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Warum schlägt sich die Liebe auf den Magen?

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Dr. Monika Wogrolly

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Jannik ist lange mit Angelika verheiratet. Sie kennen einander buchstäblich in- und auswendig. Seit er von ihrem neuen Freizeitpartner Gerald weiß, spielt allerdings seine Verdauung komplett verrückt

Emotionaler Stress schlägt sich bei Jannik buchstäblich auf den Magen. Appetitlosigkeit wechselt sich bei Menschen in existenziellen Krisen häufig mit Heißhungerattacken ab. Durchfälle mit Verstopfungen, Übelkeit und Magenschmerzen inklusive. Und das nicht nur nach einem Beziehungsende, sondern verdeckt und unmotiviert, wenn außerhalb ihres Kopfkinos noch gar nichts Schlimmes passiert ist. Dabei macht Angelika doch nur jene alpinen Wanderungen und Skitouren mit ihrem Sportsfreund Gerald, die ihr Ehemann stets ablehnte. Was kann Jannik tun?

Als Erstes müssen in solchen Fällen mögliche körperliche Leiden von einem Facharzt für Gastroenterologie ausgeschlossen werden. Peter Fickert, Vorstand der Universitätsklinik für Gastroenterologie in Graz, kennt den Magen-Darm-Bereich als Resonanzraum für Gefühle: "Gerade der Verdauungstrakt und insbesondere Magen und Darm reagieren sehr sensibel und von uns kaum steuerbar auf starke Gefühle, Ängste und Sorgen." Emotionen wirken sich aber auch überaus positiv auf den Körper aus, vor allem auf den Bereich im Bauchraum: Es hatte bei Jannik mit einem Kribbeln begonnen. Dann folgten die berühmten Schmetterlinge im Bauch.

Damals war das flaue Gefühl im Magen angenehm. Jetzt, zwanzig Jahre später, leidet er an einem andauernden Druckgefühl im Hals, dem so genannten Globusgefühl, und Bauchschmerzen, seitdem er fürchtet, dass Angelika sich nicht nur emotional von ihm entfernt, sondern zu Gerald überlaufen wird. Er wird von Verlustängsten geplagt und der Sorge, seiner Frau "nicht mehr gut genug zu sein". Aber vielleicht liegt er mit seinem Bauchgefühl auch daneben? Die häufigsten Erkrankungen in psychischen Krisen sind die unter dem Begriff der funktionellen Magen- oder Darmerkrankungen zusammengefassten Zustandsbilder.

Weit verbreitet sind in unserem Kulturkreis das Reizdarmsyndrom vom Verstopfungstyp und das Reizdarmsyndrom vom Durchfalltyp. Häufig hängen diese beiden Ausprägungen mit Lebensmustern und Gemütszuständen zusammen wie Überforderungszuständen, chronischem Stress oder einem ausgeprägten Hang zu Perfektionismus. Besonders Angstzustände und traurige Verstimmungen bis hin zu Depressionen sind häufige Begleiterscheinungen. Magen-Darm-Experte Peter Fickert: "Um den häufigsten funktionellen Darmstörungen wie Verstopfung, aber auch Durchfallneigung vorzubeugen, ist es generell vernünftig, seinen Lebensstil, Ernährungsgewohnheiten, Arbeits- und Freizeitverhalten kritisch auf mögliche Auslöser und Ursachen zu hinterfragen. Sehr oft ist hier ein gesunder Hausverstand wegweisend, denn viele von uns wissen, was Ihnen gut- oder nicht guttut."

In Janniks Psychotherapie lernt er nicht nur, Gefühle angstfrei zuzulassen und nicht als Schwäche abzutun, sondern vor allem, den Mund aufzumachen. Die Containerfunktion der Psychotherapie bezeichnet den Vorgang des buchstäblichen Auskotzens von bedrückenden Gedanken und Gefühlen. Zögern Sie nicht, Ihrer Gesundheit zuliebe diesen erleichternden Prozess einzugehen, indem Sie sich ein vertrauensvolles Gegenüber im diskreten Rahmen einer Psychotherapie gönnen - anstatt sich weiterhin mit dem Hineinfressen und Abwürgen Ihrer Sorgen und Ängste zu quälen. Die Fähigkeit zu Resilienz und ein stabiles Selbstwertgefühl können in einer Psychotherapie wesentlich gefördert werden und so Verlustängste abmildern. Zu diesem psychotherapeutischen Rat empfiehlt Gastroenterologie-Facharzt Fickert: "Nehmen Sie sich Zeit zum Essen und schlingen Sie nicht neben der Bildschirmarbeit. Verschieben Sie keine nötigen Sitzungen auf der Toilette wegen dringender Termine."

Auf diese Weise übt sich Jannik in Selbstachtsamkeit und lernt, unverdaulich erscheinende Verlustängste zuerst in seiner Therapie und dann seiner Frau gegenüber direkt anzusprechen. In sich selbst und sein liebes Leben wieder Vertrauen zu fassen.

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