Hans Knauß gehörte zu den erfolgreichsten österreichischen Ski-Rennfahrern. Nach seinem Rücktritt heuerte der gebürtige Schladminger als Kamerafahrer und Co-Kommentator beim ORF an. Die Kamera hat er inzwischen beiseite gelegt, dafür moderiert der zweifache Familienvater, dem große Bodenständigkeit attestiert wird, mit "Österreich vom Feinsten" seine eigene Sendung.
von
Steckbrief Hans Knauß
Name: Hans Knauß
Geboren am: 9. Februar 1971 in Schladming
Wohnort: Schladming
Beruf: ehemals alpiner Skirennläufer, heute TV-Experte und Moderator
Familienstand: verheiratet mit Barbara Knauß
Kinder: Tochter Nella (*2003), Sohn Leo (*2005)
Hans Knauß (oft fälschlicherweise Hans Knauss geschrieben) ist das jüngste von insgesamt sechs Kindern. "Sport im Allgemeinen und Skifahren im Besonderen prägten mich seit meiner Kindheit. Schon früh stand ich auf den Brettern, die für mich in späteren Jahren die Welt bedeuteten", ist auf Hans Knauß' Homepage zu lesen. Während seiner aktiven Karriere holte der heutige ORF-Moderator insgesamt 27 Podestplätze, davon sieben Siege.
Links zu Hans Knauß:
• Homepage von Hans Knauß
• Hans Knauß zu Gast bei Oliver Polzer auf Instagram
Hans Knauß' Kindheit und Jugend
Hans Knauß bezeichnet sich selbst als "Bergkind". "Unser Haus war mitten auf der Planai, viel haben wir nicht gehabt, aber das spielte keine Rolle", erzählt er gegenüber "sportaktiv.com". Sein Vater sei einer der letzten Kriegsgefangenen gewesen, die in die Heimat zurückkehrten. Als er heimkam, hatte er nichts, außer seiner Freiheit. "Ihm war wichtig, dass auch wir Kinder Freiheit hatten", so Knauß.
Teilen war innerhalb der Großfamilie - Hans Knauß hat fünf Brüder und eine Schwester - eine Selbstverständlichkeit. "Wenn mein Bruder einen neuen Pullover bekommen hat, dann habe ich mich auch gefreut. Weil ich wusste: In zwei Jahren gehört er mir. Und das hat mir echt auch getaugt", versichert der Ex-Skirennläufer.
Die Familie besaß kein Auto, das Hauptfortbewegungsmittel im Winter waren Ski. Vater Knauß war Liftwart am Märchenlift auf der Planai, die Kinder saßen oft in der Lifthütte und "haben dem Vater die Jause weggegessen aus seiner silbernen Box und seinen Tee getrunken." Nach der Schule traf man sich auf der Piste. Mit seinen Geschwistern und Freunden habe er oft "Blödsinn gemacht", erinnert sich Hans Knauß.
"Das Schöne damals war diese unfassbare Freiheit. Wenn wir einen ganzen Tag nicht heimgekommen sind, hat sich keiner Sorgen gemacht. Es war klar, dass wir entweder bei den Nachbarn oder auf der Piste sind", meint Hans Knauß gegenüber "sportaktiv.com". Als Jüngster habe er "allen anderen erst reicht beweisen" wollen "was ich für ein wilder Hund bin".
Während seiner Kindheit musste Hans Knauß einen schweren Schicksalsschlag verkraften. 1985 starb sein zweitältester Bruder Helmut durch eine Lawine. "Er war Skilehrer und der vielleicht technisch beste Skifahrer, den ich je kannte. Er war mein Mentor, hat mir Tipps gegeben. Und bei uns daheim war Familie immer wichtig", so Knauß.
Skifahrer statt Schlosser
Ursprünglich wollte Hans Knauß nach der Schule eine Lehre als Schlosser beginnen, doch es kam anders. "Mit 15 Jahren bin ich ganz alleine mit dem Zug nach Altenmarkt gefahren, zur Firma Atomic. Dort habe ich mich bis zum Chef, Alois Rohrmoser, durchgekämpft", erinnert sich der heutige ORF-Moderator. Durch seine zahlreichen Siege im Jugend-Bereich war Hans Knauß für die Skifirma kein Unbekannter. Während des Sommers ergatterte er eine Anstellung in der Produktion, im Winter wollte er es schließlich bis in den ÖSV geschafft haben.
Dass es ihm tatsächlich gelang, hat Hans Knauß auch seinem Vater, der selbst gerne Skirennfahrer geworden wäre, bevor er in den Krieg musste, zu verdanken. Als er auf FIS-Ebene fünfmal in Serie ausgefallen war, habe seine Mutter angemerkt, ob er nicht etwas "G'scheites" lernen wolle. Sein Vater habe hingegen gesagt: "Bua, übernimm di nur net. Das wird scho." Dieser Satz sei bis heute in seinem Kopf, meint Hans Knauß. "Es war nicht wie heute, wenn Eltern, ja ganze Privatteams, ihr Kind nur antreiben. Papa gab mir die Freiheit, zu tun, was ich tun wollte. Das halte ich auch bei meinen Kindern so", so der Ex-Rennläufer.
Hans Knauß, der "Hundertstel-Hansi"
So erfolgreich Hans Knauß' aktive Karriere auch war - die ganz, ganz großen Triumphe eines Hermann Maier, Stephan Eberharter oder Benjamin Raich konnte er nicht feiern. Olympiasieger oder Weltmeister wurde Knauß nie. Dies war aber nicht fehlendem Können, sondern oftmals nur etwas Pech, in Form von wenigen Hundertstel-Sekunden, geschuldet. Viele werden sich wohl noch erinnern: Bei der Ski-WM 1999 in Vail/Beaver Creek wurde Hans Knauß im Super-G Dritter. Der Rückstand auf die beiden ex-aequo-Sieger Hermann Maier und Lasse Kjus betrug dabei eine einzige Hundertstel-Sekunde. Wenige Tage später belegte Knauß in der WM-Abfahrt den vierten Rang - auf Bronzemedaillengewinner Kjetil-Andre Aamodt fehlten ihm diesmal 0,02 Sekunden. Der "Hundertstel-Hansi" war geboren.
Medaillen sammelte Hans Knauß dennoch. Bei den Olympischen Winterspielen 1998 von Nagano, wo Teamkollege Maier zum "Herminator" wurde, holte er Silber im Super G. Bei der Ski-WM 2003 in St. Moritz sicherte er sich ebenfalls Silber im Riesentorlauf.
Hin und wieder "wurmt" Hans Knauß die fehlende Goldmedaille noch heute. "Wenn ich ehrlich bin, ärgere ich mich schon noch ab und zu. Weil skifahrerisch hätte ich es mir ein paar Mal verdient gehabt", meinte der Sieger von sieben Weltcup-Rennen vor einigen Jahren im Gespräch mit der APA - Austria Presse Agentur. Er weiß es aber auch einzuordnen. "Ich hab das Gefühl, dass diese Hundertstel längst zurückgekommen sind. Wahrscheinlich hab ich sogar schon ein paar Sekunden vom Leben zurückbekommen. Ich hab eine gesunde Familie und mache einen Job, der mir Riesenspaß macht", so Knauß zur APA. "Alles im Leben hat seinen Sinn. Vielleicht war's für mein weiteres Leben und die Menschlichkeit sogar gut, dass ich niemals Weltmeister werden konnte", weiß er dem Dasein als "Hundertstel-Hansi" auch Positives abzugewinnen.
Weitere Persönlichkeiten der ORF-Sportredaktion:
Oliver Polzer: Fußball- und Ski-Kommentator mit Schmäh
Rainer Pariasek: Der kultige ORF-Sportmoderator
Alina Zellhofer: Sportmoderatorin aus Leidenschaft
Kristina Inhof: Sportlich und unterhaltsam
Herbert Prohaska: Die Legende unter den TV-Analytikern
Roman Mählich: Vom Fußballplatz ins TV
Armin Assinger: Der "Mister Millionenshow"
Helge Payer: Vom Tormann zum ORF-Analytiker
Karriereende nach positiver Dopingprobe
Hans Knauß' Sympathiewerte als Skifahrer waren außergewöhnlich groß. Womöglich gerade auch aufgrund seines Hundertstel-Pechs galt der bodenständige Schladminger als "Everybody's Darling". Daran konnte auch das unrühmliche Ende seiner aktiven Karriere nichts ändern.
Am 27. November 2004 gab Hans Knauß nach der Weltcup-Abfahrt in Lake Louise eine positive Dopingprobe ab. Ein überhöhter Nadrolonwert wurde nachgewiesen, Knauß führte dies auf ein verunreinigtes Nahrungsergänzungsmittel zurück und kämpfte in den folgenden Monaten verzweifelt um die Fortsetzung seiner Karriere. Doch umsonst: Nachdem seine 18-monatige Dopingsperre vom Obersten Sportgerichtshof bestätigt wurde, gab Hans Knauß am 20. Juli 2005 seinen Rücktritt bekannt.
Co-Kommentator beim ORF
Dem Skisport blieb Knauß aber erhalten, seit Oktober 2005 kommentiert er die Speedbewerbe und Riesentorläufe für den ORF. Dabei arbeitet er vor allem mit Oliver Polzer zusammen. Die beiden bilden seit Jahren ein ebenso populäres Duo wie einst Armin Assinger und Robert Seeger.
Hans Knauß und Oliver Polzer
Auf sozialen Netzwerken ist Hans Knauß nicht vertreten. Zumindest nicht im eigenen Namen. Auf dem Instagram-Account von Oliver Polzer ist er jedoch regelmäßig zu bewundern. "Hans & Oliver content" nennt es der ORF-Moderator.
Der ORF-Kommentator schätzte Knauß bereits während dessen aktiven Zeit, daher war es für ihn "eine große Freude", als dieser als Experte zum ORF wechselte. "Hans ist ein unglaublich feiner Bub, bodenständig und ehrlich. Er zählt mittlerweile zu meinen besten Freunden", verrät Oliver Polzer gegenüber News.at. "Es macht mir eine riesige Freude, mit ihm zu kommentieren. Das möchte ich nicht missen", streut er seinem Freund Hans Knauß Rosen. "Wir versuchen auch abseits der Skirennen viel Zeit miteinander zu verbringen, weil es uns wohltut und wir es einfach genießen", so Polzer.
Eine Romy für Hans Knauß
Inzwischen ist Hans Knauß nicht nur als Ski-Co-Kommentar aktiv. Im Herbst 2021 trat er die Nachfolge von Sepp Forcher an und führt seither durch die Sendung "Österreich vom Feinsten" (vormals "Klingendes Österreich"). Mit seiner Arbeit beeindruckt der Ex-Skirennläufer nicht nur den Kollegen Polzer, sondern auch das Publikum. Im April 2022 wurde er als beliebtester Moderator in der Kategorie Show/Unterhaltung mit einer Romy ausgezeichnet. "Ich sehe es als Riesen-Dankeschön für meine Arbeit im Fernsehen, speziell für die neue Sendung 'Österreich vom Feinsten'. Für mich ist es eine große Auszeichnung, die eine Mischung aus Kommentator, Kamerafahrer und Moderator ist", meinte Knauß gegenüber "Mein Bezirk".
In "Österreich vom Feinsten" führt Hans Knauß durch verschiedene Regionen Österreichs. Wie schon bei "Klingendes Österreich" dürften auch Musikdarbietungen nicht fehlen. Auch regionale Kulinarik spielt eine Rolle. "Was mich tatsächlich irgendwo mit Sepp Forcher verbindet, ist das Leben in der Natur. Ich war drei Jahre lang im Sommer Hiatabua auf einer Alm ohne Strom, er war Hüttenwirt. Da kriegst auch das Brauchtum und das Leben rundherum recht gut mit", erzählte Knauß im Kurier-Interview.
Hans Knauß privat
"Trotz eines vollen Terminkalenders steht für mich meine Familie an erster Stelle. Ihre Gesundheit und Zufriedenheit ist das Allerwichtigste in meinem Leben", stellt Hans Knauß auf seiner Homepage klar. Seine Familie, das sind seine Frau Barbara und die beiden Kinder Nella und Leo. "Die Erziehung meiner Kinder zu glücklichen Menschen ist eine meiner größten Herausforderungen und immer wieder aufs Neue spannend", so Knauß.
Die Familie Knauß lebt in Schladming. Ein Architekt aus der Gegend hat das Haus nach ihren Wünschen entworfen, wie Knauß gegenüber dem "Standard" verrät. "Wir wollten es modern und mit viel Glas, um in die Natur hinausschauen zu können", so der ORF-Moderator. Zum Zeitpunkt der Errichtung habe das Flachdach jedoch gemischte Reaktionen ausgelöst: "Das Haus wurde im Scherz als Schuhschachtel oder Gondelstation bezeichnet, die Nachbarn haben uns auch gefragt, wann wir fertig bauen oder ob wir uns den Dachstuhl nicht mehr leisten können. Mittlerweile hat sich das aber verändert und viele in der Gegend haben noch modernere Häuser geplant und gebaut."
Auch wenn Hans Knauß oft unterwegs ist - seine Heimat zu verlassen, kam für ihn niemals in Frage: "Ich könnte ich mir nicht vorstellen, hier wegzugehen. Ich lebe wahnsinnig gerne inmitten der Natur."