Der einstige SPÖ-Chef Werner Faymann hat mit Partnern einen 650 Millionen Euro teuren Bürotower in München gekauft. Seine Deals erweisen sich als zunehmend lukrativ - und bei der Immo-Beteiligung Imfarr wird er ab 2022 auf seinen alten Vertrauten und Ex-Minister Josef Ostermayer treffen.
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Die Turbulenzen um das magere Abstimmungsergebnis für die ehemalige SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner und die internen Streitigkeiten um eine politische Neupositionierung der Sozialdemokraten kann ihr Vorvorgänger Werner Faymann nicht nur erste Reihe fußfrei, sondern auch betont gelassen beobachten. Der Langzeit-Parteiobmann, der unter erheblichen Misstönen 2016 von seinem Kurzzeit-Nachfolger Christian Kern abgelöst wurde, hat sich in der Zwischenzeit ohne viel Aufhebens als Unternehmer in der Immobilienbranche etabliert. Und das durchaus erfolgreich.
Jüngster Coup von Faymann ist ein Rieseninvestment, das er vor Kurzem gemeinsam mit Partnern in München getätigt hat: Dort hat er bzw. die Wiener Immogesellschaft Imfarr, an welcher der Exkanzler beteiligt ist, die "Highlight Towers" des kürzlich verstorbenen Star-Architekten Helmut Jahn erworben. Kaufpreis: kolportierte 650 Millionen Euro. Mit an Bord ist auch die Schweizer SN Holding. Der Erwerb durch die beiden eigentümergeführten Unternehmen erfolgte im Verhältnis 50 : 50.
Prestigeobjekt mit Promimietern
Verkäufer der Doppeltürme ist die deutsche, zum Commerzbank-Konzern gehörende Commerz Real. Die "Highlight Towers" haben 28 bzw. 33 Geschoße und sind miteinander durch mehrere Skywalks verbunden. Inklusive zwei Flachbauten mit fünf bzw. sieben Obergeschossen verfügt die Immobilie über eine Gesamtfläche von rund 86.000 Quadratmetern und 756 unterirdische Stellplätze. Besonders interessant: Das Ensemble ist vollständig an Triple-A-Mieter wie Amazon, IBM, Fujitsu und andere vermietet und liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Firmensitzen von Microsoft, MAN und Osram.
Seitens der Commerz Real, die als Vermögensverwalter für Sachwertinvestments im Commerzbank-Verbund agiert, heißt es dazu, man habe "die hohe Nachfrage nach Premiumobjekten genutzt, um ein für unsere Anleger attraktives Ergebnis zu erzielen". Der Erlös soll nun in weitere Objekte in München, etwa im geförderten Wohnbau, investiert werden.
Auch bei Imfarr verspricht man sich viel vom Erwerb des Prestigeobjekts: "Die Highlight Towers entsprechen zu 100 Prozent unserer Strategie, in top Bürolagen in Deutschland mit Triple-A-Mietern zu investieren. Die 'Highlight Towers' werden ihrem Namen gerecht und stellen sich als Highlights unseres Portfolios dar", so eine Sprecherin. Gemeinsam mit der Deutschland-Tochter Development Partners AG entwickle die Imfarr "zur Zeit rund eine Million Quadratmeter Bruttogeschoßfläche in Städten wie Berlin, Hamburg, München, Düsseldorf, Leipzig oder Köln".
Lukrative Geschäfte
Eine Strategie, die auch für Faymann gut ist: Mit seinem Ex-Pressesprecher Matthias Euler-Rolle hält er über die gemeinsame 4 Pro Projektmanagementgesellschaft 6,07 Prozent an der Imfarr Beteiligungs GmbH. Auf den ersten Blick ein kleiner Anteil, die aber angesichts der Anzahl und Größe der Projekte durchaus lukrativ für den Exkanzler ist. Allein auf das aktuelle "Highlight Towers"-Investment bezogen hat das Faymann-Euler-Rolle-Engagement ein Volumen von rund 19,5 Millionen Euro - verbunden mit entsprechendem Renditepotenzial. Schon die bisher abgewickelten Imfarr-4-Pro-Projekte waren für Faymann, der nach wie vor auch einen Beratervertrag mit dem Wiener Städtischen Versicherungsverein, dem Hauptaktionär der Vienna Insurance Group, hat, lukrativ: So wurde 2019/20 ein 10.600-Quadratmeter- Grundstücksdeal in Bruck an der Leitha abgewickelt, der binnen kurzer Zeit eine Preissteigerung von 130 Prozent abwarf. Das um 1,35 Millionen Euro gekaufte Areal konnte nach zehneinhalb Monaten um 3,15 Millionen Euro weiterverkauft werden, wie News im Oktober exklusiv berichtete. Auch beim Kauf und Verkauf des vier Hektar großen Geländes der Ankerbrot-Fabrik in Wien stieg der Preis binnen Jahresfrist von 33,25 auf stolze 41 Millionen Euro.
Anfängliche Probleme gab es dagegen bei der Entwicklung eines 25 Hektar großen Areals nahe des Eutritzscher Bahnhofs in Leipzig: Die Imfarr erwarb es für kolportierte 160 Millionen Euro, um dort einen neuen Stadtteil mit 2.100 Wohnungen samt zwei Schulen, 330 Kitaplätzen und einen sechs Hektar großen Park zu errichten. Das "Leipzig 416" genannte Milliarden-Projekt mit 350,000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche sorgte im Vorjahr wegen Verzögerungen für gegenseitige Beschuldigungen zwischen Imfarr und Stadtverwaltung. Doch inzwischen laufe "die Zusammenarbeit mit der Stadt" wieder "hervorragend", wie die Imfarr-Sprecherin versichert: "Das Projekt liegt im Zeitplan."
Über vier Millionen Gewinn
Dies alles nicht zum Nachteil von Faymann und der Imfarr, die in ihrer 2020er-Bilanz einen Gewinn von 47,87 Millionen Euro (nach 38,966 Millionen 2019) ausweist. Auch die 4 Pro von Faymann und Euler- Rolle ist gut unterwegs: Nach 441.642 Euro Gewinn 2018 waren es 2019 bereits 4,34 Millionen Euro. Für 2020 liegt noch keine Bilanz vor, das Krisenjahr dürfte jedoch nicht schlecht verlaufen sein. "2020 war für viele Unternehmen kein einfaches Jahr. Auch wir hatten in manchen Bereichen Einbußen zu verzeichnen. Durch die Diversifizierung unserer Geschäftsbereiche konnten wir allerdings Verluste in manchen Bereichen durch Zugewinne in anderen ausgleichen", sagt Euler-Rolle, der sich optimistisch gibt: "Unser Fokus liegt weiter auf Immobilienentwicklungen in Deutschland, die wir auch in Zukunft mit großer Freude vorantreiben wollen."
Ostermayer dockt an
Freude wird es Faymann wohl auch machen, dass er es ab 2020 bei der Imfarr mit seinem alten Vertrauten, Ex-Kulturminister Josef Ostermayer, zu tun haben wird. Der derzeitige Vorstandschef der Wiener Sozialbau AG -mit 51.700 Wohnungen größtes privates und gemeinnütziges Wohnungsunternehmen Österreichs -löst seinen Vertrag nämlich ein Jahr vor Ende der Laufzeit auf. Ob sein Abgang mit einer 70-Millionen-Euro-Veranlagung bei der pleite gegangenen Commerzialbank Matterburg zu tun hat, ist offen. Bei Imfarr soll Ostermayer jedenfalls "ab 1.1.2022 in die Geschäftsführung eintreten und die erfolgreiche Expansion der Unternehmensgruppe in Deutschland und Österreich weiter vorantreiben", so die Sprecherin.
Imfarr gehört der in Immo-Entwicklung und -Investment erfahrenen Familie Farrokhnia. Eigentümer ist Nemat Farrokhnia. Als graue Eminenz im Hintergrund und Senior Technical Adivsor fungiert dessen Vater Nematollah, der mehr als 30 Jahre im Spitzenmanagement des Baukonzerns Strabag saß und später auch Aufsichtsrat des Mitbewerbers Porr war. Die bestens vernetzten Spezis Ostermayer und Faymann befinden sich dort somit in gut und erfolgversprechender Gesellschaft. Anders als momentan die SPÖ.
Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 28+29/2021 erschienen.