Ein Passivhaus ist eine gute Wahl, wenn man auf Nachhaltiges Bauen setzt. Denn das Passivhaus spart durch seine effiziente Wärmedämmung und sein spezielles Lüftungssystem jede Menge Energie. Welche Vorteile diese Bauform hat und mit welchen Kosten man rechnen muss.
- Was versteht man unter einem Passivhaus?
- Wann spricht man von einem Passivhaus?
- Passivhaus vs. Niedrigenergiehaus: Wo ist der Unterschied?
- Wie viel kostet ein Passivhaus?
- Welche Vorteile hat ein Passivhaus?
- Welche Nachteile gibt es?
- Mit welchen laufenden Kosten muss man rechnen?
- Welche Heizung eignet sich für ein Passivhaus?
- Wie wird die Temperatur im Passivhaus reguliert?
- Passivhaus in Österreich: Anbieter:innen und Verbreitung
- Passivhaus-Erfahrungen
Was versteht man unter einem Passivhaus?
Unter einem Passivhaus versteht man ein Gebäude, das so gut wie keine Energie zum Heizen benötigt. In den meisten Gegenden von Österreich ist der Bau eines Passivhauses möglich.
Passivhäuser müssen so gut gedämmt sein – und zwar an der Außenfassade, dem Dach und der Bodenplatte –, dass die Wärmeverluste nach außen gegen Null gehen. Da trotzdem immer ein geringer Teil der Wärme entweicht, werden passive Energiequellen – also die Körperwärme der Bewohner, die Abwärme der Elektrogeräte oder die Sonneneinstrahlung genutzt, um die Raumtemperatur angenehm zu halten.
Damit verbrauchen Passivhäuser rund 90 Prozent weniger Energie für Heizwärme als Altbauten. So können Heizungsanlagen entsprechend kleiner ausfallen. Ganz weglassen kann man sie leider nicht, da man immer noch Warmwasser benötigt. Doch wie und welche Systeme hier zum Einsatz kommen, wird sehr individuell gestaltet.
Wann spricht man von einem Passivhaus?
Laut der Wiener Umweltanwaltschaft sind einige wenige Eckpunkte entscheidend.
Ein Passivhaus darf nicht mehr als 15 kWh pro Jahr und Quadratmeter Wohnfläche für die Heizung aufwenden - zum Vergleich: Standard-Häuser haben einen Heizwärmebedarf von bis zu 200 kWh pro Jahr und Quadratmeter.
Die maximale Heizlast darf nicht höher sein als 10 W pro Quadratmeter.
Wie man diese Einsparung erreicht, bleibt jedem Bauherren selbst überlassen.
Es gibt keine Vorgaben zu den verwendeten Baustoffen oder der eingesetzten Technik.
Ein Passivhaus muss also kein Holzhaus, sondern kann auch ein Massivbau sein. Beide Bauformen haben Vorteile und Nachteile:
Passivhaus aus Holz: Vorteile | Nachteile | ||
---|---|---|---|
Holz ist umweltschonend und ein nachwachsender Rohstoff | Viele Fehlerquellen bei Schutz vor Wärme und Feuchtigkeit | ||
Kurze Bauzeit (Fertigteile) | Risiko von Holzschädlingen | ||
Wärmebrücken wie Fugen lassen sich gut dämmen | Schall- und Brandschutz ist schlechter als bei Massivbau |
Passivhaus Massivbau: Vorteile | Nachteile |
---|---|
gute Außendämmung bzw. Wärmedämmung (Wände als Wärmespeicher) | höhere Energie- und Arbeitsaufwand bei Errichtung |
Stabilität und Beständigkeit | weniger nachhaltig als Baustoff Holz |
sehr witterungsbeständig | |
kein Risiko von Schädlingsbefall des Baustoffes |
Passivhaus vs. Niedrigenergiehaus: Wo ist der Unterschied?
Das Niedrigenergiehaus ist quasi die Vorstufe zum Passivhaus. Hier wird von einem Heizwärmebedarf von weniger als 50 kWh pro Jahr und Quadratmeter ausgegangen.
In der Praxis bedeutet das, dass man bei einem Passivhaus ohne kontrollierte Wohnraumlüftung nicht auf die niedrigen Werte kommt. Bei einem Niedrigenergiehaus ist diese Art der Lüftung nicht notwendig.
Während beim Passivhaus eine klassische Heizung im Idealfall nicht notwendig ist, benötigt man im Niedrigenergiehaus auf jeden Fall eine Form von Heizung – sei es mittels Photovoltaik, Wärmepumpe oder Biomasse.
Den Niedrigenergiehaus-Standard kann man auch bei einer Sanierung erreichen. Aus einem bestehenden Gebäude ein Passivhaus zu machen, ist technisch gesehen eine enorme Herausforderung und eine große finanzielle Investition (sofern überhaupt durchführbar).
Wie viel kostet ein Passivhaus?
Bauunternehmen geben Baukosten von 1.400 bis 2.000 Euro pro Quadratmeter an. Schätzungsweise liegen die Kosten für ein Passivhaus bei 5 bis 15 Prozent über denen eines konventionellen Hauses.
Welche Vorteile hat ein Passivhaus?
Der größte Vorteil ist natürlich die enorme Energieeinsparung. Zwar ist dies bei hohen Energiepreisen besonders wichtig, doch auch bei sinkenden Kosten macht die Ersparnis noch einiges aus. Weitere Vorteile sind:
Es wird nicht nur das Geldbörserl, sondern auch die Umwelt geschont – je weniger Heizenergie gebraucht wird, umso weniger Energie muss erzeugt und transportiert werden (egal ob Öl, Gas oder Strom).
Für die Frischluftversorgung ist eine kontrollierte Wohnraumlüftung zuständig, die die Luftqualität in den Räumen immer im optimalen Bereich hält. Lärm, Staub oder Pollen bleiben so draußen.
Für den ganz geringen zusätzlichen Wärmebedarf tut es dann entweder eine Wärmepumpe mit Photovoltaik oder fürs Warmwasser auch eine Solarthermieanlage.
Welche Nachteile gibt es?
Als Nachteil bei Passivhäusern wird oft empfunden, dass im ganzen Haus annähernd die gleiche Temperatur herrscht. Wer es also im Schlafzimmer gerne kalt und im Bad gerne warm hat, könnte ein Problem bekommen. Weitere Nachteile sind:
Schlafen bei offenem Fenster z. B. ist nicht möglich, denn so verteilt sich die kalte Luft im ganzen Haus und es kühlt aus – die Temperatur dann wieder auf ein angenehmes Niveau zu bekommen ist schwierig.
Manche Nutzer:innen klagen auch über zu trockene Luft durch die Wohnraumlüftung. Dies kann man durch die richtige Einstellung allerdings in den Griff bekommen.
Ein Passivhaus verlangt von seinen Bewohnern und Bewohnerinnen eine Umstellung der Lebensweise. So hat man beispielsweise kaum Möglichkeiten, die Raumtemperatur aktiv anzupassen.
Die Lüftungsanlage muss regelmäßig gewartet werden.
Die Baukosten sind teurer als bei herkömmlichen Häusern.
Passivhäuser+: Planung - Konstruktion - Details - Beispiele
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Mit welchen laufenden Kosten muss man rechnen?
Hier schlagen natürlich die Stromkosten zu Buche. Abgesehen von der normalen Nutzung für Elektrogeräte kommt der Verbrauch für die Wohnraumlüftung und eventuell für die Wärmepumpe dazu. Wenn man aber z. B. eine Photovoltaikanlage mitplant, kann man diese Kosten minimieren. Sollte man das Warmwasser über eine Solarthermieanlage erzeugen, fallen auch hier nur geringe Kosten an. Grobe Schätzungen gehen von 50,- bis 60,- Euro an monatlichen Kosten aus. Doch dies ist wirklich sehr verallgemeinernd, denn die unterschiedlichen Möglichkeiten führen zu vollkommen anderen Kostensituationen.
Welche Heizung eignet sich für ein Passivhaus?
In vielen Passivhäusern werden zum Heizen Wärmepumpen eingesetzt – und zwar sowohl für den kleinen Rest an Heizwärme als auch zur Warmwasserbereitung. In diesem Zusammenhang wird die Wärmepumpe gerne mit einer Photovoltaik-Anlage kombiniert, um die Kosten weiter zu senken.
Genauso ist es möglich, ausschließlich Solarthermie für das Warmwasser zu verwenden und auf eine zusätzliche Heizung gänzlich zu verzichten. Es können zudem – etwa im Wohnzimmer – Kaminöfen verwendet werden, um entweder die Übergangszeit oder Kältespitzen zu überbrücken. Außerdem ist so ein Kaminofen im Zimmer auch für die Stimmung gut.
Wie wird die Temperatur im Passivhaus reguliert?
Die Temperatur in einem Passivhaus lässt sich nicht – oder nur sehr eingeschränkt – individuell regeln. Da Heizkörper (oder Fußbodenheizung) fehlen, kann in den unterschiedlichen Räumen nur wenig Einfluss auf die Temperatur genommen werden.
Die kontrollierte Wohnraumlüftung sorgt für eine gute Luftqualität und einen ständigen Austausch, eine Temperaturregelung ist darüber nicht möglich.
Passivhaus in Österreich: Anbieter:innen und Verbreitung
Jede Baufirma in Österreich ist in der Lage, ein Passivhaus zu errichten. Da dies aber doch ein besonderes Verständnis von Bauphysik erfordert, sollte man sich an ein Unternehmen wenden, das schon Erfahrung damit hat. Eine Hilfestellung kann die Webseite von Passivhaus-Austria bieten. Dort findet man Spezialisten und Spezialistinnen, die ausreichend Expertise mitbringen. Im Fall eines Passivhauses ist – noch mehr als bei einem „normalen“ Hausbau - eine gute Beratung und eine fehlerfreie Umsetzung nötig. Sonst hat man weder viel Freude mit dem neuen Heim, noch kann man die Einsparungen in puncto Energie voll auskosten.
Wie weit das Passivhaus in Österreich verbreitet ist, dazu gibt es keine genauen und aktuellen Zahlen. Allerdings gibt es die weltweite Passivhaus-Datenbank "passivehouse-database.org", in die man die Passivhäuser eintragen kann – dies jedoch freiwillig. Laut dieser Datenbank geht man hochgerechnet von rund 16.000 bereits gebauten Passivhäusern in Österreich aus.
Zahlen aus dem Jahr 2021 von der Branchenstudie "Branchenradar Fertigteilhäuser in Österreich 2021" zeigen jedoch eher einen rückläufigen Trend in Bezug auf den Neubau von Passivhäusern.
Passivhaus-Erfahrungen
Ein Punkt, den viele Erfahrungsberichte gemeinsam haben, ist: Planung ist alles. Wer gut informiert ist, richtig plant (das setzt die Hilfe von Experten und Expertinnen voraus) und sich im Klaren ist über Vor- und Nachteile, der ist am Ende meistens zufrieden mit dem Ergebnis.
Viele Stimmen im Internet sind der Meinung, dass sich die hohen Kosten nicht amortisieren – doch das hat sich spätestens seit der Energiekrise geändert. Durch die hohen Energiekosten rechnen sich die Mehrkosten deutlich schneller.
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