Nach Bruno Kreisky und Franz Vranitzky war Werner Faymann der am drittlängsten amtierende SPÖ-Bundeskanzler: Als letzter Repräsentant der immer unbeliebter gewordenen großen Koalition mit der ÖVP war sein Abgang jedoch auch von unerfreulichen externen und parteiinternen Querschüssen samt entsprechender Begleittöne überschattet. Wenig verwunderlich, dass er seinen Einstieg ins Unternehmertum im Herbst 2016 ohne großes Trara vollzog - wiewohl Werner Faymann dabei seither seine langjährigen Kontakte offenbar geschickt und gewinnbringend zu nutzen weiß.
"Berater mit Expertise"
So hat der ehemalige Chef der Sozialdemokraten einen Beratervertrag mit dem vom als SPÖ-nah geltenden Topmanager Günter Geyer geleiteten Wiener Städtischen Versicherungsverein, dem Hauptaktionär der Vienna Insurance Group. Dort soll Faymann "seine Expertise in europarechtlichen Fragen sowie in der Wohnbauthematik einzubringen", wie es seitens der Assekuranz heißt. Immerhin war der Ex-Kanzler mehr als ein Jahrzehnt lang auch Wiener Wohnbaustadtrat.
Mit seinem ehemaligen Pressesprecher Matthias Euler-Rolle als 50-Prozent-Partner hat er am 1. September 2016 die 4Pro Projektmanagement-und KommunikationsgmbH gegründet, die laut eigenen Angaben neben dem Wiener Versicherungsverein eine Reihe von Kunden im Ausland -darunter eine wirtschaftskammerartige Organisation in China -berät. Und die 4Pro ist an zwei Tochterunternehmen beteiligt: mit 80 Prozent an der MEI Travel Tourism GmbH, die mit der Blaguss-Gruppe als kolportiertem Partner Gäste vor allem aus China und den USA nach Österreich bringen soll - was derzeit aber wohl kein Geschäft sein dürfte.
Interessanter ist da schon die 6,07-prozentige Beteiligung von Faymann und Euler-Rolle an der Imfarr Beteiligungs GmbH, die zum Firmennetzwerk der in Immobilienentwicklung und -investment erfahrenen Familie Farrokhnia gehört. Eigentümer des Unternehmens ist Nemat Farrokhnia, als graue Eminenz im Hintergrund und Senior Technical Adivsor fungiert dessen Vater Nematollah, der mehr als 30 Jahre im Spitzenmanagement des Baukonzerns Strabag saß und später auch Aufsichtsrat des Mitbewerbers Porr war.
Über die zur Imfarr gehörende Montibus Beteiligungs GmbH sowie über deren 100-Prozent-Tochter 4Pro Immobilienentwicklungs GmbH wurde im Vorjahr ein ausgesprochen lukratives Geschäft - nämlich der Kauf und Weiterverkauf eines rund 10.600 Quadratmeter großen Grundstücks - in Bruck an der Leitha abgewickelt. Die 4Pro Immobilienentwicklungs GmbH wurde zu diesem Zweck gegründet -mit Euler-Rolle als Co-Geschäftsführer von Nazli Farrokhnia, der Frau von Firmenchef Nemat Farrokhnia.
Ob Faymanns politische Kontakte für das Zustandekommen des Deals entscheidend waren, ist offen, klar ist jedoch, dass es dabei binnen kurzer Zeit zu einer wundersam anmutenden Preissteigerung gekommen ist: Die 4Pro Immobilienentwicklungs GmbH kaufte am 24. Jänner 2019 von der Gemeinnützigen Bau-und Wohnungsgenossenschaft Wien-Süd mit Sitz in Wien ein Grundstück bestehend aus Gärten und Baufläche im Ausmaß von 10.613 Quadratmetern. Preis: 1,35 Millionen Euro. Am 4. Dezember 2019 schließlich verkaufte die 4Pro das Areal an die Familienwohnbau Niederösterreich gemeinnützige Wohnbau-und Baubetreungsgesellschaft m.b.H weiter. Verkaufspreis: 3,15 Millionen Euro. Macht eine Preissteigerung von mehr als 130 Prozent binnen zehneinhalb Monaten -keine schlechte Rendite.
Unrechtmäßige Begünstigung?
Brancheninsider vermuten nun, dass es bei dem Deal nicht mit rechten Dingen zugegangen sein könnte: Eine solche Preissteigerung eines unbebauten Grundstücks binnen so kurzer Zeit sei unrealistisch. Genossenschaften seien verpflichtet, im Interesse ihrer Genossenschafter zu agieren und diese mit preisgünstigem Wohnraum zu versorgen. Demnach sei entweder seitens des Verkäufers Untreue gegenüber den Genossenschaftern begangen worden oder aber die 4Pro Immobilienentwicklungsgesellschaft bzw. deren Gesellschafter seien aufgrund parteipolitischer Nähe unrechtmäßig begünstigt worden, so ein mit dem Deal vertrauter Informant.
Eine Einschätzung, die von allen Beteiligten aber zurückgewiesen wird: "Der Verkaufspreis basierte auf dem damals eruierten Verkehrswert, und was mit der Liegenschaft in Folge geschah, entzieht sich unserer Kenntnis", sagt dazu Wien- Süd-Vorstand Andreas Weikhart. Die Frage nach einer Benachteiligung der Genossenschafter bzw. einer Begünstigung des Käufers würde sich deshalb erübrigen. Ähnlich argumentiert Faymann-Partner Euler-Rolle: "Der Verkäufer hat sich, laut unseren Informationen, den Verkauf über alle Gremien genehmigen lassen."
Faymann und er seien "Kleinstgesellschafter", und vor diesem Hintergrund " einen politischen Zusammenhang herzustellen" sei "weder nachvollziehbar noch konstruierbar", so Euler-Rolle. Man sei auch nicht in die Verkaufsgespräche mit der Familienwohnbau Niederösterreich eingebunden gewesen. "Laut Informationen des Maklers war der Käufer bereits im Besitz angrenzender Grundstücke und hatte daher erhöhtes Interesse am Ankauf der besagten Liegenschaft", so Euler-Rolle. Seitens der Familienwohnbau Niederösterreich, die auf dem Areal 84 frei finanzierte Eigentumswohnungen errichten will, heißt es: "Der Kaufpreis der Liegenschaft war aus unserer Sicht angemessen, sonst hätten wir das Grundstück nicht erworben. Zusätzlich gab es ein Gutachten, welches den Verkehrswert bestätigt." Im Wesentlichen werde der Kaufpreis nach Abschätzung der zu erzielenden Wohnnutzfläche sowie der erzielbaren Kaufpreise unter Berücksichtigung der abgeschätzten Baukosten ermittelt, so die Familienwohnbau Niederösterreich.
160-Millionen-Investition
Auch wenn Euler-Rolle betont, dass "Herr Bundeskanzler a. D. Faymann außer der Beratungsleistungen für die Wiener Städtische keinerlei operative Funktion innehat und ausschließlich als Gesellschafter an der 4Pro Projektmanagement-und Kommunikationsgesellschaft beteiligt ist", so tut das seinen Geschäften offenbar keinen Abbruch: In Leipzig ist er via Imfarr bei der Entwicklung des Eutritzscher Bahnhofs, eines rund 25 Hektar großen Areals nahe der Innenstadt, mit dabei. Das hat die Imfarr für kolportierte 160 Millionen Euro gekauft, um dort einen neuen Stadtteil für rund 3.700 Bewohner in 2.100 Wohnungen samt zwei Schulen, 330 Kitaplätzen und einem sechs Hektar großen Park zu errichten. "Leipzig 416", so der Projektname, ist ein Milliardengeschäft, bei dem aber zuletzt nichts passiert ist, was für erheblichen Zoff mit der Stadtverwaltung sorgte.
Diese unterstellte den Österreichern, nie wirklich vorgehabt zu haben, das Grundstück zu entwickeln, sondern es nur teurer weiterverkaufen zu wollen. Dabei würden die Wohnungen in Leipzig dringend gebraucht. Laut "Leipziger Volkszeitung" machte dagegen die Imfarr die Stadt Leipzig für die Verzögerungen verantwortlich, weil die nötigen Stadtratsbeschlüsse immer wieder nach hinten verschoben worden seien.
Schneller Gewinn
Euler-Rolle will zwar zum Kaufpreis und zu dessen Finanzierung nichts sagen, weil er "dazu nicht befugt" sei; da es sich um das größte Stadtentwicklungsgebiet handle, müssten für dessen Entwicklung aber viele Detailfragen geklärt werden. Die "Gespräche mit der Stadt" würden "sich sehr konstruktiv entwickeln, und das Ziel bleibt aufrecht, einen raschen Baubeginn zu realisieren", so der Faymann-Partner, der mit dem Ex-Kanzler im April 2019 beim SPD-Oberbürgermeister in Leipzig zu Gast war, um über das Areal zu sprechen. "Wir wären die ersten Projektentwickler der Welt, die kein Interesse am Erhalt einer Baugenehmigung hätten", so Euler-Rolle. "Diese Woche hat der Oberbürgermeister grünes Licht für das Projekt gegeben. Und jetzt kommt es in die Fachausschüsse."
Bei einem anderen Projekt -dem Gelände der Ankerbrot-Fabrik in Wien -gab es dagegen weniger Probleme. Der Sanierer Erhard Grossnigg veräußerte das vier Hektar große Objekt im Vorjahr um 33,25 Millionen Euro an die zur Imfarr gehörenden Firma Montibus. Und die verkaufte es heuer im Frühjahr um 41 Millionen Euro an Immo-Manager Peter Ulm und Schweizer Partner. Ebenfalls ein gutes Geschäft, zu dessen Zustandekommen sich Euler-Rolle aber ebenso bedeckt hält wie zur Frage, ob das Geschäftsmodell des Unternehmens möglicherweise vorrangig auf schnellen, gewinnbringenden Weiterverkauf ausgerichtet ist: "Als Kleinstgesellschafter besteht keinerlei Befugnis, Auskunft über Geschäfte des Unternehmens zu geben." Unternehmerische Tätigkeit bringe aber Erfolge und Misserfolge mit sich: "Für eine objektive wirtschaftliche Erfolgsberechnung bräuchte es demnach also nicht nur die Einkaufs-und Verkaufspreise von Grundstücken, sondern auch die Einbeziehung von Kosten sowie von weniger erfolgreichen Projekten", so Euler- Rolle, der betont, dass "die Imfarr bereits seit 2007 erfolgreich in der Immobilienbranche, nicht nur beim Einkauf und Verkauf, sondern auch in Entwicklung, Bau oder Vermietung von Realitäten tätig ist".
Steigender Ertrag
Dies augenscheinlich auch nicht zum Nachteil von Werner Faymann und seinem Partner: Immerhin betrug der Gewinn der Imfarr Beteiligungs GmbH in der 2019er-Bilanz 38,966 Millionen Euro. Während die 4Pro Projektmanagement-und KommunikationsgmbH in der Bilanz 2018 (der letzten vorliegenden) einen Bilanzgewinn von 441.642,41 Euro auswies, schien in jener der 4Pro Immobilienentwicklungs GmbH noch ein Verlust von 2.092,15 Euro auf -allerdings vor dem lukrativen Immo-Deal in Bruck/Leitha. Was sich im Vorjahr aber geändert hat, wie Euler-Rolle bestätigt: "Die Bilanzen werden gerade fertiggestellt; 2019 ist es auch bei uns in allen Bereichen besser gelaufen als 2018".
Dieser Artikel erschien ursprünglich in der News Ausgabe Nr. 41/20
Kommentare
AnmeldenMit Facebook verbindenDeauville000So., 18. Okt.. 2020 12:48meldenantwortenEin Haufen unfähiger Roter in den letzten Jahrzehnten!
Ein wahrer Satz!!!
Und zur Zeit gibt es niemanden in dem roten Haufen der für Österreich etwas bewirken könnte.
GSD gibt's Kanzler Kurz!!!
Hätte als Kanzler für Österreich etwas leisten sollen ! Schande für die Bevölkerung! Ein Haufen unfähiger Roter in den letzten Jahrzehnten!
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