Der ORF hat gesprochen, die Regierung ist angetan, und die von ihr entsandten Kuratoren signalisieren Zustimmung: Die Kulturnation kann auf eines ihrer besten Orchester verzichten – das Radiosymphonieorchester (RSO) muss weg. Doch wie schon anlässlich vergleichbarer Pläne im Jahr 2009 baut sich nicht nur innerhalb der Branche gewaltiger Unmut auf. News bringt in seiner am Freitag erscheinenden Ausgabe Kommentare der bedeutendsten Kulturschaffenden des Landes. Einer ist allerdings von solchem Gewicht, dass wir ihn – Gefahr im Verzug – schon jetzt veröffentlichen: Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek übermittelte auf Anfrage eine Stellungnahme, die an Deutlichkeit nicht zu wünschen übrig lässt.
Elfriede Jelinek:
„Das wäre wirklich eine Kulturschande für eine Nation, die sich auf Kultur beruft, als wäre die ihr zweiter Vorname: Kulturnation! Und wollen ein Orchester einfach wegrationalisieren, das auch neue Musik spielt und außerdem einen weiblichen Chef hat. Ausradieren die blöden Instrumente. Wir wissen besser, welche Instrumente wir brauchen, das ist ihr Leitspruch. Unsere Instrumente stimmen! Und was stimmt, entscheiden wir. Wir haben das Instrument der Korruption, das Instrument der Vetternwirtschaft (da gibt es keine weibliche Form), das Instrument der fetten Sparprogramme und das Instrument des Schlaucherltums und noch ein paar andre mißtönende Geräte, aus denen nie was rauskommt. Wir hören nichts, doch wir wissen, wir wollen was andres hören! Das RSO darf nicht weggestrichen werden, die Aufgabe der Streicher ist eine andere, und zwar: gehört zu werden!"