Defizite im Schulstoff der Volksschule machen gerade die SPÖ zur Lachnummer der Nation. Dabei gibt es in Sachen Bildung schon längst nichts mehr zu lachen.
Es ist eine Momentaufnahme. Sie kommt in ziemlicher Regelmäßigkeit auf den Tisch. Das Ergebnis überrascht selten. Dabei verdient die Tragweite unser aller Aufmerksamkeit. Jedenfalls mehr als nur ein Schulterzucken. 17 Prozent der Volksschülerinnen und Volksschüler (!) in diesem Land müssen nämlich Nachhilfe nehmen. Sie wissen schon, Zahlenraum bis 1.000, Grundrechenarten, aber auch Lesen und Schreiben. Defizite bei Ersterem haben gerade eine einst staatstragende Partei und mit ihr das Land der Lächerlichkeit preisgegeben. Schließlich stellte schon der Zahlenraum bis 600 die SPÖ vor große Probleme. Zum Stoff in der Volksschule gehört übrigens auch, sich mithilfe einer Probe von der Richtigkeit des zuvor errechneten Ergebnisses zu überzeugen. Fehlt die Probe, fehlt am Ende auch ein wichtiger, manchmal ein entscheidender Punkt. Wenigstens diese Erkenntnis der oft als lästig empfundenen Zusatzaufgabe bekommt in diesen Tagen eine ganz neue Bedeutung.
Aber das alles ist eine andere Erzählung, deren Ausgang zu Redaktionsschluss noch unklar war. Sicher ist nur, dass der ohnehin schon eklatante Vertrauensverlust in das politische System weiter erodieren wird. Schon vor der Bankrotterklärung der SPÖ lag eben dieses Vertrauen der unter 30-Jährigen in die politischen Parteien bei mageren 14 Prozent. "Sie können es nicht!", kann am Ende nur einmal mehr die nüchterne, logische Schlussfolgerung sein. Eine Zustandsbeschreibung, die vor allem, aber nicht nur auf die SPÖ zutrifft. Gestärkt werden die politischen Ränder – rechts wie links. Erste schon lange, Zweitere zusehends mehr. Ihre Antworten auf drängende Fragen: kurz, populistisch, oft falsch, jedenfalls ziemlich oft – da wie dort – rosarot. Gestärkt wird in diesen Tagen auch die Erkenntnis, dass dieses Land ein Mentalitätsproblem hat. Ein bisschen Wurschtigkeit hier, ein bisschen Gemütlichkeit dort. Österreich, das Land, wo die Satire schnell von der Realität eingeholt wird. Also Schenkelklopfer, ein verschmitztes Lachen, eine halbherzige Entschuldigung mit bekannten Stehsätzen. Das muss reichen.
Das reicht natürlich nicht. Das Ganze würde jedenfalls mehr Ernsthaftigkeit vertragen. Wie eben auch die unter dem Radarschirm laufende Bildungsmisere. Pro Schulkind wurden im Schuljahr 2022/2023 im Schnitt 720 Euro für private Nachhilfe ausgegeben. In Summe wurden seitens der Eltern 121,6 Millionen Euro in private Nachhilfe investiert – Tendenz steigend, schließlich benötigt fast jedes dritte Schulkind mittlerweile Nachhilfe. Wohlgemerkt: Wir haben eines der teuersten Schulsysteme der Welt. Eines der besten ist es nicht. Solange wir aber bei Tests im internationalen Vergleich im Mittelfeld landen, reicht das. Nicht ganz schlecht eben. Wurscht eben.
Doch ein System, wo Bildung(serfolg) Privatsache ist, das Bildungsversager produziert, sich um Zurückbleibende nicht schert und nichts dabei findet, wenn nach neun Schuljahren Kinder nicht sinnerfassend lesen und die Grundrechenarten können und wo ein zunehmender Lehrermangel zusätzlich Sand ins Getriebe streut, hat ein Problem. Vielleicht nicht akut, aber mit Blick auf den demografischen Wandel und den Fachkräftemangel jedenfalls. Nicht nur die Zukunft vieler Kinder wird aufs Spiel gesetzt, sondern auch der Wirtschaftsstandort. Keiner kann sagen, er hätte nichts davon gewusst – auch wenn man gerade mit anderen Problemen beschäftigt ist.
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