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Neues aus Nordkorea

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Alltagsleben - Neues aus Nordkorea
©k.A.
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Viel sickert nicht über das abgeschottete Land durch, aber Nordkorea ist kein völliges Mysterium. Nicht erst seit den Treffen zwischen US-Präsident Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un haben sich die Grenzen des Landes für Reisende geöffnet. Immer wieder besuchen Touristen, Journalisten und Interessierte aus den USA und aller Welt die "Demokratische Volksrepublik Korea". Und auch Nordkoreaner, die das Land verlassen haben, liefern wertvolle Einblicke. Was sie über das Land und seine Bewohner erzählen, vermittelt einen Eindruck vom Alltag der Menschen dort.

Menschen verbeugen sich "in choreographierten Wellen", beschrieb "The New York Times"-Reporter Gardiner Harris 2018 seine Eindrücke vom Besuch des Großmonument Mansudae. Am Mansu-Hügel in Nordkoreas Hauptstadt Pjöngjang ragen die Bronze-Statuen des Staatsgründers Kim Il-sung und seines Sohnes Kim Jong-il (der Vater des jetzigen Machthabers). Im Sommer 2018 bekamen Harris und andere Journalisten im Tross der US-amerikanischen Delegation erste Eindrücke von Pjöngjang. Sie reisten im Zuge des Treffens zwischen Trump und Kim Jong-un in das abgeschottete Land.

Nur nicht auffallen

Ihre Autos seien beinahe die einzigen auf der Fahrt vom leeren Flughafen ins Zentrum von Pjöngjang gewesen und ohne Begleitung - oft in Form von Soldaten - durften die US-Gäste keinen Schritt machen. Die Nordkoreaner schienen die Ausländer absichtlich zu ignorieren, lediglich die Kinder hätten gestarrt. So weit entspricht das Bild von Nordkorea den Klischees. Allerdings betonen Reisende, die längere Zeit in Nordkorea verbracht oder sogar dort gelebt haben, dass das Leben der Nordkoreaner nicht völlig abseits der uns bekannten Norm abläuft. Die Einwohner gehen ins Kino, sie fahren Ski, trinken Cola, studieren oder gehen einer geregelten Arbeit nach. Außerhalb der Norm ist nicht das Leben der Nordkoreaner, sondern das Regime unter dem sie Leben. Und das zeigt sich auch im Alltag.

Ein Land im Wandel

Momentan verändert sich das Land stark, wie ehemalige Einwohner und Reisende schildern. Vieles wird modernisiert. "Nordkorea ist ein Land im Wandel, es bewegt sich von der Isolation in Richtung Fast Food, Smartphones und plastische Chirurgie", sagte der australische Student Alek Sigley im März 2019 gegenüber der britischen Zeitung "The Guardian". Der 29-Jährige - er spricht fließend Koreanisch - studierte mehrere Monate an der Universität in Pjöngjang. Und gab immer wieder Einblicke in den Alltag der Hauptstadt. Dass über allem nach wie vor die eiserne Faust des Machthabers schwebt, bekam der Student Ende Juni 2019 zu spüren. Er wurde wegen Spionagevorwürfen verhaftet und eine Woche später wieder freigelassen. Mittlerweile hat er des Land verlassen. Die Kommunikation des Australiers mit der US-Website "NK News" dürfte dem Regime nicht gefallen haben. Das Portal veröffentlicht regelmäßig Erzählungen von Menschen, die in Nordkorea gelebt haben oder leben.

Auf Twitter schreibt Sigley, dass er es bedauert, sein Masterstudium an der "Kim Il Sung Universität" nicht abschließen zu können. Seine Freunde in Pjöngjang und die Stadt selbst werde er sehr vermissen. Was ihm bleibt, sind seine Eindrücke vom Land: Derzeit entwickelt sich in Nordkorea eine neue Gesellschaftsklasse, die sich über Konsum definiert. Laut dem Australier geschieht das aufgrund der zunehmenden Liberalisierung bestimmter Wirtschaftssektoren. Im Alltag gehört ein Restaurantbesuch daher zur Normalität, Fastfoodketten nach amerikanischem Vorbild sind dabei ebenso gefragt wie Sushi oder China-Restaurant-Nachbildungen. Einkaufen kann man dort - dem Import sei dank - fast sämtliche westliche Marken, angefangen von Adidas über Haribo-Gummibären bis hin zum Dove-Duschgel. Auch die inländischen Produktionen würden an Qualität gewinnen, wie Sigley schildert. Das Papier von Notizbüchern erstrahlt nun in Weiß statt in Grau. Internet ist immer noch tabu, dennoch lässt das Regime die Technologie weiter ausbauen, sodass die internen Netzwerke zunehmend besser werden. Und auch in der U-Bahn von Pjöngjang finden sich bereits sogenannte Smartphone-Zombies.

Im Video: Skurrile Gesetze, die in Singapur gelten

© Video: News.at

Alles zu Ehren der Familie Kim

Egal welcher Erzählung man folgt: Der Alltag der Nordkoreaner ist stark geprägt von der Verehrung der Familie von Kim Jong-un. Das Wort "Demokratisch" in "Demokratische Volksrepublik Korea" existiert nur auf dem Papier. US-Autor Travis Jeppesen besuchte die Hauptstadt Pjöngjang im Sommer 2016 als Student (übrigens über Alek Sigleys Reiseagentur "Tongil Tours"). Er erzählte der "New York Post", dass er jeden Morgen um 5.00 Uhr Früh durch laute Musik aus den öffentlichen Lautsprechern geweckt wurde und zwar von der instrumentalen Version des Songs "Where Are You, Dear General?", ein Lied zu Ehren von Kim Il-sung.

Die meisten Frauen auf der Straße würden Röcke tragen, obwohl in einigen Positionen auch Jeans erlaubt seien. In jeder Wohneinheit habe es einen offiziellen Spion des Regimes gegeben, der alle Handlungen der Bewohner an die Regierung weiterleitet. Hin und wieder sei ein Auge zugedrückt worden. So vermietete eine ältere Frau ihr Zimmer als "Stundenhotel", um ihr Einkommen aufzubessern. Andererseits habe er an einem Tag beobachtet, wie eine Eisverkäuferin vor seinen Augen plötzlich gewaltsam von zwei großen Polizisten abgeführt wurde.

Ebenfalls einige Zeit in Nordkorea verbrachte der britische "Monty Python"-Darsteller Michael Palin. Der Schauspieler und Reisejournalist drehte dort einen Dokumentarfilm für den britischen Sender "Channel 5". Palin selbst berichtete über zahlreiche Vorschriften, die sie beim Filmen zu beachten hatten. Beispielsweise durften die Statuen von Kim Il-sung und Kim Jong-il nur im Ganzen aufgenommen werden. Zwischendurch durfte die Crew gar nicht filmen. Jeglicher Müll auf der Straße oder Einwohner, die obenrum nur ein Unterhemd trugen, durften ebenfalls nicht ins Bild. Ständig wurden sie von Militärs begleitet und überwacht. Danach gefragt, ob er eine Bibel mit sich führe, habe er mit "Nein" geantwortet. Er sei während der gesamten Dreharbeiten sehr, sehr vorsichtig gewesen.

"Michael Palin in North Korea". Sehen Sie hier einen Ausschnitt aus der Doku.


Abseits der strikten Regimepolitik ähnelt der Alltag teils den westlichen Gepflogenheiten. Über die US-Website "NK News" (North Korea News) haben Nordkoreaner, die mittlerweile im Ausland leben, verraten, wie man sich das tägliche Leben in dem abgeschotteten Land vorstellen kann:

Nordkoreaner und der Alkohol

Nordkoreaner trinken laut Angaben eines Einheimischen viel und harten Alkohol. "Es gibt nicht viele Bars, aber Alkohol kann in Restaurants getrunken sowie am Markt oder in Fabriken (die alkoholische Getränke herstellen; Anm. der Red.) gekauft werden, um zu Hause getrunken zu werden", erzählt ein Nordkoreaner. In seinem Heimatort habe es nur ein Restaurant gegeben, das Alkohol verkauft habe und das sei sehr gut gegangen. Es gäbe in Nordkorea zwei Sorten von Alkohol: Nummer eins, den Alkohol für Machthaber Kim Jong-un, und Nummer zwei, den Alkohol für alle anderen.

Der Nummer-eins-Alkohol sei nicht öffentlich erhältlich, aber man könne über gute Beziehungen an ihn herankommen. Er wird "aus Kartoffeln hergestellt und hat den besten Geschmack". Früher habe nur inländischer Alkohol verkauft werden dürfen, mittlerweile seien auch importierte Alkoholika am Markt. Generell sei der Alkohol in Nordkorea hochprozentig. Obwohl verboten, brennen viele Nordkoreaner ihren Schnaps selbst, um ihn dann auf lokalen Märkten zu verkaufen. Die Behörden sind dagegen machtlos.

Militärische Begeisterung

In-hua Kim, Autorin bei "NK News" wurde in den 1960ern in Nordkorea geboren. Ihr Mann war jahrelang Soldat. Sie erzählt, dass das Leben nicht so hart ist, wenn man beim Militär ist. Kleidung und Essen würden Soldaten und ihre Familien vom Staat erhalten, deshalb würden Soldaten sich bemühen, nicht aus dem Militärdienst entlassen zu werden.

Ein anderer Nordkoreaner berichtet: Die meisten Soldaten dienen in Nordkorea zehn Jahre lang. Weibliche Soldaten dienen im Schnitt sieben Jahre lang. Die Spezialeinheit, die Bodyguards von Machthaber Kim Jong-un, müssen 13 Jahre ableisten. "Dieser Militärdienst ist in Nordkorea verpflichtend, die meisten Männer gehen nach dem High-School-Abschluss zum Militär", sagt der Ex-Bürger. Wer ein naturwissenschaftliches oder technisches Studium absolviert, muss nur für drei Jahre zum Militär - ein Relikt aus der Zeit von Kim Jong-il, der diese Wissenschaften so fördern wollte.

High Heels und rauchende Frauen

Seit einiger Zeit betreibt Nordkorea eine Anti-Raucher-Kampagne. "Viele Nordkoreaner rauchen", schreibt die Nordkoreanerin Je Son Lee, die das Land 2012 verließ. Nach 2005 seien junge Frauen, die in der Öffentlichkeit rauchen verpönt gewesen, das habe sich aber geändert. Allerdings gäbe es beim Rauchen aus der Tradition heraus Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Bei Männer sei das Rauchen anerkannt, Frauen würden es eher in den eigenen vier Wänden tun. Generell werde das Rauchen bei älteren Personen respektiert, es gilt aber als unschicklich, wenn jüngere Leute vor älteren Rauchen. Beim Alkohol sei das nicht der Fall, das Trinken von Alkohol sie allgemein gesellschaftlich akzeptiert - unabhängig von Alter oder Geschlecht.

Und nordkoreanische Frauen kleiden sich zumindest, was das Schuhwerk betrifft genauso modern wie westliche Frauen. Eine Nordkoreanerin erzählt, dass das Tragen von High Heels nichts Ungewöhnliches sei, schon in den 1960ern und 70ern hätten die Frauen derartige Schuhe getragen.

Bei aller Alltagsnormalität ist eines Fakt: In Nordkorea ist die menschenrechtliche Situation weiterhin bedenklich. Laut dem "Amnesty International Report" von 2017/2018 waren "nach wie vor bis zu 120.000 Personen in den vier bekannten Straflagern für politische Gefangene inhaftiert, in denen sie gefoltert und anderweitig misshandelt wurden und Zwangsarbeit leisten mussten." Einige der Menschenrechtsverletzungen seien Verbrechen gegen die Menschlichkeit gleichgekommen. Auch ausländische Staatsangehörige seien festgenommen worden und für lange Zeit in Haft geblieben.
Wer also in dieses Land reist, sollte sich dessen bewusst sein.

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