Man muss kein Held sein, wenn man zum Zahnarzt geht. Das gilt für Erwachsene, vor allem aber für Kinder, wie die Kinder- und Jugendpsychologin Mag. Sabine Kainz weiß. So ist für viele kleine Patienten der Besuch beim Zahndoktor mit Angst und Schrecken verbunden. Das muss aber nicht sein! Im Gespräch mit News.at gibt die Expertin Tipps, wie man ängstlichen Kindern die Angst nimmt und es bei allen anderen gleich gar nicht soweit kommen lässt, dass sie sich vor dem Zahnarztbesuch fürchten.
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Optimal ist es, wenn man das Kind schon vor seinem ersten Zahnarztbesuch auf diesen vorbereitet. "Der Zahnarzt muss für das Kind jemand sein, der schaut, ob die Zähne in Ordnung sind. Der vielleicht auch den einen oder anderen Tipp gibt", erklärt Kainz. "Der Besuch beim Zahnarzt soll als Hilfe und Prophylaxe gesehen werden. Das kann man einem Zweijährigen so natürlich noch nicht erklären", weiß die Expertin. Was aber nichts macht. Denn es gibt genügend Wege und Mittel, dem Kind verständlich zu machen, warum es wichtig ist, regelmäßig zum Zahnarzt zu gehen. Dazu zählt Kinderliteratur: Bücher, die Mama oder Papa in Begleitung ihres Sprösslings beim Zahnarzt zeigen, eignen sich vor allem für Kinder im Vorschulalter.
Gehen Sie's langsam an!
Tut das Kind es dem Bilderbuchsprössling dann gleich, ist es wichtig, nichts zu überstürzen. "Die ersten paar Male passiert noch gar nichts. Das Kind begleitet die Mama zum Zahnarzt, wird aber selbst noch nicht behandelt." Dabei sei wichtig, dass die Bezugsperson selbst keine Angst vorm Zahnarztbesuch hat. "Wenn die Mama selbst Panik vorm Zahnarzt hat, dann ist es keine gute Idee, wenn das Kind mit ihr mitkommt. Dann sollte es besser den Papa oder die Tante begleiten." Zudem empfiehlt es sich, im Vorfeld mit dem Zahnarzt zu besprechen, dass die ersten paar Male nicht behandelt, sondern erst einmal eine Vertrauensbasis aufgebaut werden soll.
Welcher Zahnarzt ist der richtige?
So lässt sich auch ganz einfach die Frage nach dem "richtigen" Zahnarzt beantworten: Es sollte nämlich einer sein, der gewillt ist, sich ein paar Minuten Zeit zu nehmen, um das Kind erst einmal auf den Behandlungsstuhl klettern, es im Spiegel seine Zähne betrachten zu lassen, veranschaulicht die Expertin. Vielleicht darf er dann auch schon in den Mund des kleinen Patienten schauen, während er ihm erklärt, wie so ein Zahnarztbesuch in der Regel abläuft. "So bekommt das Kind ein Gefühl dafür, was hier passiert." Hat es sich erst einmal mit dem Herrn oder der Frau Doktor angefreundet, kann - wenn nötig - mit der Behandlung begonnen werden.
Was, wenn das Kind bereits Angst hat?
Was aber, wenn die ersten paar Male nicht so glimpflich verlaufen sind und dem Kind der Schrecken bereits tief in den Knochen sitzt? Noch lange kein Grund zu verzagen! Denn auch hier gibt es Möglichkeiten, den Nachwuchs von der Angst zu befreien. Zum ersten empfiehlt es sich, einen Dentisten aufzusuchen, der weiß, wie man mit den kleinen Angstpatienten umgeht. "In Wien gibt es bereits einige Zahnärzte, die auf Kinder mit Angst spezialisiert sind", weiß die Expertin. Alsdann kann man sich mit so simplen wie effektiven Mitteln wie etwa einer Betäubungspaste behelfen. "Wenn der Arzt die Paste auf die Hand des Kindes aufträgt, spürt es schon vorweg, wie sie wirkt." Auch das nimmt die Angst.
Seien Sie ehrlich!
Vor allem aber sei ein authentischer Zugang seitens der Eltern wichtig. "Es gibt wirklich lustigere Dinge als die Behandlung. Und ja, es tut weh. Aber es ist auch bald wieder vorbei und es ist wichtig, dass es geschieht", veranschaulicht die Expertin eine empfehlenswerte Haltung der Eltern gegenüber dem Kind. Keinesfalls sollte man im Vorfeld leugnen, dass möglicherweise etwas Unangenehmes passiert. Das gilt im Übrigen nicht nur für die Eltern, sondern auch für den Zahnarzt. Denn umso ehrlicher er ist, desto weniger wird sich das Kind fürchten. Einem Arzt dagegen, der schon einmal beim Lügen, sprich Herunterspielen, ertappt wurde, wird das Kind künftig nicht mehr vertrauen.
Die richtige Zahnpflege von klein auf
Nicht zuletzt hat auch die richtige Zahnpflege von Kindesalter an Einfluss darauf, ob sich das Kind beim Zahnarzt fürchten muss oder nicht. Dazu Kainz: "Viele Kinder finden Zähneputzen nicht besonders toll. Die Zähne müssen trotzdem geputzt werden. Das ist einfach so." Zähneputzen soll schon von klein auf zum Ritual werden. Die Vorbilder dafür sind Mama und Papa, die ebenso morgens und abends putzen.
Abschließend noch ein paar Tipps für die richtige Zahnpflege im Kindesalter:
Das Kind darf selber putzen, wenn es will. Die Eltern müssen aber "ohne große Erklärung" nachputzen. Und zwar bis zu dem Zeitpunkt, ab dem das Kind die Schreibschrift beherrscht, so die Faustregel.
Nach dem Zähneputzen wird nichts anderes mehr getrunken als Wasser. Nicht einmal "ein kleiner Schluck" Himbeersaft ist erlaubt.
Wer nicht Zähne putzen will, darf auch nichts Süßes essen. (Abgesehen davon sollen die Zähne aber natürlich so oder so geputzt werden.
Schnuller und /oder Daumen gehören ab dem Vorschulalter nicht mehr in den Mund. Sie bedingen nämlich eine Gebissfehlstellung und letztlich mehr Zahnarztbesuche.
Je älter das Kind, desto wichtiger ist es, dem Kind zu erklären, warum regelmäßige Zahnpflege so wichtig ist.
Auf keinen Fall drohen: "Wenn Du nicht putzt, dann tut Dir der Zahnarzt weh!" Dass Aussagen wie diese kontraproduktiv sind, sollte sich von selbst erklären.