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Peter Thiel: Der deutsch-US-amerikanische Milliardär & Investor im Porträt

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Peter Thiel

Peter Thiel

©Bild: Getty/Somodevilla
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Er nannte Freiheit und Demokratie unvereinbar und scheut keinen Regelbruch. Silicon-Valley-Milliardär Peter Thiel macht als Arbeitgeber von Altkanzler Sebastian Kurz Schlagzeilen - als gefürchteter Machtmensch und visionäres Genie.

Steckbrief Peter Thiel

  • Name: Peter Thiel

  • Geboren: Am 11. Oktober 1967 in Frankfurt/Main

  • Ausbildung: abgeschlossenes Philosophie-Studium an der Stanford University (B.A.), Juris Doctor

  • Beruf: Investor

  • Familienstand: verheiratet mit Matt Danzeisen (Hochzeit 2017 in Wien)

Wenn im letzten Jahrzehnt zwischen Burgenland und Bodensee vom Silicon Valley die Rede war, lagen die in Namen gegossenen Assoziationen klar auf der Hand. Als Pioniere und Vordenker wurden Milliardäre wie Facebooks Mark Zuckerberg, Amazons Jeff Bezos, Elon Musk von Tesla oder Twitter-Gründer Jack Dorsey beschrieben und gefeiert. Zuletzt auch kritisch beobachtet und lautstark kritisiert. Der Name Peter Thiel schaffte es diesseits des Großen Teichs kaum, ein Haushaltsname zu werden. Zuckerberg? Klar, der von Facebook. Thiel?

Peter Thiel - Mächtigster Mann der US-Gründerszene

Der Deutsche gilt als einflussreichster und mächtigster Mann der US-Gründerszene, dessen Philosophie allen voran Mark Zuckerberg sowie dessen ganze Generation prägte. Wenn heute jedes Kind den Facebook-Chef kennt, Thiel jedoch erst jüngst auf die große Weltbühne abseits der Tech-und Wirtschaftswelt tritt, wollte er es vermutlich so.

In Österreich sorgte der in Deutschland geborene Tech-Milliardär 2021 erstmals für Schlagzeilen. In seiner Heimat erhielt er den Frank-Schirrmacher-Preis zu Ehren des deutschen Publizisten Frank Schirrmacher, und der damalige Bundeskanzler Sebastian Kurz sollte die Laudatio halten. Thiels Wirken "in der Analyse der Chancen und Risiken des technologischen Fortschritts" war als auszeichnungswürdig erachtet worden wie auch seine "intellektuellen Impulse, die er ohne Rücksicht auf Denkverbote" setze.

Kritisch twitterten damals wenige, darunter der deutsche Publizist und Historiker Nils Minkmar: "Schirrmacher rotiert im Grabe."

Peter Thiel und Sebastian Kurz

Nachdem Korruptionsvorwürfe und sein darauffolgender Rücktritt Kurz' Laudatio für Thiel verhinderten, hörte man Anfang des Jahres 2021 wieder von beiden: als bekannt wurde, dass der Exkanzler ab Februar für Thiel arbeiten wird. "Globaler Stratege" lautet seine Aufgabe bei der Investmentfirma Thiel Capital, was vermutlich bedeutet, Lobbying in Regierungskreisen zu betreiben. Die geschäftliche Liaison zwischen dem 54-jährigen Tech-Visionär und dem 35-jährigen Ex-Regierungschef sorgte für anhaltende Faszination und Irritation und Schlagzeilen verschiedenster Stoßrichtung.

... zwei Egomanen mit einem untrüglichen Blick für Menschen, die ihnen nützlich sind oder werden könnten

Als "zwei Egomanen mit einem untrüglichen Blick für Menschen, die ihnen nützlich sind oder werden könnten" beschreibt das Polit-Magazin "Cicero" die Paarung und ortet "zwei politische Borderliner mit dem Antimerkmal hoher Impulskontrolle bei Lustgewinn durch kalkulierte Grenzüberschreitungen". Dagegen feiert "Welt"- Chefredakteur Ulf Poschardt die beiden auf Twitter mit kurzen, aber deutlichen Worten: Peter Thiel sei einfach ein "Genie" und Sebastian Kurz bleibt ein "brillanter Kopf".

Die Erzählungen rund um Sebastian Kurz' neuen Arbeitgeber waren gefangen zwischen zwei Polen: der Verneigung vor Peter Thiels Karriere und dem Misstrauen bis hin zur Angst angesichts seiner Macht.

PayPal, Facebook und Palantir

Thiel war Mitgründer des Bezahldienstes PayPal, dessen Börsengang ihn im Alter von 34 Jahren zum Milliardär machte. Er gründete u. a. einen Hedgefonds und wurde 2004 erster externer Kapitalgeber von Facebook. 2003 war er Mitgründer vom Palantir, dem heute etwa 50 Milliarden Dollar schweren Produzenten von Überwachungssoftware weltweiter Geheimdienste.

Hang zur Dystopie

Der Name Palantir verrät Thiel als "Herr der Ringe"-Fan. In Tolkiens Epos sind dies die weissagenden Steine, die die Macht ihrer Herrscher unterstützen. Wer das krud findet, sollte wissen, dass der frühere Philosophiestudent und leidenschaftliche Verfasser von Essays einen Hang zu dystopischen Szenarien hat. In seiner Rede zur Würdigung mit dem Frank-Schirrmacher-Preis sprach er von gefährlichen neuen Ideen, die wir dennoch zu unserer Rettung bräuchten. "Wir sollten auch nicht vergessen, dass die Parole des Antichrist 'Frieden und Sicherheit' lautet. Und heute müssen wir eher den Antichrist fürchten als Armageddon", so Thiel im vergangenen Oktober.

Peter Thiels Portfolio

Früh investierte er in zahlreiche Start-ups wie Spotify und Airbnb. Auch seltsam anmutende Beteiligungen zählten zu seinem Portfolio, etwa die lebensverlängernde Bluttherapie Parabiose oder der Seasteading-Plan, der eine Gründung neuer Staaten auf künstlichen Inseln im Meer vorsieht. Sein Business-Ratgeber "From Zero to One" verkaufte sich bis zum Bestsellerstatus und festigte Thiels Status als gefragter Redner. Heute sind auch europäische Firmen zunehmend Ziel seiner Beteiligungsstrategie. Thiel ist kein Techguru und kein Start-up-Visionär und steht nicht an der Spitze eines marktführenden Weltunternehmens. Trotzdem ist sein Einfluss in der Gründerszene und nunmehr in der Politik einzigartig. Biograf Max Chafkin bezeichnet in seinem 2021 erschienenen Buch den "Thielismus als dominanten Ethos des Silicon Valley".

Peter Thiels Kindheit

Auf der Suche nach den Motiven, die den radikalen Vordenker antreiben, beschreibt der Bloomberg-Journalist in seiner 2021 auf Deutsch erschienen Biografie auch dessen Kindheit. Thiel wurde in Frankfurt geboren und zog kurze Zeit später mit seiner Familie in die USA, da der Vater als Experte für Bergbau tätig war. Weitere Stationen führen die Familie Mitte der 70er-Jahre nach Namibia. Sesshaft wurden Thiels konservativ-christliche Eltern bei San Francisco.

Thiels Rachefeldzug gegen "Gawker"

Die meisten seiner Quellen wollten nur anonym mit Chafkin sprechen, aus Angst vor Thiel, wie der Autor im Gespräch mit dem "Time"-Magazin meint. Er erinnert an den beispiellosen Rachefeldzug, den der Investor gegen den Celebrity-und Medien-Blog "Gawker" führte. Dieser hatte 2007 Thiels Homosexualität publik gemacht, worauf Thiel im Jahr 2016 einen Rechtsstreit von Wrestler Hulk Hogan gegen "Gawker" finanzierte, an dessen Ende der Bankrott des Blogs stand.

Mobbing-Opfer

Chafkin schildert Thiels Kindheit als Opfer von Mobbing. Demnach stellten Mitschüler im Garten von Thiels Eltern "Zu verkaufen"-Schilder auf und fragten ihn dann nach dem Abreisedatum. "Ich denke, in Stanford ging es ihm ähnlich, und das erklärt seine Abneigung gegen das Universitätswesen. Deshalb kritisiert er Unis und gewährt Studenten ein Stipendium, wenn sie die Uni abbrechen und ihre Gründerideen ohne Abschluss umsetzen", sagt Chafkin. Bis zu jeweils 100.000 Dollar soll Thiel an bis zu 20 Studenten im Jahr demnach bereits vergeben haben.

Studium und Karriere-Beginn von Peter Thiel

Er selbst brillierte im Philosophie-und Jusstudium und plante danach Anfang der 90er-Jahre eine Karriere als Anwalt in New York. Es mutet klischeehaft an, dass er nebenbei als Student mit einer Elo-Zahl von 2.199 zu den tausend besten Schachspielern der USA gehörte. Der Kanzleijob fesselte den gern als hochintelligent und rastlos beschriebenen nur wenige Monate. Er arbeitete als Derivatehändler und gründete 1996 in Kalifornien seinen eigenen Anlagefonds Thiel Capital Management, wo er heute noch CEO ist.

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Die "PayPal-Mafia" und Thiels Netzwerk

Als die Start-up-Szene Ende der 90er-Jahre zu fliegen begann, manövrierte er sein Geld und Talent dahin, wo die Zukunft entstand. Mit Computernerd Max Levchin gründete er den digitalen Bezahldienst PayPal. Das Kernteam des Milliarden-Grundsteins ist seit einem Covershooting für "Fortune" im Mafiastil unter dem Spitznamen "Paypal-Mafia" bekannt: Elon Musk avancierte im Zuge einer Fusion zum CEO des Bezahldienstes (bevor Thiel ihn während dessen Hochzeitsreise absetzte). Reid Hoffman wurde danach mit LinkedIn erfolgreich, drei weitere PayPal-Gründer mit YouTube. Auch Geschäftsmodelle wie Yelp oder Reddit stammen von Mitgliedern des damaligen Teams.

Es ist kein Zufall, wenn Journalist Chafkin die deutsche Version seiner Biografie (engl.:"The Contrarian") mit eindeutigem Untertitel versah: "Wie der Pate des Silicon Valley die Welt beherrscht".

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Peter Thiel mit Donald Trump

 © Getty/Angerer

Einzug in die Politik und Verbindung zu Donald Trump

Während man sich im Silicon Valley vom ersten Goldrausch erholte, zog der PayPal-Milliardär als Unterstützer der Republikaner weiter in die Politik. Er war 2016 Delegierter im Team von Donald Trump und thematisierte als erster Parteitagsredner in der Geschichte der Republikaner seine Homosexualität - unter tosendem Beifall. Es sei dem konservativen Auditorium, das der gleichgeschlechtlichen Ehe eher kritisch gegenübersteht, nichts anders übrig geblieben, kommentierten TV-Stationen.

Ich bin stolz, homosexuell zu sein. Ich bin stolz, ein Republikaner zu sein.

Es sei einzig Thiels Redekunst geschuldet gewesen: "Jeder Amerikaner hat seine Identität. Ich bin stolz, homosexuell zu sein. Ich bin stolz, ein Republikaner zu sein. Vor allem bin ich stolz, Amerikaner zu sein!" Während Trumps Präsidentschaft war Thiel sein Berater und unterstützte ihn laut Forbes-Berichten mit Spenden in Höhe von rund 1,25 Millionen Dollar. Dass das Engagement für den republikanischen Präsidenten aus der demokratischen Silicon Valley-Hochburg mehr als ungewöhnlich erachtet wurde, war Thiel egal. Vor vier Jahren entschied er ohnehin, die Tech-Blase Richtung Los Angeles zu verlassen. Im Valley seien alle klugen Köpfe gleichgeschaltet und intolerant gegenüber Ideen von konservativer Seite, so seine Begründung.

Sein Buch beschreibt, dass Firmen besser funktionieren als Regierungen, weil sie nur einen Entscheidungsträger haben -ähnlich einer Diktatur. Demokratie ist für ihn der Feind

Thiels radikale Denkweise

Die ökonomischen und gesellschaftspolitischen Pläne, die Thiel verfolgt, nennt der Bloomberg-Journalist und Biograf beängstigend und rückt sie gegenüber dem "Time"-Magazin an die Grenze faschistischer Ideen. "Sein Buch beschreibt, dass Firmen besser funktionieren als Regierungen, weil sie nur einen Entscheidungsträger haben -ähnlich einer Diktatur. Demokratie ist für ihn der Feind", so Chafkin.

Nachlesen kann man Thiels radikale Denkweise in seinem Buch "From Zero to One". Es entstand aus einem Seminar, das der Start-up-Philosoph an seiner Alma Mater, der Universität Stanford, als Vortragender 2012 leitete. Demnach ist freier Wettbewerb abzulehnen, weil durch ihn Profite sinken. Wettbewerb sei etwas für Verlierer, so die Kernaussage, während Monopole das Werkzeug zum Erfolg seien.

Ich halte Freiheit und Demokratie für nicht länger miteinander vereinbar.

Diese Denkweise hindert Thiel nicht daran, sich gleichzeitig zum Libertarismus zu bekennen. Die Philosophie stellt die persönliche Freiheit über staatlichen Einfluss und basiert auf der Befürwortung des freien Marktes. Da der letzte Teil nicht ins Bild passte, formulierte ihn Thiel eben neu. Den Kern seiner Weltanschauung brachte er 2009 in einem Essay so auf den Punkt: "Ich halte Freiheit und Demokratie für nicht länger miteinander vereinbar." Chafkin warnt vor dem Ziel einer Gesellschaft, die statt von demokratischen Regierungen von Start-up-Milliardären gelenkt wird. Auch das kratzt Peter Thiel kaum. Denn auch folgendes Zitat stammt von ihm: "Lieber soll man mich böse als unfähig darstellen."

Unternehmer:innen

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