- Name: Jörg Haider
- Geboren am: 26. Jänner 1950 (Goisern, OÖ)
- Gestorben am: 11. Oktober 2008 (Lambichl, Kärnten)
- Er hinterlässt: Ehefrau Claudia, Tochter Ulrike Haider-Quercia und Cornelia Mathis-Haider
- Studium: Rechtswissenschaften und Staatswissenschaften
- Funktionen: Känrtner Landeshauptmann, Vorsitzender der FPÖ und des BZÖ
Kärnten, 11. Oktober 2008, kurz vor ein Uhr früh. Jörg Haider, Kärntens Landeshaputmann, fährt in seinem Dienstwagen auf der Rosental Straße Richtung Freisitz. Er ist auf dem Heimweg von einer Party in einem Club. Er ist zu schnell unterwegs, hat Alkohol im Blut. Bei einem Überholmanöver kommt sein Wagen von der Fahrbahn ab. Er überschlägt sich drei Mal. Jörg Haider ist sofort tot. Sein Ableben versetzt nicht nur seine Anhänger in Schock. Heute ist seine Politik so erfolgreich wie nie zuvor.
Sohn nationalsozialistischer Eltern
Geboren wurde Haider am 26. Jänner 1950 im oberösterreichischen Bad Goisen. Seine Eltern waren überzeugte Nationalsozialisten. Sein Vater Robert Haider, gelernter Schumacher, war vor dem "Anschluss" illegales Mitglied der NSDAP. Seine Mutter Dorothea war Tochter eines Primararztes am Linzer Allgemeinen Krankenhauses. Jörg besuchte das Gymnasium in Bad Ischl. Nach der Matura verschlug es ihn nach Wien, wo er Jus studierte und 1973 zum "Doktor der Rechte" promoviert wurde. Danach war er drei Jahre lang als Universitätsassistent am Institut für Staats- und Verwaltungsrecht an der Uni Wien tätig. Karriere sollte er aber in einem anderen Feld machen.
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Schon in jungen Jahren wandte sich Haider der Politik zu. Mit 20 wurde er Bundesobmann vom "Ring Freiheitlicher Jugend Österreich". 1976 übersiedelte er nach Kärnten und heiratete die gebürtige Tirolerin Claudia Hoffman. Noch im selben Jahr kam Töchterchen Ulrike zur Welt. 1979 zog Haider für die FPÖ in den Nationalrat ein. Ein Jahr später erblickte Haiders zweite Tochter, Cornelia, das Licht der Welt. 1983 übernahm Haider die Leitung der Kärntner Freiheitlichen. 1986 stürzte er den damaligen Bundesparteiobmann Norbert Steger beim Parteitag in Innsbruck, wofaufhin der damalige SPÖ-Bundeskanzler Franz Vranitzky die bestehende rot-blaue Koalition aufkündigte. Zugunsten der FPÖ, wie sich bald zeigen sollte: Bei den darauf folgenden Nationalratswahlen konnte die Partei ihr Ergebnis nahezu verdoppeln.
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Haiders politischer Aufstieg
Bei seinen Wahlreden fokussierte Haider auf den Abbau von Privilegien. Zudem kritisierte er die herrschenden politischen Verhältnisse. 1989 gelang es ihm schließlich, bei der Landtagswahl in Kärnten die absolute Mehrheit der SPÖ zu brechen. Das war der Startschuss für Haiders Zeit als Landeshauptmann, die - zumindest vorerst - aber schon bald wieder zu Ende sein sollte. Im Zuge einer Debatte im Kärntner Landtag über Arbeitslosigkeit lobte Haider die "ordentliche Beschäftigungspolitik" während der Nazi-Diktatur. Die Folgen ließen nicht lange auf sich warten: SPÖ und ÖVP wählten Haider 1991 aus seinem Amt. Später entschuldigte er sich für seine Aussage.
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1999 wurde die FPÖ mit Haider als Spitzenkandidat bei der Landtagswahl in Kärnten stimmenstärkste Partei. Kurz darauf feierte Haider sein Comeback als Landeshauptmann. Noch im selben Jahr schaffte er mit der FPÖ ein historisches Ergebnis: Bei den Nationalratswahlen verdrängten die Freiheitlichen die ÖVP von Platz zwei. Zusammen mit dem damaligen ÖVP-Obmann Wolfgang Schüssel zimmerte Haider eine schwarz-blaue Koalition. Die Regierungsbeteiligung der FPÖ löste internationale Proteste, vorübergehende Sanktionen und die sogenannten Donnerstagsdemonstrationen auf den Straßen Wiens aus. 2000 trat Haider als FPÖ-Parteiobmann zurück.
Der Rücktritt vom Rücktritt
Als sich die Regierung gemeinsam mit Finanzminister Karl-Heinz Grasser und dem damaligen Klubobmann Peter Westenthaler immer mehr von Haider, der im Hintergrund nach wie vor politisch die Fäden zog, abnabelte, kam es schließlich zum Krach. Dem Wirbel in Knittelfeld 2002 folgte der Bruch mit der damaligen blauen Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer, Westenthaler und Grasser. Die folgende Nationalratswahl ging verloren. Für das Wahldebakel verantwortlich gemacht wurde Haider. Dies veranlasste ihn, seinen Rücktritt als Kärntner Landeshauptmann anzukündigen, wozu es dann aber doch nicht kam. "Rücktritt vom Rücktritt" wurde zum Unwort des Jahres gewählt.
Zwar gelang es Haider, die FPÖ bei den Kärnter Landtagswahlen 2004 wieder an die Spitze zu führen, nach ständigen Querelen mit der Wiener FPÖ rund um Heinz-Christian Strache reichte es ihm aber schließlich. 2005 gründete er das BZÖ. Die neue Partei konnte vorerst nur in Kärnten reüssieren, bei der Nationalratswahl 2006 schaffte sie mit dem zurückgekehrten Westenthaler als Parteichef und Spitzenkandidat gerade einmal den Sprung ins Parlament. Bei der Wahl im September 2008 entschloss sich Haider schließlich, selbst anzutreten - mit Erfolg: Die Wähler bescherten dem BZÖ 10,70 Prozent und den vierten Rang.
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Verehrt und verteufelt
Haider polarisierte wie kaum ein anderer die Meinungen. Er wurde gleichermaßen bewundert wie angefeindet. Anlass zu Kritik boten unter anderem seine ausländerfeindlichen Wahlkampagnen. Haider war der erste Politiker, der mit der Abneigung gegen Ausländer auf Stimmenfang ging. Im Wahlkampf 1999 beispielsweise wurde "Stopp der Überfremdung" propagiert. Im Jahr 2006 bekräftigte Haider seine Standpunkte in der "Ausländerfrage" und meinte, dass er die Abschiebung "integrationsunwilliger" und "ungebildeter" Immigranten befürworte. Heute ist Haiders Politik so erfolgreich wie nie zuvor.
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Gleichzeitig brachte er 300.000 Menschen dazu, Kerzen in die Hand zu nehmen und gegen seine Politik zu demonstrieren. Er machte die FPÖ von einer kleinen deutschnationalen Partei zu einer breiten Bewegung, führte sie in die Regierung und zerstörte sie dann selbst. Fast jede Woche erfand er als Landeshauptmann neue Projekte. Sie hießen "Teuerungsausgleich" oder "Mütterpension", "Jugend-Tausender" oder "Babygeld". "Haider spielte die Rolle des großzügigen Landesvaters und ganzjährigen Weihnachtsmanns perfekt", schreibt Stefan Petzner in seinem Buch "Haiders Schatten"*. Haiders großzügige Landespolitik brachte Kärnten an den Rand des Ruins.
Zu Haiders Erfolgsrezept gehörten inszenierte Aufmerksamkeit, eine Hassliebe zu den Medien und politischen Gegnern sowie konsequente Bürgernähe. Selbst Kritiker würdigen ihn für sein Charisma. "Haider war charmant, aber er hatte auch die Fähigkeit, andere blitzschnell zu verstoßen und zu bestrafen", blickt der Psychoanalytiker Klaus Ottomeyer, der sich kritisch mit Haider und seinem Erbe auseinandersetzte, zurück. Tatsächlich drängte Haider fast alle, die ihn bei seinem Aufstieg in der FPÖ unterstützt hatten, aus ihren Funktionen. Teils wurden sie sogar Zielscheibe von Spott und Häme. Im pollitischen Diskurs lebt Haider als Inbegriff des talentierten Politikers fort.
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