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Andi Knoll: "Wenn's nach mir geht, bleib ich noch mal so lange!"

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Interview - Andi Knoll: "Wenn
©Bild: imago images / K.Piles
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Wir kennen Andi Knoll als sympathischen Ö3-Moderator und das seit über 25 Jahren. Im Interview verrät uns der gebürtige Tiroler wie langfristige Beziehungen funktionieren, beruflich wie auch privat.

Man kennt dich als Ö3 sowie als Fernsehmoderator. Moderierst du lieber vor Livepublikum oder via Radio? Wo liegt für dich dabei der Unterschied?
Andi Knoll: "Der Unterschied ist der Aufwand. Radio geht wahnsinnig schnell und ist damit viel unmittelbarer. Was auch immer passiert, ich kann in Bruchteilen von Sekunden entscheiden, wie ich damit umgehe. Beim Fernsehen, selbst bei kleineren Sendungen, gibt es immer ein paar technische Rahmenbedingungen, die die Sache ein bisschen komplizierter machen. Lieber mache ich -beides. Radio hat wie gesagt den Vorteil, dass es schnell ist, dafür lassen sich manche Dinge ohne Bild halt nur sehr schwer darstellen. Ein Bauchredner zum Beispiel."

Du bist seit über 25 Jahren bei Ö3? Wie kam es dazu?
Ich habe schon neben der Handelsakademie bei ein paar kleinen Privatsendern in Südtirol gearbeitet und weil da einer nach dem anderen Pleite gegangen ist -was hoffentlich nicht an mir lag -, habe ich mich bei Ö3 beworben und ein Aufnahmecasting gemacht. Nach dem Probemonat hat man mich gefragt, ob ich bleiben will. Das war 1994. Wenn's nach mir geht, bleib ich noch mal so lange da!

Was reizt dich an deinem Job?
Ich mag, dass Ö3 als größter Radiosender Österreichs für viele Menschen in diesem Land ein guter Bekannter ist, in manchen Fällen vielleicht sogar so etwas wie ein Freund. Das lässt sich zumindest aus den vielen Anrufen, Postings und E-Mails, die wir so bekommen, herauslesen. Nicht nur in Krisenzeiten heißt es da oft: "Schön, dass es euch gibt." Das ist ein ganz großes Kompliment. Die Fernsehshows, die ich machen darf, lenken vom Alltag ab. Ich halte es für extrem wichtig, sich von Zeit zu Zeit, gut informiert, zerstreuen zu lassen.

Was war dein bedeutendster Bühnenmoment?
Der EINE fällt mir nicht ein. Da gab es ein paar, die toll waren. Wenn man z.B. die Romy gewinnt oder wenn man einen Songcontest-Sieg von Österreich kommentieren darf. Bedeutung hat jeder Abend auf einer Bühne, der gut gelaufen ist, an dem man ein paar Lacher produziert hat und nachher Menschen zu einem kommen und sagen, dass das "sehr unterhaltsam" war. Kundenzufriedenheit hat für mich Bedeutung.

Das Leben hat mir bisher einfach keinen wirklichen Grund gegeben, grantig zu sein

Gab es auch mal Gedanken den Radiosender zu wechseln oder generell einen anderen Beruf zu ergreifen?
Natürlich gab es zwischendurch ein paar anderweitige Angebote. Aber die Ö3/ORF-Kombi ist schon wahnsinnig attraktiv. Ich darf alles machen, was mir Spaß macht. Und wenn's mal nicht mehr Ö3 oder ORF ist, werde ich grantiger Hüttenwirt in Tirol oder mürrischer Wiener Kaffeehauskellner.

Das ist nur sehr schwer vorstellbar. Im Radio und Fernsehen kommst du immer sehr gut gelaunt rüber.
Stimmt. Das hab ich von der Mama. Oder aber das Leben hat mir bisher einfach keinen wirklichen Grund gegeben, grantig zu sein. Da ist's leicht, eine Frohnatur zu sein.

Was hat sich über die Jahre bei Ö3 oder auch in deiner Arbeit verändert?
Ich habe tatsächlich noch auf der Schreibmaschine meine ersten Texte geschrieben und Bänder für Beiträge mit der Schere zer-und geschnitten. Internet war am Anfang, Social Media gab es noch gar nicht. Heute kann jede und jeder mit seinem Handy sogar Bewegtbild senden. Youtuber müssen weder Castings machen noch der Chefredaktion was vorlegen. Also die Art und Weise, wie man meinen Beruf heutzutage ausübt, hat sich ganz stark verändert. Aber Persönlichkeit kann man nicht kaufen. Für UKW gilt dasselbe wie für Instagram: Finde heraus, wer du bist, und dann sei du. Alles andere hält sich nicht lang.

Stichwort "grantiger Hüttenwirt": Im Rahmen der Ö3-Produktion "Knoll packt an" schnupperst du in die unterschiedlichsten Berufe. Welcher wäre abseits vom Moderator etwas für dich?
Kinderbetreuer, Lehrer oder eben Kellner - also überall, wo es darum geht, zu unterhalten oder etwas zu servieren. Ich denke, da wäre ich ganz talentiert. Eigentlich wäre ich gerne Hoteldirektor. Wobei das hat wahrscheinlich mehr mit Buchhaltung zu tun, als mit Schmäh führen und Blumen arrangieren. Überhaupt nicht infrage kommt alles, wofür man sehr viel Geduld braucht. Die hab ich nicht. Und größten Respekt habe ich vor der Landwirtschaft bekommen. So sehr von den Umständen wie Wetter oder Marktpreisen abhängig zu sein, ist schon brutal. Das würde ich nervlich nicht aushalten.

Bist du schon immer gerne im "Rampenlicht" gestanden?
Spontan würde ich die Frage mit Nein beantworten, weil da schwingt wahnsinnig viel Eitelkeit mit und darum geht es mir, glaube ich, bei meinem Job wirklich nicht. Ich mach das einfach gerne und das mit der Öffentlichkeit ist eher ein Nebenprodukt. Aber wenn ich genauer darüber nachdenke fällt mir ein, dass ich als Kind schon mit dem Wäschegestell meiner Mutter eine Showkulisse gebastelt habe und meine Eltern und Großeltern mussten die Kandidaten spielen. Also vielleicht sollte ich die Frage doch besser mit ja beantworten.

Du bist mit deinem Freund knapp 20 Jahre zusammen: Was ist das Geheimnis eurer Beziehung?
Keine Eifersucht. Wir lassen uns ganz viele Freiräume und wissen trotzdem ganz genau, dass wir zusammengehören. Wir sind einander 100 Prozent sicher.

Du bist gebürtiger Tiroler, lebst aber seit Langem in Wien - ist dir Tirol noch Heimat?
Ich lebe in Wien, bin aber privat ganz oft in Tirol und beruflich sowieso in ganz Österreich unterwegs. Sowohl physisch mit "Knoll packt an", wo ich ja jeden Freitag aus einem anderen Betrieb auf Ö3 sende, aber auch sonst. Das Produkt, das ich herstelle, wird im ganzen Land verwendet. Ich bin also weder reiner Tiroler noch Wiener, aber überzeugt beides. Wien ist wahnsinnig toll. Aber Ski fahren kann man da halt nit ... Im Winter bin ich spätestens jedes zweite Wochenende in Tirol und da trifft man mich auf den Pisten rund um Innsbruck oder auch mal am Arlberg. Und im Sommer im Tivoli, wie früher. Der Begriff Heimat ist für mich ein sehr dehnbarer. Ich bin dort zu Hause, wo's fein isch und wo nette Leute sind.

Was wünscht du dir für die Zukunft? Privat wie beruflich?
Möge es genau so bleiben.

Dieser Artikel erschien ursprünglich in "Tirol News" Nr. 02/2020

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