnde französische Politikerin, die den großen Depardieu belästigt hat, nahm den Lunacek-Weg

Was wollte ich Ihnen nicht alles ins neue Jahr mitgeben, als mir das (Gott sei Dank ungleiche) Traumpaar Eva Blimlinger/Armin Wolf mit Expertisen zum Neujahrskonzert in die Absichten gegrätscht ist! Nicht ohne Ihnen für das reiche Aufkommen an zustimmenden Leserbriefen zu danken, habe ich daher heute etwas nachzutragen.

Zuvor allerdings würde ich Sie gern über die Entwicklungen in der Causa Volkstheater informieren. Direktor Voges legt bekanntlich ab Herbst 2025 einen beruhigend geräumigen Sicherheitsabstand zwischen sich und uns (er wechselt nach Köln). Nun tritt in diesen Tagen die Findungskommission zusammen, um im Verlauf der allernächsten Wochen zum Dreiervorschlag zu gelangen. Spätestens Ende Februar sollen wir wissen, worauf sich die Wiener Kulturstadträtin mit der (dankenswert zur Einbringung entschlossenen) Staatssekretärin Mayer verständigt hat. Der Hang der Kommunalpolitikerin zu auswärtiger Provinz könnte leicht die Regisseurin Anna Bergmann nach sich ziehen. In deren erster Saison als Intendantin in Karlsruhe durften nur Frauen inszenieren. Das klingt schlüssig, und ich blicke der disziplinenübergeifend strengen Verengung auf Transpersonen, verbindlich mit ukrainischem Migrationshintergrund, in künftigen Volkstheaterspielplänen interessiert entgegen.

Sollte die Seele der Stadträtin doch keine Karlsruhe finden, hört man von einer ermutigenderen Option, obwohl sich erstklassige Leute wie Paulus Manker, Thomas Gratzer oder Alexander Pschill entweder nicht beworben oder keine Aussichten auf Erhörung haben. Die Alternative zum Befürchtbaren wäre erste Klasse: Die Österreicherin Marie Rötzer, 56, hat das Landestheater Niederösterreich elegant in die Hochliga pilotiert, unter anderem in die Jahresbestenliste europäischer Theaterproduktionen der "New York Times" (der universalgeniale Nikolaus Habjan hat das mit einer Jelinek-Erstaufführung zustandegebracht). Hört man nun, dass Marie Rötzer den Kreuzweg zum Arthur-Schnitzler-Platz, geb. Weghuberpark, eventuell sogar mit dem belgischen Welttheatermann Luk Perceval antreten könnte, so wäre das ein Quantensprung aus der Wanne-Eickler Bezirksliga, der seinesgleichen suchte. Man hat Marie Rötzer schon das Burgtheater zugetraut, und abgesehen vom Staunen, dass sie sich aus dem kommoden Landestheater in eine künstlerische Abbruchimmobilie verändern will, bleibt nur noch ein Bedenken: Nicht nur Habjan sähe sie lieber an der "Josefstadt", für deren 2026 scheidenden Direktor Föttinger ein halbwegs adäquater Nachfolger erst gefunden werden muss.

Soweit dies, und jetzt zur Abarbeitung des drängendsten Themenrückstands: Ich habe dem großen, sehr großen Schauspieler Gérard Depardieu nachträglich zum 75. Geburtstag zu gratulieren. Die Ovation ist, naturgemäß etwas gedämpfter, auch auf Emmanuel Macron und 50 bedeutende Kunstschaffende, unter ihnen Charlotte Rampling, Carla Bruni und Bernard Blier, zu erstrecken. Sie alle wandten sich (wörtlich) gegen die Lynchjustiz, die man Depardieu zum Wiegenfest unter Missachtung jeglicher Unschuldsvermutung angedeihen lassen wollte.

Was er aktuell begangen hat? Er soll mehrfach unkeusche Worte gebraucht haben, unter anderem vor sechs Jahren in Nordkorea. Und eine tief bedauernswerte Schauspielerin, der er angeblich 1982 erfolglos unter den Rock fassen wollte, hat im vergangenen Dezember Suizid begangen. Dass man auch nur daran denken konnte, zwischen dieser Tragödie und einer 41 Jahre zurückliegenden Nichtigkeit Parallelen herzustellen, belegt die Schamlosigkeit der gewerblichen Denunzianten, an deren Spitze eine gewisse Rima Abdul Malak Depardieu eine "Schande für Frankreich" nannte. Unerklärt blieb, was all das mit Depardieus überragendem Wirken als Künstler zu tun haben könnte.

Die Pointe hat es in sich: Kulturministerin Malak ist mittlerweile einer Regierungsumbildung zum Opfer gefallen. Denken Sie da auch an die grüne Kunststaatssekretärin Lunacek, die sich zum Einstand des Koalitionsverhängnisses ordinär über dem Nobelpreisträger Peter Handke erleichtert hat und von der eigenen Klientel aus dem Amt befördert wurde? In offenbarer Ermangelung einschlägig alphabetisierten Personals hat man sich dafür der SPÖ-nahen früheren Sektionschefin Andrea Mayer, einer Scholten-Schülerin, versichert. Auf ihr ruht schon in der Causa Volkstheater die eine oder andere Hoffnung. Und sollte der ihr vorgesetzte Fachminister Kogler, eine gefürchtete Koryphäe, absehbar nicht mehr für die Kunst brennen dürfen (ein wenig höher hätte die Summe schon sein können), wäre das Avancement der parteifreien Staatssekretärin eine ermutigende Option.

Was meinen Sie? Schreiben Sie mir bitte: sichrovsky.heinz@news.at

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