Während der Oscars ist mehrmals an die Kriege im Gazastreifen und in der Ukraine erinnert worden. Der britische Oscar-Preisträger Jonathan Glazer ging in seiner Dankesrede auf die Lage in Gaza ein. Sein Drama "The Zone of Interest" über die Familie des Auschwitz-Kommandanten Rudolf Höß wurde in der Nacht auf Montag mit dem Oscar als bester internationaler Spielfilm ausgezeichnet. Auch andere nutzten die Oscars für politische Botschaften.
"Alle unsere (filmischen) Entscheidungen haben wir getroffen, um uns in der Gegenwart zum Nachdenken anzuregen", sagte der 58-jährige Glazer. "Nicht um zu sagen: 'Schaut, was sie damals getan haben', sondern: 'Schaut, was wir heute tun.' Unser Film zeigt, wohin die Entmenschlichung in ihrer schlimmsten Form führt, sie hat unsere gesamte Vergangenheit und Gegenwart geprägt."
Nun stünden sie hier und wehrten sich dagegen, dass "ihr Jüdischsein und der Holocaust" ausgenutzt würden für eine Besatzung, die für so viele unschuldige Menschen zu Konflikt geführt habe. "Ob es die Opfer des 7. Oktober in Israel oder der andauernden Attacke auf Gaza sind, alle sind Opfer dieser Entmenschlichung." Glazer, der aus einer jüdischen Familie stammt, widmete die Trophäe der Widerstandskämpferin Aleksandra Bystroń-Kołodziejczyk, die in seinem Film vorkommt.
Auch andere nahmen zum Gaza-Krieg Stellung. Auf dem roten Teppich trugen einige Anwesende, darunter Sängerin Billie Eilish und die Schauspieler Ramy Youssef, Mark Ruffalo und Ava DuVernay, rote Anstecknadeln, um der Forderung nach einem Waffenstillstand Ausdruck zu verleihen.
In der Nähe des Dolby Theatre in Los Angeles versammelten sich propalästinensische Demonstranten, wie die "New York Times" schrieb. Die Zeitung berief sich auf Polizeiangaben, wonach es mindestens drei verschiedene Demonstrationen gab. Bei der größten versammelten sich demnach mehrere Hundert Teilnehmer.
Auch an den Krieg in der Ukraine wurde während der Gala erinnert. Das Werk "20 Tage in Mariupol" gewann den Oscar als bester Dokumentarfilm. Der Film von Mstyslaw Tschernow, Michelle Mizner und Raney Aronson-Rath dokumentiert die Erlebnisse von AP-Journalisten während rund drei Wochen in der ukrainischen Hafenstadt, als diese Anfang 2022 von russischen Streitkräften belagert wurde. "Ich kann die Geschichte nicht ändern", sagte Tschernow in seiner Dankesrede. "Ich kann die Vergangenheit nicht ändern. Aber wir alle zusammen... unter euch einige der talentiertesten Menschen der Welt, wir können dafür sorgen, dass die Geschichte richtig aufgezeichnet wird und dass die Wahrheit die Oberhand gewinnt und dass die Menschen von Mariupol und diejenigen, die ihr Leben geopfert haben, niemals vergessen werden."
Während der Oscar-Gala wird traditionell gestorbener Filmschaffender des vergangenen Jahres gedacht. Dieses Mal wurde auch ein Video des im Februar in russischer Haft gestorbenen Regimekritikers Alexej Nawalny eingeblendet. Der Film "Nawalny" hatte 2023 den Oscar als bester Dokumentarfilm gewonnen.