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Frauensachen aus Männersicht

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Journalismus erlebt seit 40 Jahren einen Verweiblichungsschub. Er endet meistens vor den redaktionellen Topjobs. Und im Medienmanagement sind Frauen Exoten. Das ist schlecht für ein Metier, das die Avantgarde gesellschaftlicher Entwicklung sein sollte

Dass diese Kolumne erst nach dem Internationalen Frauentag erscheint, ist das kleinere Übel als die zu geringe Aufmerksamkeit für drei bemerkenswerte feminine Personalien in der Vorwoche. Anna Thalhammer werkt seit März als Chefredakteurin des "profil", Gabriele Waldner-Pammesberger leitet interimistisch die Radio-Information des ORF und Silvia Lieb wurde zur Vorstandsvorsitzenden der Moser Holding (MoHo) ab 2024 nominiert. Dabei ist letztere die am wenigsten öffentlichkeitswirksame, aber bedeutsamste Nachricht. Nie zuvor hatte eine Frau eine gewichtigere Managementposition in einem großen privaten österreichischen Medienhaus. Denn die MoHo ist nach Red Bull (ServusTV), Mediaprint ("Krone", "Kurier") und Styria ("Kleine", "Presse") die Nummer vier im Lande. Neben ihrem Flaggschiff "Tiroler Tageszeitung" hält sie u. a. 50 Prozent an der marktbeherrschenden Wochenzeitungsgruppe RMA. Vor CEO Lieb gab es allenfalls im öffentlich-rechtlichen Bereich mehr weibliche Medienverantwortung - allen voran Monika Lindner als ORF-Generaldirektorin (2002 bis 2006). Die Moser Holding erzielte zuletzt 170 Millionen Euro Marktumsatz.

Ebenso vor allem hinter den Kulissen zieht mittlerweile Waldner-Pammesberger die Fäden. Sie war schon bei der Medienpräsentation des neuen multimedialen Newsrooms (MMNR) auf dem Küniglberg statt Hannes Aigelsreiter aufgetreten, der vom Radio-Chefredakteur zum Sport-Boss des Hauses wird. Die einzige journalistische Führungskonstante im MMNR sind also ausgerechnet Gerald Heidegger und Christian Staudinger, die beiden ORF-Online-Köpfe. Während sie um den weitgehenden Erhalt ihrer "blauen Seite" kämpfen, hat die TV-Information nach dem Rücktritt von Chefredakteur Matthias Schrom (künftig verantwortlich für "Smart Producing") ebenfalls eine interimistische Leiterin: Eva Karabeg. Sollten letztlich statt je einem Häuptling für Fernsehen, Radio und Digital nur zwei für alles übrig bleiben, könnte die Frauenriege in dieser Position also wieder wachsen.

Chefredakteurinnen sind in Österreichs Massenmedien immer noch selten und allenfalls im öffentlich-rechtlichen Bereich keine Ausnahmefälle mehr: In ORF III ist Lou Lorenz-Dittlbacher auf Ingrid Thurnher gefolgt - neben Eva Schindlauer und Stefanie Groiss-Horowitz die dritte Frau im fünfköpfigen Direktorium. Auch die Landesfilialleiterinnen bilden ein Trio: Karin Bernhard (Kärnten), Waltraud Langer (Salzburg) und Esther Mitterstieler (Tirol). Doch während es mit Doroteja Gradistanac (FM4) und Veronika Dragon-Berger (ORF Sport+) zwei Senderleiterinnen gibt, ist Angelika Simma-Wallinger (Vorarlberg) die einzige regionale Chefredakteurin.

Insgesamt wirkt das ORF-Damenkorps in Topjobs aber geradezu als Armada im Vergleich zu den vereinzelten Kolleginnen im privaten Mediensektor. Auf der Managementebene ist das neben Silvia Lieb vor allem Eva Dichand. Für den Journalismus war Alexandra Föderl-Schmid, heute bei der "Süddeutschen", 2007 die erste Chefredakteurin einer Tageszeitung. Es folgten Eva Weissenberger und Antonia Gössinger (jeweils bei der Kärntner "Kleinen"). Dazwischen war Verena Daum-Kuzmanovic in dieser Funktion bei den "Vorarlberger Nachrichten". Ebenso wie Claudia Grabner bei der Kärntner "KTZ" sowie erst Esther Mitterstieler und dann Eva Komarek beim "WirtschaftsBlatt": Sie dienten jeweils als "last woman standing", bevor die Titel eingestellt wurden. Österreich hat heute nur noch 14 Tageszeitungen. Neben Martina Salomon vom "Kurier" ist aktuell Susanne Dickstein bei den "Oberösterreichischen Nachrichten" die einzige Chefredakteurin. Beim Magazinsektor schaut es besser aus. Ganz ohne Vorab-Aufsehen wie um Thalhammer schupft Kathrin Gulnerits hier bereits seit vier Jahren News - das zweite General-Interest-Weekly. Und bei den Monatstiteln mit Relevanz-Appeal ist ebenso (zu) wenig beachtet Elisalex Henckel seit 2022 Chefredakteurin von "Datum".

Bleibt die Frage, was dieses Namedropping abgesehen vom versäumten internationalen Frauentag soll. Aus der Fremdsicht des männlichen Kolumnisten ergibt sich ein trauriges Fazit: Vor zehn Jahren lief es besser für Geschlechtergerechtigkeit und Gleichstellung bei Medien-Topjobs. Dazu passt die jüngste spezifische Schlagzeile: "Managerin klagt ORF, sie werde nach Belästigungsvorwürfen beruflich benachteiligt." Benachteiligung von Benachteiligung. Das zweite ist das größere Problem.

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