Manche Menschen bleiben ein Leben lang zusammen. Sie scheinen füreinander geschaffen. Tauschen auch noch im hohen Alter verliebte Blicke aus. Halten Hand, wenn sie spazieren gehen. Was ist ihr Geheimnis? Wie schaffen sie es, die Liebe über die Jahre hinweg zu erhalten? Wir befragten den Wiener Paartherapeuten Dr. Michael Schmitz - und verraten Ihnen das Geheimnis der ewigen Liebe.
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Finden Sie heraus, was Sie wollen
Wollen Sie einen Partner, der sein eigenes Leben lebt, sich beruflich engagiert und sozial gefestigt ist? Der Ihnen jede Menge Freiraum lässt? Oder bevorzugen Sie einen, für den sich die Welt um Sie dreht? Wie wichtig sind Ihnen Eigenschaften wie Spontaneität und Impulsivität? Welchen Wert legen Sie auf Bodenständigkeit, Sicherheit und Zuverlässigkeit? Es ist gar nicht so leicht herauszufinden, was man eigentlich will. Hinzu kommt laut Schmitz, dass jeder von uns viele unterschiedliche Bedürfnisse und Wünsche hat. Darunter auch manche, die sich spießen. Zum Beispiel dann, wenn Sie einen Partner brauchen, der immer für Sie da ist, selbst aber viel Freiraum benötigen. Dann heißt es sich entscheiden: Wollen Sie einen Partner, der gern sein eigenes Ding durchzieht, oder einen, der Rücksichtnahme groß schreibt?
Lassen Sie sich nicht täuschen
Oft sind die Eigenschaften, die uns am Anfang an unserem Partner ganz besonders faszinierten, gerade jene, die uns später an die Decke gehen lassen. Ein Beispiel: Gehören Sie der Gruppe der Jäger an? Dann werden Sie wohl eher am Typ "scheues Reh" denn am "treuen Hund" Gefallen finden. Doch wie lässt sich der Beziehungsalltag mit einem Menschen, der immer wieder auf Distanz geht, meistern? Wollen Sie es sich tatsächlich zur Lebensaufgabe machen, Ihrem Partner ständig nachzulaufen? Und noch etwas: Lassen Sie sich bei der Partnerwahl nicht von leeren Worten täuschen. Achten Sie stattdessen auf die Taten, die der oder die Auserwählte setzt.
Bewahren Sie Ihre Eigenständigkeit
Der Wunsch nach Harmonie und Sicherheit, das tiefe Bedürfnis, sich auf jemanden verlassen zu können und sich zu binden ist in fast jedem Menschen verankert. "Wir brauchen andere in unserem Leben, um mit ihnen zusammen etwas erreichen und genießen zu können. Um mit ihnen Freude zu haben. Das schafft keiner aus sich selbst heraus", betont der Experte. Anderseits streben wir nach Eigenständigkeit und danach, unsere persönlichen Interessen realisieren zu können. Dazu brauchen wir mitunter den Anderen. Oft stellt er hier aber auch eine gewisse Einschränkung dar. Nämlich dann, wenn die eigenen Bedürfnisse gegen die des Anderen stehen. Hier sind wir gefordert, das richtige Maß zu finden zwischen der Eigenständigkeit und dem Einlassen auf den Anderen. Eine große Herausforderung, meint der Experte, die nicht alle meistern.
Akzeptieren Sie Ihren Partner in seiner Andersartigkeit
Unbewusst gehen wir davon aus, dass andere dieselben Wünsche hegen wie wir. Dass sie denken und empfinden wie wir. Ganz besonders dann, wenn es sich um den Partner handelt. Stellt sich nun heraus, dass dieser anders denkt oder empfindet, versuchen wir automatisch, ihn von unserer Sichtweise zu überzeugen. Gelingt dies nicht, muss er oder sie im Extremfall sogar den Platz für einen neuen Partner räumen. Willkommen in der beziehungstechnischen Sackgasse! Daher rät der Experte, den Partner in seiner Andersartigkeit zu akzeptieren. Mit eigenen Interessen, Bedürfnissen und Wünschen. Man dürfe zwar darauf hoffen, dass sich viele davon mit den eigenen überschneiden. Komplett deckungsgleich werden sie aber nie sein.
Unterstützen Sie sich gegenseitig
Wir alle haben unsere Probleme. Ob privat oder beruflich. Da ist es besonders wichtig, dass der Partner uns Verständnis entgegenbringt. Dabei sollten wir aber nicht vergessen, dass wir nicht die einzigen sind, die ihr Sorgenpäckchen zu tragen haben. Wichtig ist daher, dass Sie sich gegenseitig unterstützen. "Es kann nicht sein, dass einer meint, immer den größeren Anspruch auf Verständnis und Rücksichtnahme zu haben", mahnt Schmitz. "Eine Beziehung, in der sich immer nur alles um mich dreht und der Partner dazu da ist, meine Bedürfnisse zu befriedigen, geht immer in die Hose." Das Zauberwort lautet Gleichwertigkeit.
Holen Sie Ihre Beziehung auf den Prüfstand
Wer schlau ist, plant nicht nur seine berufliche Entwicklung, sondern auch die der Beziehung. Überlegen Sie, was Sie und Ihr Partner wollen - jeder für sich und beide zusammen. Wie viel Zärtlichkeit, wie viel Sexualität wünschen Sie sich? Wie wichtig sind Ihnen Freizeit und Geld? Wollen Sie an jenem Ort bleiben, an dem Sie gerade leben? Oder möchten Sie noch mehr von der Welt sehen? Allesamt Themen, über die Schmitz zufolge viel zu selten ernsthaft gesprochen wird. Holen Sie sie daher regelmäßig auf den Prüfstand. Fragen Sie sich, wie Sie und Ihr Partner zueinander passen. Und richten Sie Ihre Beziehung gegebenenfalls neu aus.
Seien Sie achtsam
Es kann schon sein, dass sich eine Beziehung nach einer gewissen Zeit ausgelebt hat. Dass sich die Partner nicht mehr füreinander entzünden können. Das liegt oft daran, dass sie sich nicht mehr richtig aufeinander einlassen, ein Parallelleben führen und sich gegenseitig kaum mehr darüber informieren, was im eigenen Leben passiert. Wer diese Negativschleife durchbrechen will, muss aktiv gegensteuern. Die Devise lautet: Seien Sie achtsam! Erkennen Sie, was der Partner für seine Entwicklung braucht. Und üben Sie auch sich selbst gegenüber Achtsamkeit.
Setzen Sie Impulse
Wer aus der Verliebtheit in die Liebe einsteigen und diese langfristig erhalten will, muss Impulse setzen. Nur so könne man immer wieder Neues, Spannendes in der Beziehung erleben, erklärt der Paartherapeut. "Liebe passiert nicht einfach. Liebe ist etwas, das zwei Menschen miteinander herstellen müssen. Für das sie immer wieder etwas tun müssen. Nur so kann sich die Liebe erneuern und durch wiederholte Erneuerung erhalten."