Gut erreichbar liegt im 14. Bezirk die Onno-Klopp-Gasse. Eigentlich eine gewöhnliche Wiener Straße. Weniger gewöhnlich ist eine besondere Ausbildungsstätte, die im Haus Nummer elf untergebracht ist: Wiens – erste und einzige - Hexenschule. Von außen ist davon jedoch nichts zu sehen, kein Schild, kein Hinweis auf der Klingel. Erste Zeichen gibt es erst im Inneren des Gebäudes. Im Souterrain stehen vor einer Tür zwei große, brennende Kerzen. Die Tür geht auf und eine freundliche junge Dame begrüßt uns. Es ist Birgit Steiner, die Gründerin dieser Schule für „moderne Hexen“. Drinnen ist es mit der Mystik, die durch die Kerzen vielleicht zu erwarten war, aber wieder vorbei: Keine Kerzen, keine Spinnweben auch keine Gefäße mit fragwürdigen Tinkturen oder ähnliches gibt es hier zu sehen. Vielmehr fühlt man sich wie in einer mit viel Liebe eingerichteten, hellen, modernen Beratungspraxis oder überhaupt ein bisschen wie im Wohnzimmer.
Auch die Hexe selbst, Birgit Steiner, hat weder rote Haare noch eine Warze auf der Nase. „Die habe ich mir entfernen lassen“, scherzt sie. Ihre Schule ist allerdings kein Scherz. Doch was lehrt Steiner hier? Auf dem „Lehrplan“, im Internet nachzulesen, finden sich Themen wie „heilsame Kräuterlehre“, „Tarotkarten legen“ oder „Kaffeesatzlesen“ bis zu „Ausräucherungen“ und „magische Rituale“.
„Genau, das alles machen wir hier“, bestätigt Steiner. Im Großen und Ganzen geht es vor allem um alte Bräuche, erklärt sie. Diese sollen genutzt werden „damit es einem besser geht. Denn es ist alles sehr stärkend bei uns.“ Aber trotz alter Bräuche: „Wir sind moderne Hexen. Das ist mir total wichtig. Wir versuchen alles auf das Jetzt zu beziehen und in den heutigen Alltag zu integrieren.“ So stellt sie mit ihren Schülern etwa „WLAN-Schutzkraut“ her, „um die Strahlen abzuschirmen“. Doch nur auf „Kräuterhexen“ lassen sich Steiner und ihre Schülerinnen („Ja es kommen eher Frauen, aber wir haben auch Männer, die sehr weiblich orientiert sind“) nicht reduzieren.
Sehr wohl kommen auch Dinge wie Zauberstab, Zaubersprüche, eine Hexensprache, Drachenblut oder der Hexenbesen zum Einsatz. „Aber das ist nicht Harry Potter, wir fliegen nicht nach Hogwarts oder so“, lacht Steiner, die immer wieder ihre Bodenständigkeit erwähnt („So etwas wie 'Ich kann tote Menschen sehen‘ interessiert mich nicht“). Vielmehr verstärke der Zauberstab einfach bestimmte Zaubersprüche, der Besen dient zum Auskehren der Energie und das Drachenblut ist gar kein Blut, sondern der älteste geriebene Stein einer Hexe, der „im Prinzip alle negativen Energien tötet.“
Das "Erfühlen" von Problemen
Dies alles sind Werkzeuge, deren Umgang Steiner ihren Nachwuchs-Hexen mitgeben will. Das zweite große Thema ist der eigene Körper. Diesen kennenzulernen und auf ihn zu hören, sei das Um und Auf. Etwas, womit die Lehrerin selbst sehr stark arbeitet. Immer wieder wird sie für „Ausräucherungen“ engagiert, sowohl von Unternehmen, etwa bei Umsatz-Einbrüchen, als auch im privaten Bereich. „Ich sage dann immer, lasst mich drei Stunden alleine in euren Räumen und ich sage euch, wer die Firma führt, wo das Problem ist und wo das Geld hinfließt.“ Wie das geht? „Ich spüre, was in etwa passiert ist: Spüre ich links etwas, weist das auf ein Liebesthema hin, weiter oben auf Gegenwart, weiter unten auf Vergangenheit und so weiter.“ Woher diese Gefühle kommen, ist aber auch für sie „nicht erklärbar“; „Aber es stimmt immer!“ Ist das Problem dann "erspürt", wird dann mit Salz (siehe Tipp weiter unten)oder in „härteren Fällen“ mit Drachenblut ausgeräuchert – und so die negativen Energien vertrieben.
Auf den Körper hören
Und genau das, dieses Erfühlen, will Steiner ihren Schützlingen mitgeben: Stößt man sich etwa immer wieder auf der linken Körperseite und fährt einem auch noch ein Auto beinahe links hinein, dann sei das eben nicht Zufall, sondern habe eben in der Regel etwas zu bedeuten. „Man muss es nur wahrnehmen.“
Wie man Hexe wird
Ihre eigene Gabe hat die Hexenmeisterin in die Wiege gelegt bekommen. „Meine Oma war eine Kräuterhexe, meine Mama hat Medizin zum Aufmalen gemacht. Und beide haben mir da immer wieder etwas gezeigt“, erzählt Steiner. So habe sie mit neun Jahren begonnen, sich mit Tarotkarten auseinanderzusetzen und war schon in der Schule „die Kartenlegerin“. Die wohl häufigste Frage ihrer MitschülerInnen: „Liebt er mich, oder liebt er mich nicht?“
Das Buch der Schatten
Eine weitere Mentorin war ihr eine Freundin der Großmutter. Diese war es auch, die Steiner das „Buch der Schatten“ vererbte. „Das ist das Buch einer Hexe, die alles aufschrieb, was sie im Leben gelernt hat“, erklärt Steiner. Ein mitunter aber auch so unheilvolles Buch, dass sie es in einem Schließfach aufbewahrt. „Da stehen Dinge drin mit Ritualen und Zaubern, da wird einem echt anders.“ Damit meint sie auch jene Magie, die anderen Menschen schaden kann. „Das gebe ich nicht weiter. Wenn das in falsche Hände gerät…“ Dennoch zieht sie das Buch immer wieder als wichtiges Nachschlags-Werk für offene Fragen zu Rate und integriert sehr wohl bereichernde Aspekte in ihre eigene Lehre.
Das alles, die ganze Magie, war für Birgit Steiner selbst nie etwas großartig Besonderes: „Das war für mich normal, ich bin so aufgewachsen. “. Erst als sie Jahre später nach Wien zog und das Geld für die Miete knapp wurde, kam ihr die Idee, ihre Gabe dafür einzusetzen. „Aus Jux stellte ich ein Angebot ins Internet: ‚Kartenlegen. Ich sag dir deine Liebe, deine Berufung voraus‘“ lautete die Annonce. Vier bis fünf Menschen hätten sich noch am selben Tag gemeldet, die Monatsmiete war gesichert. Und so nahm das Schicksal seinen Lauf und 2008 eröffnete sie die Hexenschule, die als gemeinnütziger Verein ("Verein Schule für alte Bräuche") geführt wird.
Wer sind die Schülerinnen?
Von Anfang an seien ihr die Türen eingerannt worden, erzählt Steiner, sichtlich immer noch überrascht über den großen Erfolg. Doch wer lässt sich eigentlich zur Hexe ausbilden? Unter den Schülern finden sich viele Krankenschwestern oder auch Ärztinnen, vor allem aus komplementärmedizinischer Sicht. Aber auch Anwältinnen, Steuerberaterinnen und überhaupt viele Frauen in Führungspositionen würden die in Modulen strukturierte Ausbildung besuchen. "Diese Leute sagen, es gibt nicht nur das eine. Die Welt steht einmal an, es muss da auch noch etwas anderes geben", erklärt Steiner die häufigsten Beweggründe.
Zwar nicht unter ihren Schülern, aber unter Kunden haben sich auch durchaus schon prominente Persönlichkeiten befunden. Vor allem Schauspieler würden kommen und wissen wollen, ob ein Projekt ein gutes sei, ob sie eine Rolle annehmen sollen. Aber auch Politiker haben sich von Birgit Steiner schon die Karten legen lassen. "Ich habe aber Schweigepflicht", lässt sie sich dazu nicht mehr entlocken.
Die eingeweihte Wicca und die schwarze Magie
Abgeschlossen wird die Schule übrigens als zertifizierte "Magieberaterin". Steiner selbst ist sogar mehr als eine Hexe, nämlich eine „eingeweihte Wicca“. „Das ist ein bisschen höher gestellt als das Hexentum, da hat man mehr ‚Macht‘“, erklärt sie; „Wicca ist etwas, wo man auch schwarze, graue und weiße Magie anwenden könnte.“ Eingeweiht habe sie noch die Freundin der Großmutter, ausgeübt würde diese Macht von ihr aber nicht – und auch nicht weitergegeben, denn „das ist wirklich sehr sehr wirksam.“ Außerdem gelte im Hexentum der Leitspruch: „Alles was du aussendest, kommt dreifach zu dir zurück.“ Die schwarze Magie beherrsche sie nur, um sich davor schützen zu können und ihre Anzeichen zu erkennen, „ebenso wie NLP“.
Zwischen Fluch und Segen
Schwarze Magie ist dennoch etwas, wofür es immer wieder Interessenten gäbe. "Aber die werden sofort abgelehnt.“ Auch Anfragen von Menschen, die meinen, verflucht zu sein, steht die Wicca skeptisch gegenüber: „Von 100 Prozent haben 80 Prozent keinen Fluch auf sich, das ist nur eine Ausrede, weil es im Leben nicht so läuft.“ Bei zwei Fällen traf der Fluch aber tatsächlich zu, wofür sich Steiner dann auch selbst Unterstützung holte, denn „ich muss gut mit meiner Energie haushalten. Und diese energetische Arbeit kostet natürlich auch Energie.“
Fluch und Segen sieht die Hexe allerdings persönlich in ihrer Gabe: Beruflich sei sie auf jeden Fall ein Segen. "Privat ist es aber ein Fluch", gibt sie ehrlich zu, denn "ich höre Sachen, die ich nicht sollte, aber die immer stimmen. Und das ist sehr anstrengend." „Mir wäre es lieb, wenn ich das privat abschalten könnte.“ Wegzaubern funktioniert in diesem Fall aber leider nicht.
Literaturtipps:
Dieses Buch kommt auch in Steiner Hexenschule zum Einsatz ("Mich hat es immer angezipft, 2-3 Stunden Rituale zu machen."):
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Service: Hexen ganz einfach - Ein Ritual für Zuhause
Hexe Birgit Steiner verrät ein einfaches Ritual, das jeder einfach zuhause ausprobieren kann:
"Man sucht sich einen Raum aus, in dem man zum Beispiel immer streitet, denn da sind negative Gefühle verankert und man kommt hinein und wird schon grantig, ohne zu wissen warum. Oder bei abendlichen Fressattacken. Man kommt beispielsweise immer heim, legt sich auf den selben Platz auf der Couch und bekommt damit automatisch Hunger, weil das so verankert ist.
Um diesen Dingen abhilfe zu schaffen, legt man grobes Salz (Himmalaya-Meersalz oder ähnliches) in jede Ecke des Raumes. Dieses zieht dann die negativen Energien raus. Manches Salz bleibt dabei weiß, aber manches Salz verfärbt sich auch. Ich selbst hatte schon rotes, grünes, braunes und schwarzes Salz am Ende. Im Buch der Schatten steht dann auch, was die Farben bedeuten."
Weiterführender Link: Die Hexenschule von Birgit Steiner