Gelsenstiche sind nicht nur unangenehm, sie könnten früher oder später auch zu einer echten Gefahr für uns werden. Warum? Das erklärt der Experte für medizinische Parasitologie.
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Zwei Arten von Stechmücken könnten hierzulande gefährlich werden. Da wäre einmal die Asiatische Tigermücke. Ursprünglich aus Südostasien stammend, hat sie ihren Lebensraum mittlerweile auf einige Teile Südeuropas ausgeweitet. Ebenso auf Deutschland. Auch in Österreich wurde sie bereits gesichtet. Allerdings ist es ihr bis dato nicht gelungen, sich hier anzusiedeln. Laut Prof. Dr. Horst Aspöck vom Institut für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin der MedUni Wien ist es aber nur eine Frage der Zeit, bis sie das tun wird.
Die Tigermücke gilt als hervorragender Virenüberträger. Vor wenigen Jahren hat sie in Norditalien für eine Chikungunya-Epidemie gesorgt. Beim sogenannten Chikungunyafieber handelt es sich um eine tropische Infektionskrankheit, die mit Fieber, Hautausschlägen und Gelenkbeschwerden einhergeht. Bleibende Schäden und Todesfälle sind selten. Bei dem Ausbruch in Italien hat sie aber ein Todesopfer gefordert. In Österreich gab es noch keine derartigen Fälle. Werden die Mücke und das Virus eingeschleppt, kann sich das dem Experten zufolge aber ändern.
Rund 50 verschiedene Arten von Gelsen wurden in Österreich bisher nachgewiesen. Die Asiatische Buschmücke wurde 2011 in Österreich entdeckt. Die Asiatische Tigermücke wurde mittlerweile in allen Bundesländern Österreichs detektiert. Sie kann Dutzende Viren übertragen, darunter potenziell tödliche Erreger wie Dengue-, Chikungunya- und Zika-Virus.
Die zweite für uns potenziell gefährliche Mückenart ist die Asiatische Buschmücke. Sie überträgt unter anderem das West-Nil-Virus. Eine Infektion verläuft in der Regel ohne größere Komplikationen. In den USA hat dieser Virus seit 1999 dennoch Hunderte Todesopfer gefordert. Gefährlich wird er dann, wenn er das Zentralnervensystem des Betroffenen befällt. "Wer in Mitteleuropa von Stechmücken gestochen wird und nach drei bis sieben Tagen krank wird, sollte sich nach Möglichkeit auf eine West-Nil-Infektion untersuchen lassen", rät der Experte für medizinische Parasitologie.
Keine medikamentöse Behandlung
Neben dem Chikungunya- und dem West-Nil-Virus wird auch Malaria durch Stechmücken übertragen. Dank des guten Gesundheitssystems wurde sie hierzulande zwar in den 1950er und 1960er Jahren ausgerottet, einige hiesige Stechmücken hätten aber weiterhin das Potenzial, Malaria bei Menschen zu übertragen, wie Hans-Peter Fuehrer von der Veterinärmedizinischen Universität Wien im Gespräch mit der APA zu bedenken gibt. Während man Malaria medikamentös behandeln kann, ist das bei einer Infektion mit dem Chikungunya- und dem West-Nil-Virus nicht der Fall.
"Die Gefahr sind die eingeschleppten tropischen Viren, gegen die wir weder einen Impfstoff noch ein Medikament haben", warnt Aspöck. Sie dürften uns in diesem Jahrhundert noch zahlreiche Überraschungen bescheren. Begünstigt durch "den Klimawandel und die globale Erwärmung, den Anstieg der Weltbevölkerung und die zunehmende Globalisierung durch freiwillige oder erzwungene Migration ebenso wie die Verfrachtung von Tieren, Pflanzen und Waren." Hinzu kommen rund eine Milliarde Reisende pro Jahr. Ideale Bedingungen also, um Krankheitserreger und deren Überträger besonders aus tropischen und subtropischen Gebieten zu verschleppen.