Eine Zeit lang hatten Nachtzüge wenig Charme. Sie galten als unbequem, schmuddelig und auf manchen Strecken als nicht ganz ungefährlich. Doch das hat sich in den vergangenen Jahren grundlegend geändert.
Slow Travel ist angesagt. Es geht nicht mehr darum, möglichst schnell von einem Ziel zum nächsten zu hetzen, um es auf der persönlichen Bucket List abhaken zu können. Es geht vielmehr wieder um das Reisen an sich, um das Entdecken und sich dabei zu entspannen.
Gleichzeitig steigt das Bewusstsein für Nachhaltigkeit, sodass manche Urlauber nicht mit dem Flugzeug fliegen wollen, sondern den klimaschonenden Zug bevorzugen. Schließlich bedeutet ein Personenkilometer mit dem Flieger 418 Gramm CO2, mit dem Zug hingegen nur acht.
Künftig mehr Privatsphäre
In den vergangenen Wochen sind zudem die Spritpreise stark gestiegen. Eine lange Anfahrt mit dem Auto ist daher deutlich teurer als in vergangenen Jahren und damit ebenfalls ein Grund, auf den Zug umzusteigen.
Diesem Trend tragen viele Bahnbetreiber Rechnung und investieren unter anderem in neue Schlaf- und Liegewagen. So verkehrt der Caledonian Sleeper auf der Strecke von London nach Edinburgh seit 2019 mit modernsten Waggons mit 1,9 Meter langen Betten und dimmbarem Licht. Die Doppelabteile verfügen über eine eigene Dusche und ein WC.
Ab 2023 bekommt auch die ÖBB neue Nightjets. Alleinreisende müssen sich dann keine engen Liegewagen mehr mit fremden Passagieren teilen. Für sie stehen künftig auch sogenannte Mini-Cabins für mehr Privatsphäre zur Verfügung. Im Schlafwagen haben ab kommendem Jahr alle Abteile Dusche und WC, und an Bord wird es kostenfreies WLAN geben. Gleichzeitig werden zusätzliche Nachtzugverbindungen in den Fahrplan aufgenommen, etwa die legendäre Strecke Wien-Paris.
Tipps für eine gute Fahrt
Wer in diesem Sommer mit dem Nachtzug fahren will, muss sich beeilen: Die Züge sind in den Ferien bereits gut ausgelastet. Zudem gilt wie bei Flügen: Je früher gebucht wird, umso günstiger das Ticket.
Für die Reise selbst ist es sinnvoll, Ohrstöpseln und Schlafbrille einzupacken. Denn es kann durchaus vorkommen, dass ein Mitreisender schnarcht oder im Nachbarabteil gefeiert wird. Beim Gepäck sollte eher gespart werden. Die Abteile sind klein, bei Vollbelegung ist es oft schwierig, ausreichend Stauraum für Koffer zu finden. Wertsachen am besten während der Fahrt nahe am Körper tragen.
Um wirklich ausgeschlafen am Ziel anzukommen, ist es empfehlenswert, in Komfort zu investieren und im Liege- oder Schlafwagen zu reisen. Im Gegensatz zum billigeren Waggon mit Sitzen ist es hier möglich, sich hinzulegen.
Doch egal, für welche Option man sich entscheidet, sobald man es sich bequem gemacht hat und der Zug gleichmäßig rattert, ist klar: Endlich geht die Reise los.
HOCH IM NORDEN
Oslo-Bodø
Oslo-Bodø
Knapp hinter dem Polarkreis, über 1.400 Kilometer von Norwegens Hauptstadt Oslo entfernt, liegt Bodø, der perfekte Ausgangspunkt, um die Lofoten zu besuchen. Die Strecke ist spektakulär, es zahlt sich aus, ab und zu aus dem Fenster zu schauen. Schließlich wird es im Sommer nur kurz dunkel.
Fahrtdauer: 19 Stunden
Streckenlänge: 1.440 km
Infos und Tickets: www.sj.no
IN DIE STADT DER LIEBE
Wien-Paris
Wien-Paris
Es ist für viele Österreicherinnen und Österreicher eines der Traumziele: Paris, die Stadt der Liebe. Seit Dezember vergangenen Jahres ist es nach vierzehn Jahren endlich wieder möglich, mit dem Nachtzug von Wien in die französische Hauptstadt zu reisen. Drei Mal wöchentlich verkehrt der Nightjet auf derselben Strecke wie einst der legendäre Orient-Express, der 1977 zum letzten Mal Passagiere beförderte.
Fahrtdauer: 14 Stunden
Streckenlänge: 1.300 km
Infos und Tickt: www.oebb.at
GROSSBRITANNIEN
London-Edinburgh
London-Edinburgh
Von Großbritanniens Hauptstadt in die schottischen Highlands: Der Caledonian Sleeper, der auf dieser Strecke verkehrt, ist seit drei Jahren mit neuen Schlafwagen ausgestattet und gehört zu den modernsten und bequemsten Linien-Nachtzügen Europas.
Fahrtdauer: 9 Stunden
Streckenlänge: 531 km
Infos und Tickets: www.sleeper.scot
IN DEN SÜDEN
München-Zagreb/Rijeka
München-Zagreb/Rijeka
Kroatien zählt zu den beliebtesten Sommerzielen der Österreicher. Die meisten reisen mit dem Auto an, kilometerlange Staus sind an den Ferienwochenenden die Folge. Entspannter geht es mit dem Nachtzug, der von München nach Kroatien fährt und dabei in Salzburg hält. Um einen Platz zu ergattern, ist es aber vor allem in der Hauptreisezeit notwendig, rechtzeitig zu buchen.
Fahrtdauer: 9 Stunden nach Zagreb bzw. 10 nach Rijeka
Streckenlänge: 550 km
Infos und Tickt: www.oebb.at
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Der Beitrag erschien ursprünglich im News 21/2022.
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