Er starb laut "Standard" am 18. Jänner im deutschen Bad Reichenhall, wo er seine letzten Lebensjahre mit seiner Frau Ruth Elsner verbrachte. Der Ex-Banker wurde am heutigen Freitag in der bayerischen Stadtgemeinde nahe Österreich beerdigt, wurde der APA bestätigt.
Elsner war nach dem Auffliegen von gescheiterten Spekulationsgeschäften im Jahr 2008 wegen Untreue zu zehn Jahren Haft verurteilt worden. Der Oberste Gerichtshof (OGH) hatte 2010 das erstinstanzliche Urteil zwar teilweise gekippt, Elsners Strafe aber bestätigt. Nach viereinhalb Jahren hinter Gittern kam er im Juli 2011 wegen Haftunfähigkeit frei.
Hatte ein "reines Gewissen"
Über seine Zeit im Gefängnis sagte Elsner im APA-Interview 2015 zu seinem 80. Geburtstag, er habe ein reines Gewissen gehabt, dadurch habe er die Situation leichter ertragen. "Ich hatte nichts zu befürchten, ich wusste dass alles falsch ist, was man mir vorwirft." Der Skandal selbst ließ Elsner nie los. Sofort nach der Haftentlassung habe er begonnen, den ganzen Akt durchzuackern. Dabei seien ihm zahlreiche "Ungereimtheiten" aufgefallen.
Die Vorwürfe der Anklage, er habe gegenüber der Bawag Untreue in Milliardenhöhe begangen, versuchte Elsner oft mit dem Verweis auf die Praxis in einer Großbank zu entkräften. Die Spekulationsgeschäfte der Bawag seien nicht riskant, sondern auch bei anderen Banken üblich gewesen. Tatsächlich kamen wenig später in der Finanzkrise auch hohe Spekulationsverluste anderer Institute ans Licht und blieben oftmals ohne Konsequenzen.
Wollte Wiederaufnahme des Verfahrens
In den vergangenen Jahren bemühte sich der pensionierte Banker, eine Wiederaufnahme seines Verfahrens zu erreichen, um seine Verurteilung zu bekämpfen. Elsner behauptete, Wolfgang Flöttl habe die verlorenen Bawag-Millionen nicht verspekuliert, sondern gestohlen, was dieser stets zurückwies. Neue Munition sah Elsner in den 2017 publik gewordenen "Paradise Papers" über bisher unbekannte Firmen des Investors in der Karibik. Flöttl hatte im Gegensatz zu Elsner keinen einzigen Tag hinter Gittern verbracht, er wurde bei der Wiederholung des Prozesses rechtskräftig freigesprochen und lebt in New York.
Elsner sah sich auch vom Österreichischen Gewerkschaftsbund (ÖGB) als "Bauernopfer" missbraucht. "Man hat den Eindruck, man wollte mich einfach verurteilen, das hat man gebraucht - um von Fehlern des ÖGB vielleicht abzulenken", meinte er 2017. Seine Erkrankungen führte Elsner auf den Stress rund um den Bawag-Prozess zurück. Während des Prozesses habe er trotz starker Schmerzen, mit Atemnot und Sauerstoffgerät, den Verhandlungen folgen müssen. In Bad Reichenhall lebte er, wie er sagte, "wegen der Ärztedichte".
Helmut Elsner wurde am 12. Mai 1935 in Wiener Neustadt als Sohn einer Kastner&Öhler-Angestellten geboren. Sein Vater fiel später im Krieg.
Helmut Elsners Karriere
Elsner wuchs in Graz auf, wo er die Handelsakademie besuchte. Mit 20 Jahren trat er in eine Filiale der Arbeiterbank ein, wie die Bawag damals hieß. Elf Jahre später war er deren Filialleiter. 1978 wurde er vom damaligen langjährigen Bawag-Chef, Walter Flöttl senior, in die Zentrale nach Wien geholt, wo er im Vorstand für das kommerzielle Großkundengeschäft verantwortlich war. Dort galt er bald als "Flöttls Mann für das Grobe". Erst 1991 trat er in die SPÖ ein, im April 2006 wieder aus. Von 1995 bis 24. April 2003 war er Bawag-Vorstandsvorsitzender. In seinen fast 25 Jahren als Vorstand prägte er das Institut nachhaltig.
Nachgesagt wurde ihm ein "aufbrausender, egozentrischer und unnahbarer Führungsstil", der keinen Widerspruch duldete. Aber sein luxuriöser Lebensstil wurde dem Chef einer Gewerkschaftsbank im Lichte der Öffentlichkeit durch den Prozess dann zum Image-Verhängnis: Das von der Bawag zum Schnäppchenpreis erworbene Penthouse in der Wiener Innenstadt, seine Villa in Südfrankreich. Die politischen Zurufe an die Justiz blieben nicht aus. So forderte etwa im Juni 2006 der damalige Finanzminister Karl-Heinz Grasser - jetzt selbst in der Buwog-Affäre erstinstanzlich verurteilt -, dass angesichts des "schamlosen Missbrauchs" in der Bawag rasch "ein Exempel statuiert" werden müsse.