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Die Frau ohne Schatten

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FPÖ - Die Frau ohne Schatten
©Bild: FPÖ
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Verantwortlich für das Engagement für die Ärmsten macht die studierte Wirtschaftswissenschaftlerin ihren Mentor Thomas Prinzhorn. Nach der schwarz-blauen Wende im Jahr 2000 diente sie dem damaligen FPÖ-Nationalratspräsidenten als Büroleiterin. Schon Jahre davor hatte sie für Prinzhorn gearbeitet, über ihn ihren Mann kennengelernt. Der Industrielle fungierte vor 14 Jahren sogar als Trauzeuge. Prinzhorn soll laut Gerüchten nicht zuletzt durch eine Finanzspritze dafür gesorgt haben, dass Kappel nach einer erfolglosen Kandidatur für den Nationalrat und das EU-Parlament 2010 in den Wiener Gemeinderat einziehen durfte - die FPÖ weist das empört zurück.

Im Gemeinderat verhält sich Kappel unauffällig, berichten Kollegen. Weder Gutes noch Schlechtes könnten sie ihr nachsagen, immer noch wirke sie profillos. Kappel vertritt mit Vorliebe Mainstream-Haltungen. Mit "Ausländer raus“-Parolen oder rassistischen Sagern will sie nicht in Berührung kommen. Dass Österreich ein Einwanderungsland ist, muss sie wider besseres Wissen zurückweisen, um ihre Partei nicht zu sehr zu verstören. Sie weist gerne darauf hin, wie "international“ sie ist. Und charakterisiert sich als "moderne Frau“. Barbara Rosenkranz hätte so etwas nie getan. Aber deren Zeit ist ja auch vorbei. Heute ist Kappel angesagt.

Wirtschaftsministerin?
Die Freiheitlichen leiden unter Parteichef Heinz-Christian Strache an einem auffälligen Mangel an herzeigbaren Politikerinnen. Und niemand traut ihnen Wirtschaftskompetenz zu. Kein Wunder also, dass Kappel sogar als Ministerkandidatin in einem noch lange fiktiven Regierungskabinett genannt wird, obwohl sie sich - für Freiheitliche ungewohnt - klar für Europa ausspricht und qualifizierte Zuwanderung fordert. Noch geht’s ja nicht ans Eingemachte.

Kappel, die derzeit aus Partei(nach)sicht noch ein wenig "Narrenfreiheit“ genießt, lässt sich für Strache gut nutzen. Die spendable Industriellenvereinigung, früher Hardcore-Fans von Schwarz-Blau, hatte sich nach zu viel EU-Feindlichkeit entgeistert von der FPÖ abgewendet. Kappel überbrückt die Distanz. Sie schimpft nicht über den Euro. Sie ist verbindlich, kann auftreten, charmant sein und Erfolge als Unternehmerin vorweisen. Hinter den Kulissen knüpft sie für den FPÖ-Chef erfolgreich zarte Bande zur Industrie. Die verwehrt ihm mittlerweile auch den Konsenshandschlag nicht mehr.

Eine allzu wundersame Wasservermehrung
Als Unternehmerin fiel die gebürtige Tirolerin Kappel zuletzt durch brisante Berichte über Pyramidenspiele auf, bei denen überteuertes Wasser in Osteuropa verkauft wird - um 50 Euro für zwei Fläschchen. Kappel wiegelt ab. Versucht sich an einer Erklärung: "Der Wassermarkt ist ein Zukunftsmarkt. Wir sind in Russland und der Ukraine engagiert. Unser Direct Sale, der sogenannte Strukturbetrieb, den wir anwenden, eröffnet besonders Frauen Zuverdienstmöglichkeiten und ist auf der ganzen Welt so üblich. Er entspricht den Gesetzen.“

Was wird da unter die Leute gebracht? "Bionisches Wasser“, erklärt die Politikerin. "Das Wasser kommt aus Österreich, wird hier auch abgefüllt und mit bestimmten Mineralstoffen verändert. Die Wirkung ist etwa die von Evian.“ Also die von Leitungswasser? Es sei ja kein Medizinprodukt, will Kappel Skepsis ausräumen, "sondern ein Lebensmittel“. Es ist und bleibt freilich gewöhnliches Wasser.

Aber die FPÖ-Spitze kümmern die öffentlichen Andeutungen, es handle sich um einen Riesenschwindel, nicht. Sie weiß, was sie an der Politikerin hat. Weiß sie das? Parteichef Strache, danach befragt, fallen nur leere Worthülsen ein: "Sie ist eine exzellente Wirtschaftsexpertin und hat sich als kompetent und erfolgreich erwiesen.“ Der blaue Klubchef im Wiener Gemeinderat hebt als Kappels Qualität gar hervor: "Sie schafft es hervorragend, Familie, Beruf und Politik unter einen Hut zu bringen.“ Sonst will Johann Gudenus, obwohl Kappel eng verbunden, zu seiner "herausragenden“ Mandatarin nichts Konkretes sagen.

Im Vorjahr floppte Kappel mit der Plattform "Pro Mittelstand“ bei den Wirtschaftskammerwahlen. Die Liste hatte sich zuvor vom bundesweiten Ring Freiheitlicher Wirtschaftstreibender abgespaltet und nicht einmal drei Prozent der Stimmen erreicht. Aber freundlich, wie Kappel sich gerne gibt, vertritt sie weiter die Pro-Raucher-Kampagne der Plattform - auch im eigenen Umfeld. In ihrem stylishen Großraumbüro im Dachgeschoß dürfen die Mitarbeiter die nichtrauchende Chefin zuqualmen, wie es ihnen beliebt, erzählt sie ungefragt.

Happy Life
Sie setzt sich nicht nur gerne als tolerant in Szene, sondern auch als Frau, die ein perfektes Leben führt. Mit ihrem fünf Jahre älteren Mann Joachim leitet sie nebenher eine Managementberatungsagentur. Gemeinsam mit Tochter Anna-Sophie, 11, Sohn Konstantin, 13, und einer Haushälterin leben sie in Wien. Geld ist wohl kein Problem, aber ihr Einkommen will Kappel unter keinen Umständen preisgeben. Lieber plädiert sie für die Unabhängigkeit von Frauen und verrät ihre aktuelle Lektüre: "Ich lese derzeit, in Originalsprache, die Biografie von Gloria Vanderbilt.“

Und wohl weil sie als ideologiefreie Ausgabe von Karl-Heinz Grasser bezeichnet wird, kann sie nicht deutlich genug darauf hinweisen, wie enttäuscht sie von ihm ist: "Ich hoffe, dass die Justiz die Causa Grasser bald erledigt.“ An der heutigen FPÖ schätzt sie "die Dynamik und den Willen, Strukturen aufzubrechen“. Dass Jörg Haider dieses Ziel bereits in den Achtzigerjahren verfolgt hat, irritiert sie nicht. "Jetzt machen wir es einfach“, sagt sie, ob mit echter oder gespielter Naivität, weiß man nicht.

Immerhin kalkuliert die Mittvierzigerin mit einem Ministeramt. Da klammert man sich gerne an Hoffnungen, die Parteilinie sind.

Ein Interview mit Barbara Kappel finden Sie im aktuellen NEWS 46/11

Kommentare

Ignaz-KutschnbergerFr., 18. Nov.. 2011 21:25melden

Wirklich,...so viel Mitgefühl von Frau Kappel, hätt ich mir nicht erwartet... :-) ... über die armutsgefährdeten Mütter und Kinder reden wird leider zu wenig sein liebe Frau Kappel...aber wenn Sie sich wirklich so große Sorgen machen, kann ich Ihnne bei Bedarf gerne die Konto-Nummer der CARITAS geben, da können Sie ja eine private Spende tätigen...l

Ignaz-KutschnbergerFr., 18. Nov.. 2011 21:32melden

Frau Kappel... Ich hoffe doch sehr, dass ich demnächst von Ihnen in NEWS hier ein Bild von Ihnen mit einem hoffentlich gedeckten Scheck an die CARITAS sehen werde... weil heiße Luft plaudern, kann wie Sie mir bestimmt zustimmen werden, jeder ...lasst Taten folgen und gehet mit gutem Beispiel voran...für eine Frau Ihres Kalibers kann es doch nicht allzu schwierig sein, mal einen 10er locker zu machen, oder??...Ich mein natürlich 10 Tausend, aber das war Ihnen vermutlich eh klar, weil Sie werden sich da doch nicht lumpen lassen...also ich würd sagen, dass sollt dann NEWS schon ein Foto für den guten Zweck wert sein... und die notdürftigen Mütter in Österreich werden es Ihnen danken ;-)

Fr., 18. Nov.. 2011 16:31melden

Der ungeeignete Begutachter Wie soll jemand, der im Privatberuf Pleite gemacht hat, und nicht einmal eine Matura hat, beurteilen können, ob jemand eine exzellente Wirtschaftsexpertin ist?

Fr., 18. Nov.. 2011 13:46melden

Frei nach dem Motto Posterln für Pfosterln

....aber naja, in unserer politischen Landschaft ohnehin systemimmanent.

lisa1959Fr., 18. Nov.. 2011 13:11melden

Endlich eine Frau aus dem Volk - denn jede berufstätige Frau mit Kindern hat ja eine Haushälterin!!!!
Aus dieser Ecke kann einfach nichts gutes kommen!!!!

Cherie60Fr., 18. Nov.. 2011 11:54melden

Oje Ich denke, Herr Strache sollte sich von ihr fernhalten - sonst wird\'s nichts mit den angestrebten Zielen!

Fr., 18. Nov.. 2011 08:33melden

unm gottes willen welche probleme habt ihr nur bei news das man über so eine berichten muß?

DerLiebeAlexFr., 18. Nov.. 2011 08:56melden

Re: um gottes willen Is echt schon sehr peinlich was NEWS da so berichtet! Wie verzweifelt kann man sein? ^^
Vielleicht kommt ja demnächst noch ein Bericht über Straches Unterwäsche und seinen Stuhlgang *lol* Ihr wisst ja echt was die Leute interessiert :D

WoodentreeFr., 18. Nov.. 2011 09:09melden

Re: unm gottes willen Zwischen den Zeilen lesen ist offenbar nicht so ganz eure Stärke. Obwohl von subtil kann in dem Artikel keine Rede mehr sein. Trotzdem.. mein Frühstück hat\'s erheitert. ;-)

Fr., 18. Nov.. 2011 09:27melden

Re: unm gottes willen Ich finde den Artikel gut. Ich kannte sie bisher nicht, Frau Kappel wird aber offensichtlich bald eine größere Rolle in der FPÖ (und damit auch leider in der österr. Innenpolitik) spielen. Was also ist verkehrt an dem Artikel. Außerdem ist er gut geschrieben.

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