Im Zuge des ersten Corona-Lockdowns erfand der ORF mit der "Freistunde" das Schulfernsehen neu - und einen Shootingstar gleich mit dazu: Fanny Stapf. Sie überzeugte in dieser schwierigen Zeit durch ihre originelle und souveräne Art. Dies bescherte ihr auch Post-Lockdown weiterführende Sendungen im ORF. Doch wie tickt die "goscherte" Wienerin abseits der Kameras? Ein Porträt.
Steckbrief Fanny Stapf
Name: Fanny Stapf
Geboren: 1991 in Wien
Wohnort: Wien
Ausbildung: Bachelor- und Masterstudium in Theater-, Film- und Medienwissenschaften an der Universität Wien
Beruf: Reporterin ("Magazin 1") und Moderatorin ("ZIB Zack Mini" und "ZIB Magazin") im ORF
Familienstand: unbekannt
Fanny Stapf und das Haarband
Die mit dem Haarband. Das hört man oft, wenn es darum geht, die Moderatorin rasch einzuordnen. Die bunten Haarbänder - oft mit Brosche - sind seit mehr als zehn Jahren Fanny Stapfs Markenzeichen. Damals, irgendwann im Alter von 15 Jahren, zu Besuch bei der Oma, hat sie sich erstmals eines um den Kopf gewickelt. "Dann hat es sich quasi eingebürgert. Ohne das Haarband fühle ich mich wie nackt", verriet sie im Gespräch mit "News". Die meisten Haarbänder sind tatsächlich Halstücher der Großmutter.
Fanns Stapf: Ausbildung
Die, die als erste Österreicherin an der RTL-Journalistenschule aufgenommen wurde. Auch so könnte man Fanny Stapf nennen. Die Ausbildung merkt man ihrer Arbeit zwar an, sie ist aber erkennbar weniger plakativ. Tatsächlich hat sie schon massig Fernseh- und Kameraerfahrung. In ihrer Jugend werkte sie bei "Confetti Tivi", spielte im Film "Der Handschuh", studierte Theater-, Film- und Medientheorie in Wien und sammelte zwei Jahre lang bei RTL Erfahrung im Nachrichten- (Ntv, "RTL II News") wie Magazinbereich ("RTL Extra"). Seit 2019 ist sie zurück in Wien und für ORF 1 tätig, vor allem für die Vorabend-Informationssendung "Magazin 1". Seit März 2022 präsentiert sie die "ZIB Zack Mini" und seit April 2022 das "ZIB Magazin".
So erzählt Fanny Stapf Geschichten
Die Geschichten, die Fanny Stapf als Reporterin erzählt, gehen unter die Haut. Sie sucht Themen, die berühren, gern außerhalb der Komfortzone. Wie ein Porträt über eine Sexualbegleiterin für Behinderte. "Man kann Dinge aus Nächstenliebe tun, das habe ich von ihr gelernt. Wichtig war für mich, zu sehen, dass ein Lebensweg nicht immer klassisch verlaufen muss", sagt sie. Sie erzähle ihre Geschichten gerne aus der Sicht der Protagonisten. Das Interview ist ihr zu wenig. Kurz in den Kopf der Porträtierten einzutauchen, sei das Ziel.
Den Jungen Lukas, der an der Glasknochenkrankheit leidet, hat sie auf seinem Schulweg begleitet, um exemplarisch seinen begrenzten Zugang zur Welt aufzuzeigen. "Ich mag es, meine Komfortzone zu verlassen, um zu lernen. Man muss sich mit Andersartigem konfrontieren, es erleben, damit man andere berühren kann", erklärt sie ihren Anspruch an den Beruf.
Ihre Familie und ihr Name
Die, die eigentlich der vierte Bub hätte werden sollen. Auch das trifft auf Fanny Stapfs Geschichte zu. Bis kurz vor ihrer Geburt dachten ihre Eltern - nach drei Brüdern -, Fanny würde mit Sicherheit ein Felix. "Dass dann tatsächlich ein Mädel gekommen ist, war wohl ziemlich überraschend. Sie haben sich dann von der Balletttänzerin Fanny Elßler inspirieren lassen", erklärt sie ihren Namen, der keine Kurzform, sondern ihr Taufname ist. Sie selbst hat lange Ballett getanzt. Auch in einer Band hat sie gesungen. Ihre Kindheit und Jugend im sechsten Wiener Gemeindebezirk beschreibt sie als "sehr schön. Ich war immer im Rudel unterwegs. Und goschert war ich. Natürlich, bei drei Brüdern! Meine Mutter hat einige Kämpfe mit mir ausgefochten", erzählt sie. Sie beschreibt sich selbst als "originell" und ist stolz auf das, was sie prägte: "Ich passe in keine Schublade. Das will ich auch den Jugendlichen vermitteln: Du darfst originell sein!"
Fanny Stapfs Erfolgsgeheimnis
Der Anruf mit dem Angebot fürs Schulfernsehen erreichte Stapf 2020 zu Beginn der Corona-Pandemie, als die Welt Kopf stand, genau eine Woche vor Sendestart. Natürlich sagte sie zu. Sie ist zu uneitel, zu verschweigen, dass es auch Castings gab, wo ihr Typ nicht passend erschien. Diesbezüglich kann man ihr Nüchternheit attestieren. "Auch harte Arbeit" habe sie dahin geführt, beschreibt sie ihr Erfolgsgeheimnis. Und weiter: "Immer authentisch und ehrlich bleiben. Sich selbst regelmäßig auf den Prüfstand stellen und Feedback einholen. Und niemals aufhören, offen und neugierig zu bleiben. Ah, das Wichtigste: sich bei Niederlagen von der Mama wieder aufpäppeln lassen!"
Der Beitrag erschien ursprünglich im News 12/2020.