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Er starb und keiner half: Patricia Kaiser musste erleben, wie ihr Freund starb

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Er starb und keiner half: Patricia Kaiser musste erleben, wie ihr Freund starb
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Der Scheinwerferkegel hat die verheulte, schreiende, verzweifelt gestikulierende Gestalt nur für Sekunden erfasst. Dann liegt die Straße wieder im Dunkel, während sich die Rücklichter des Wagens eilig entfernen. Fünfmal muss die unter Schock Stehende das Ritual der Teilnahmslosigkeit über sich ergehen lassen, bis endlich einer stehen bleibt und hilft. Die Menschlichkeit hat Feierabend zu jener Nachtstunde am Rand der B53 zwischen Neudörfl und Pöttsching. Ein Mensch liegt im Sterben, und keiner will es wissen.

Patricia Kaiser, 25, ehemalige Miss Austria, Dancing Star, Leichtathletin, erlebt ihre schlimmste Nacht. Regen läuft über ihre Wangen und vermischt sich mit Tränen des Zorns, der Verzweiflung. Was tun? Weiter auf Hilfe warten oder zurück in den Graben klettern, in dem ihr Freund Gustav Kral stirbt? Sie beschließt, an der Straße zu warten.

Dreißig endlos lange Minuten dauert es, ehe zwei Wiener Neustädterinnen das Selbstverständliche an Zivilcourage mobilisieren und anhalten. Patricia Kaiser schildert die verheerendste Stunde ihres Lebens: „Ich wollte Hilfe holen, habe auf der Straße gewunken, bin gesprungen – aber erst das sechste Auto hielt an.“ Während die Mädchen Polizei und Rettung verständigten, kann sie sich endlich dem Verunglückten zuwenden. „Ich konnte wieder zu ihm, hielt seine Hand, spürte aber keinen Puls mehr.“

Das Model und der Profi-Fußballer verliebten sich im Dezember des Vorjahres ineinander. „Er war so wundervoll, zärtlich, mitfühlend, verständnisvoll“, sagt Patricia Kaiser. „Ein Mensch, der nie jemandem je etwas Schlechtes wollte, den jeder liebte! Ich habe so unglaublich viel gelacht an seiner Seite.“ Die beiden hatten allen Grund, optimistisch in die Zukunft zu blicken. Die Karriere des ehemaligen Admira-Torwarts schien beim neuen Verein UFC Raiba Purbach wieder Fahrt aufzunehmen. Patricia Kaiser hat einen Vertrag für die ORF-Skishow „Das Rennen“ in der Tasche. Doch das Schicksal hatte es anders beschlossen und exekutierte den Entschluss in der ersten Morgenstunde des 11. Oktobers, an einem Sonntag.

Chronik einer Schicksalsnacht
Es ist stockfinster und regnet in Strömen. Kurz nach Mitternacht machen sich Patricia und Gustav auf den Weg zum Zweitwohnsitz von Krals Eltern in Pöttsching. Bei Lichtenwörth, Straßenkilometer 5,8, verliert der 26-Jährige plötzlich die Kontrolle über seinen 230-PS-Audi. „Nicht angepasste Geschwindigkeit bei Aquaplaning“, wird die Polizei später protokollieren. Das Auto schleudert auf die Gegenfahrbahn, durchschlägt einen Wildzaun, stürzt eine fünf Meter tiefe Böschung hinunter und bleibt
auf dem Dach liegen. Rudolf Sebesta von der Polizei Eggendorf zu NEWS: „Es waren 100 km/h erlaubt. Es muss gar nicht sein, dass das Auto weit über 100 km/h gefahren ist, als es zum Unfall kam. Aber bei so starkem Regen und schlechter Sicht muss die Geschwindigkeit angepasst werden – dann können schon 105 km/h viel zu viel sein.“ Bremsspuren wurden keine sichergestellt. „Bei Aquaplaning nicht unüblich“, erklärt Sebesta.

(Alfred Strauch, Barbara Binder)

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