Lange Zeit galt Marko Arnautović als nicht zu bändigendes Fußball-Talent. Unvergessen ist etwa seine Aussage, er könne sich das Leben eines Polizisten kaufen. Doch diese Zeiten sind längst vorbei, inzwischen mutierte der zweifache Familienvater zum ÖFB-Führungsspieler. Auch in der italienischen Serie A ist er sehr beliebt. Nach zwei Jahren bei Bologna wechselte er zu Inter Mailand.
Steckbrief Marko Arnautović
Name: Marko Arnautović
Geboren am: 19. April 1989 in Wien
Sternzeichen: Widder
Größe: 1,92 m
Gewicht: 83 kg
Beruf: Fußballer
aktueller Verein: Inter Mailand (Leihe)
Bisherige Vereine: FAC, Austria, Vienna, Rapid (alle im Jugendbereich), Twente Enschede (2006 - 2009), Inter Mailand (2009 - 2010), Werder Bremen (2010 - 2013), Stoke City (2013 - 2017), West Ham United (2017 - 2019), Shanghai Port FC (2019 - 2021), FC Bologna (2021 - 2023)
Beziehungsstatus: seit Juni 2012 verheiratet mit Sarah Arnautovic
Kinder: 2 Töchter - Emilia (*2012) und Alicia (*2015)
Marko Arnautović wurde am 19. April 1989 als Sohn einer Österreicherin und eines Serben in Wien geboren. "Was ich will, das mache ich. Ich werde mich für keinen Menschen dieser Welt ändern, für keinen", sagte Arnautović, der nur ganz selten längere Interviews gibt, einmal im News-Gespräch. Und erklärt damit gleichzeitig, weshalb sich seine Karriere als Fußballer auch als Skandalchronik lesen lässt.
"Mein Vater ist Serbe, meine Mutter Österreicherin. Ich liebe Österreich und ich liebe auch Serbien. Das muss jeder respektieren, weil ich habe überall Familie", erzählte Marko Arnautović vor einigen Jahren in einer Dokumentation des Streaming-Dienstes DAZN. "Wir sind in Österreich geboren. Unsere Mutter hat uns die österreichische Tradition beigebracht. Aber wir haben mehr Serbisch gelebt", so der Star-Kicker. "Aber ich hab' das gleiche Gefühl für Serbien wie für Österreich."
Vergleich mit Fußball-Kollege Zlatan Ibrahimovic
In der Jugend kickte Marko Arnautović bei etlichen namhaften Wiener Vereinen. FAC, Austria, Vienna, Rapid. Als 17-Jähriger ging er schließlich in die Niederlande zu Twente Enschede. Als "neuen Zlatan Ibrahimovic" priesen ihn die Medien damals. Mit dem schwedischen Superstar hat der Wiener nicht nur die Statur gemeinsam. Wie "Ibra" gilt auch Arnautović, dessen spielerische Qualitäten unbestritten sind, als ähnliche Diva. Während ihn in Wien die Trainer als "verhaltensauffällig" beschrieben, lebte sich der Edeltechniker in Enschede ein. Dort wohnte er zunächst bei einer Gastfamilie, später kamen sein Bruder Daniel und seine Familie in die Niederlande nach.
Marko Arnautović, Fußballer des Jahres
Im Jahr 2018 ging der Pokal für Österreichs Fußballer des Jahres an den schillerndsten heimischen Kicker des vergangenen Jahrzehnts - und markierte wohl auch den Endpunkt seiner Wandlung vom Enfant terrible zur Führungspersönlichkeit im ÖFB-Team. Marko Arnautović war nicht mehr nur Polarisierer und Schlagzeilen-Lieferant, er war rot-weiß-rotes Aushängeschild in der Premier League und Hoffnungsträger in der EM-Qualifikation.
Nicht immer verfügte Marko Arnautovic über ein derart hohes Standing bei seinen Mannschaftskollegen oder in der Öffentlichkeit. Er galt ÖFB-intern lange als hochtalentierter, aber anstrengender, weil exaltierter Zeitgenosse, dem Ex-Teamkapitän Christian Fuchs einst im Scherz einen "gesunden Poscher" attestierte.
Marko Arnautović und das gekaufte Leben
Sein überbordendes jugendliches Selbstvertrauen sorgte für manche Reibereien, so etwa im März 2011, als es unmittelbar nach dem 0:2 in Istanbul in der Kabine zu einem heftigen Konflikt zwischen Arnautović und Stefan Maierhofer kam. Irritationen gab es auch abseits des Rasens: Einen Polizisten soll er 2012 bei einer Auto-Routinekontrolle in Wien mit den Worten "Ich kann dein Leben kaufen" bedacht haben. Damals, in seiner Zeit bei Werder Bremen, war Arnautović Stammgast in den Klatschspalten der "Bild"-Zeitung.
Für Aufregung sorgt Marko Arnautović inzwischen nur noch auf dem Platz. Bei West Ham United wurde er von den Fans zum besten Spieler seines Clubs gewählt, obwohl Österreichs teuerster Fußballer unmittelbar nach seinem 28-Millionen-Wechsel von Stoke City im Sommer 2017 noch Startschwierigkeiten gehabt hatte. Doch der Offensivspieler mit einer kolportierten Wochengage von knapp 110.000 Euro hat sich mit beständig starken Leistungen längst in die Herzen der "Hammers"-Anhänger und angeblich auch in die Notizbücher von Top-Vereinen gespielt.
Gastspiel bei Inter Mailand
Zu einer der besten europäischen Adressen hatte es Marko Arnautović schon einmal geschafft, und zwar 2009/10 zu Inter Mailand. In dieser Spielzeit holten die Italiener das Triple aus Meisterschaft, Cup und Champions League, wobei es der zu Saisonbeginn verletzte Österreicher nur auf drei Einsätze in der Serie A brachte und in Cup und Champions League Zuschauer blieb. Der damalige Inter-Trainer Jose Mourinho ortete bei Arnautović den "Charakter eines Kindes".
Es war zumindest der Charakter eines Menschen, der schon in jungen Jahren einiges erlebt hatte. In Wien-Floridsdorf aufgewachsen, war Arnautović ständig in Fußball-Käfigen zu finden und machte Bekanntschaft mit dem Gesetz der Straße. "Ich habe nicht viel auf meine Eltern gehört und war immer draußen. Einige meiner Freunde sind ins Gefängnis gegangen", erzählte der ÖFB-Star.
Auch er selbst hätte durchaus auf die schiefe Bahn geraten können, sagte Arnautović vor einigen Jahren gegenüber der APA. "Es wäre vielleicht so gewesen, hätte ich es nicht als Fußballer geschafft. Ich hatte damals nicht so ein gutes Umfeld. Jetzt danke ich tausend Mal meiner Familie und Gott, dass es nicht so gekommen ist."
Von China nach Italien
Inzwischen kickt Marko Arnautović erneut in Italien. Nach einem Gastspiel in China beim Klub Shanghai Port FC, wechselte er im Sommer 2021 zum FC Bologna in die Serie A. Er habe in China "unvergessliche Momente" erlebt, schrieb Arnautović auf Facebook. Er sei dankbar für diese Erfahrungen. Leider müsse er aber Lebewohl sagen, denn: "Die Distanz zu meiner Familie und meinen Kindern ist der Hauptgrund, warum ich das tun muss."
Für den Transfer nach Italien sprachen laut Arnautović aber auch sportliche Argumente. "Es hatte auch damit zu tun, dass ich wieder in einer Top-Liga spielen wollte. Bologna wollte mich unbedingt haben, mir gefällt das Projekt, die Mannschaft, die Liga. Ich war voll überzeugt, zu Bologna zu gehen, wieder in Europa zu spielen und mich zu beweisen", meinte Arnautović und erzählte, es sei "viel Aufwand" für den Transfer nötig gewesen. "Jetzt bin ich glücklich."
Marko Arnautović bei Bologna
Im Sommer 2022 wurden Gerüchte über einen möglichen Transfer zu Manchester United laut. "Wir sind stolz, dass sich Manchester United für Arnautović interessiert, doch er ist der Mittelpunkt unseres Projekts und wir wollen mit ihm weitermachen", betonte Bolognas Sportdirektor Marco Di Vaio im Interview mit dem TV-Kanal Italia 1. "Es ist keine Frage des Preises, denn er ist unbezahlbar in dem, was er für uns darstellt. Er ist immer der erste im Training, um die anderen anzuspornen, er hat keinen Marktwert." Der englische Großclub hat schließlich von einer Verpflichtung Arnautovićs Abstand genommen
Und auch im Sommer 2023 gab es Gerüchte über einen Wechsel. Zunächst war der AS Roma an Marco Arnautović interessiert. Obwohl der Hauptstadt-Klub sein Angebot für den Österreicher von ursprünglich 3,5 Millionen auf 6 Millionen erhöhte, konnte Roma-Sportdirektor Tiago Pinto den FC Bologna nicht davon überzügen, Arnautović gehen zu lassen, berichtete der "Corriere dello Sport". Der ÖFB-Star selbst soll dem Transfer durchaus nicht abgeneigt gewesen sein, doch Bologna-Eigentümer Joey Saputa hielt ihn für unverzichtbar, hatte somit einige Wochen zuvor bereits ein Angebot vom AC Milan abgelehnt. Bei AS Roma wäre Arnautović auf einen alten Bekannten getroffen: Jose Mourinho kennt den Österreicher bereits aus der gemeinsamen Zeit bei Inter Mailand und wollte ihn unbedingt erneut unter seine Fittiche nehmen.
Marko Arnautović geht zu Inter Mailand
Dann zeigte auch Marko Arnautovićs Ex-Club Inter Mailand Interesse. Und diesmal stimmte Bologna dem Transfer zu. Wie die "Nerazzurri" mitteilten, wird Arnautovic von seinem Stammklub Bologna mit einer Kaufoption ausgeliehen. "Ich bin zurück. Ich freue mich so sehr, hier zu sein, und Euch im San Siro zu sehen und meine Teamkollegen zu treffen", sagte Arnautovic in einer kurzen Video-Botschaft in den sozialen Medien. Bei Bologna bedankte er sich für "2 wunderbare Staffeln".
Laut Angaben von Inter Mailand besteht bei Eintreffen bestimmter sportlicher Faktoren eine Kaufpflicht für den Nationalspieler. Bologna soll dafür laut Medienberichten rund 10 Millionen Euro bekommen. Beim Champions-League-Finalisten winkt Arnautovic im Herbst seiner Karriere noch ein Titel. Trotz seiner schillernden Karriere hat er bis dato noch nicht viele davon in seiner Sammlung. "Ich bin hierher gekommen, weil ich etwas gewinnen möchte, und hier bei Inter muss man etwas gewinnen", bestätigte er im Interview mit dem CL-Finalisten
Marko Arnautović privat
Privat ist Marko Arnautović eine treue Seele. Im Alter von 20 Jahren lernte er seine heutige Ehefrau Sarah, eine Deutsche mit polnischen Wurzeln, in einer Bremer Disco kennen. Zwei Jahre später - am 7. Juni 2012 - wurde geheiratet. Sarah war damals hochschwanger, die gemeinsame Tochter Emilia erblickte einen Monat später das Licht der Welt.
2015 freuten sich Marko und Sarah Arnautović über die Geburt ihrer zweiten Tochter Alicia. Ihre Jobs als Model und Arzthelferin hat Sarah Arnautović zugunsten der Familie aufgegeben.
Seine Ehefrau Sarah hat einen großen Anteil daran, dass Marko Arnautović vom Enfant terrible zu einem gezähmten Familienvater wurde. Regelmäßig betont der Italien-Legionär seine Verantwortung und Vorbildwirkung für die beiden Töchter. Am liebsten würde er ihnen seine früheren Eskapaden verheimlichen - am besten dadurch, Google verbieten zu lassen, wie er einmal schmunzelnd am Rande eines ÖFB-Pressetermins erzählte.