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Rätselhafte Deals um Russen-Hotels

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Rätselhafte Deals um Russen-Hotels.

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Die Familie des russischen Oligarchen Andrey Metelskiy hat in Tirol und Wien mehrere Hotels bzw. Liegenschaften gekauft. Jetzt drohen Zwangsversteigerungen und Insolvenzen - die Hintergründe sind undurchsichtig.

Andrey Metelskiy gehört zu jenen schwerreichen Russen, die sich Österreich für ihre geschäftlichen Aktivitäten ausgesucht haben. Der ehemalige Moskau-Chef der Putin-Partei "Einiges Russland" bzw. dessen Familie haben Hotels und Liegenschaften in Tirol und Wien gekauft, die nun die heimischen Gerichte beschäftigen. Konkret geht es um die Maximilian Holding, zu der das Hotel Mozart Vital in Ried im Oberinntal sowie das Hotel Maximilian und der Tirolerhof samt Apartmenthaus in Serfaus gehören.

Im Jahr 2019 prangerte der russische Oppositionspolitiker und mittlerweile zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilte Putin-Gegner Aleksej Nawalny Geldflüsse und ein undurchsichtiges Firmenkonstrukt rund um die Immobiliendeals an. Er warf Metelskiy vor, Liegenschaften mit Geldern dubioser Herkunft gekauft und mindestens 52 Millionen Euro aus Russland transferiert zu haben. Dabei sei auch die österreichische Niederlassung der mittlerweile sanktionierten russischen Staatsbank VTB involviert gewesen. Gegenüber russischen Medien bestätigte Metelskiy damals zwar geschäftliche Aktivitäten seiner Verwandten, wies aber zurück, damit etwas zu tun zu haben. Offizieller Eigentümer war zu dem Zeitpunkt Metelskiys Mutter Eldibitta - die ihre Anteile 2019 aber an ihren Enkel, Andrey Metelskiys gleichnamigen Sohn, übertrug.

Ausstehende Zahlungen

Aktuell stehen die Metelskiy-Hotels vor der Zwangsversteigerung. Angestrebt wird diese von der Tiroler Sparkasse - und zwar wegen ausstehender Zahlungen bzw. offener Kreditraten, wie eine Sprecherin der Bank gegenüber News erklärt. Das Versteigerungsverfahren sei bereits 2020 eingeleitet worden und laufe derzeit noch.

Das Bezirksgericht Landeck hat die Versteigerungen jedenfalls Mitte 2021 bewilligt und entsprechende Eintragungen im Grundbuch vornehmen lassen. Daraus ist zu entnehmen, dass sich die Forderungen auf mehr als drei Millionen Euro plus Zinsen belaufen. Ein Edikt mit den Eckdaten zur Auktion wurde bisher allerdings noch nicht veröffentlicht.

Allerdings dürfte das in einem Fall nach Ablauf der Rechtsmittelfrist demnächst geschehen, sagt Andreas Stutter, Sprecher des für das Bezirksgericht Landeck zuständigen Landesgerichts Innsbruck. Bei einem weiteren Hotel werde momentan noch ein Bewertungsgutachten erstellt.

Laut Branchenkennern habe die Tiroler Sparkasse auch deshalb die Zwangsversteigerungen angestrebt, weil sie so sicher sein könne, ihre Forderungen auf jeden Fall in voller Höhe vollstreckt zu bekommen - anders, als wenn einer der Betriebe möglicherweise in die Insolvenz schlittere und das Institut dann vielleicht nur eine geringe Quote erhielte. Die Metelskiy-Hotels seien prinzipiell arrivierte, gut gehende Betriebe gewesen, würden derzeit aber mit einem Bruchteil ihres tatsächlichen Wertes in den Büchern stehen, heißt es.

Konkurs der Muttergesellschaft

Gegen die Muttergesellschaft des Hotelbetreibers, die Sotour Austria Hotelbetriebs GmbH in Wien, wurde zudem am 22. Dezember des Vorjahres der Konkurs eröffnet. Diese ist wiederum zur Übergesellschaft Sotour Maximilian GmbH zwischengeschaltet. Die ehemalige Betreiberin des Hotels Strudlhof ist laut dem Kreditschutzverband von 1870 (KSV) seit 2019 nicht mehr tätig und weist Passiva von rund 400.000 Euro auf. Betroffen sind zwölf Gläubiger - im Wesentlichen Lieferanten wie Telefon- oder Energieanbieter oder Bürodienstleistungen, die nach wie vor auf die Begleichung ihrer offenen Forderungen warten. Zudem soll es eine Forderung gegenüber der Sotour Maximilian GmbH in Höhe von 500.000 Euro geben - womit an sich die Gläubigeransprüche befriedigt werden könnten. Eine Verbindung zum Versteigerungsverfahren der Tiroler Sparkasse gegen die Metelskiy-Hotels gebe es in der Angelegenheit jedoch nicht.

Zweites Insolvenzverfahren

Ebenfalls ein Insolvenzverfahren eröffnet wurde gegen die BPI Holding GmbH &Co Immobilien und Anlagen KG - und zwar schon am 12. November 2020. Über diese Firma soll Andrey Metelskiy junior die Geschäfte der Familie steuern, wird kolportiert. Im Firmenbuch ist er als unbeschränkt haftender Gesellschafter eingetragen. Kommanditisten sind weiters die Mozart Vital Hotel GmbH mit einer Einlage von 223.305,45 Euro sowie die Hotel Maximilian GmbH mit 74.435,15 Euro. An beiden Gesellschaften wiederum ist neben Metelskiy junior unter anderen auch Dmitry Leonovich beteiligt, der als Prokurist und Hotel-Mitgesellschafter die Beherbergungsbetriebe de facto managt.

Gegenüber der "Tiroler Tageszeitung" ("TT") erklärte Leonovich Mitte März, dass weder das von der Tiroler Sparkasse angestrebte Versteigerungsverfahren noch der Konkurs der Sotour Austria Auswirkungen auf den Betrieb der Hotels habe. Die Hotels würden ausschließlich mit Eigenmitteln arbeiten, Verbindlichkeiten würden bedient, die Hotels funktionierten. Die Versteigerungsverfahren seien Zahlungsschwierigkeiten in der Pandemie geschuldet, weil Förderungen bzw. Corona-Gelder von Cofag und Land noch nicht geflossen seien, so Leonovich zur "TT".

Ein Blick in die EU-Transparenzdatenbank zeigt indes, dass die Sotour Maximilian GmbH von der Covid-19-Finanzierungsagentur Cofag einen Zuschuss in Höhe von 541.530 Euro erhalten hat. Genehmigt wurde dieser am 8. Jänner 2021 (siehe auch Kasten).

Beim BPI-Holding-Konkursverfahren betragen die Passiva laut KSV 5,4 Millionen Euro. Sie verteilen sich auf mehrere Gläubiger vor allem aus der Baubranche, aber auch bei der Finanz soll es Außenstände geben. "Der Schuldner hat Unternehmen mit Umgestaltungsarbeiten beauftragt und dann einfach nicht bezahlt", sagt ein mit der Causa befasster Jurist, der nicht genannt werden will. Es dränge sich der Verdacht auf, dass dabei mit Absicht vorgegangen worden sei.

Kaufrückabwicklung

Das Insolvenzverfahren hat nun durch jüngste Aktivitäten des Masseverwalters Norbert Abel zusätzlich Brisanz bekommen: Der Wiener Rechtsanwalt hat nämlich gegen einen von der BPI Holding getätigten Verkauf eine Anfechtungsklage eingebracht. 2010 erwarb die Hotel Maximilian GmbH vom Gewerkschaftsbund die BPI Holding GmbH &Co. Immobilien und Anlagen KG und damit das Strudlhof-Hotel samt dazugehörigem Palais. 2019 verkaufte die mittlerweile Metelskiy gehörende BPI Holding dann den Strudlhof-Komplex samt 5.500 Quadratmetern Grundfläche für 25 Millionen Euro an das Immobilienunternehmen Vision Estate Vienna mit Sitz in Innsbruck. Und ein gutes Jahr späte wurde die BPI Holding insolvent. Im Zuge des Konkursverfahrens ist Masseverwalter Abel der Deal offenbar nicht ganz sauber vorgekommen. Nachdem er sich die Verkaufsmodalitäten genauer angesehen hatte, brachte er vor Kurzem beim Handelsgericht Wien eine Anfechtungsklage gegen den Strudlhof-Kauf durch die Vision Estate Vienna ein. Auf Anfrage von News bestätigt Abel, die Anfechtungsklage eingebracht zu haben, will jedoch darüber hinaus keine näheren Auskünfte erteilen. Laut KSV wäre eine Kaufrückabwicklung im Interesse der Gläubiger, weil dann der Strudlhof-Komplex der Masse zufließen würde.

Die Liegenschaft soll nämlich, so Immo-Kreise, wesentlich mehr wert sein als die 25 Millionen Euro. Ein Gutachten aus dem Jahr 2017 bewertete sie schon damals mit 35 Millionen Euro. Angesichts der Marktentwicklung in den vergangenen Jahren sei davon auszugehen, dass der Preis weiter erheblich gestiegen sei, heißt es. Im Grundbuch ist die Immobilie mit 37,7 Millionen Euro belastet; allein die Erste Bank habe ihre Kredite mit Pfandrechten in Höhe von 29,4 Millionen Euro besichert, so die "TT".

Ruf nach Offenlegung

Auch dem Tiroler Klubchef der Neos, Dominik Oberhofer, der selbst Hotelier ist, sind die Vorgänge rund um die Metelskiy-Betriebe suspekt. Abgesehen davon, dass die Hotels so wie alle anderen in der Branche Corona-Hilfe bekommen hätten, müssten sie grundsätzlich angesichts von Historie und Lage gut gehen. Dass Zahlungen nicht geleistet und Kredite nicht bedient würden sowie Zwangsversteigerungen und Insolvenzverfahren im Raum stünden, lasse die Vermutung zu, dass mit System gehandelt worden sei. "Für mich ist das ein Fall für den Staatsanwalt, weil hier auf Kosten der Gläubiger vorgegangen wird", so Oberhofer, der Metelskiy auffordert, Farbe zu bekennen, auf welcher Seite er steht: "Außerdem soll er seine Hotels für ukrainische Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen."

Die Metelskiy-Familie selbst hält sich zu den Vorgängen ebenso bedeckt wie Mitgesellschafter und Prokurist Leonovich, der operativ in die unternehmerischen Aktivitäten eingebunden ist und als Sprachrohr nach außen agiert. Zum weiteren Schicksal der Hotels, dem BPI-Konkurs, dem Strudlhof-Verkauf und der Anfechtungsklage durch Masseverwalter Abel wollte er auf Anfrage von News außer "kein Kommentar" nichts sagen.

Dieser Beitrag erschien ursprünglich im News 13/2022.

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