Empathie beschreibt die Fähigkeit und Bereitschaft, sich in Emotionen, Empfindungen und Gedanken anderer Personen hineinversetzen zu können. Diese Fähigkeit wird für gewöhnlich eher Frauen zugeschrieben. Dieser und und andere Aspekte der Empathie wurden im Rahmen einer an der Cambridge Universität durchgeführten Studie beleuchtet.
Die Studie
Ziel war es herauszufinden, woher Menschen die Fähigkeit zur Empathie haben. Ca. 46.000 Personen nahmen an der Studie teil, sowohl unterschiedlichen Geschlechts als auch verschiedener Ethnien. Im Zuge der Untersuchung mussten die Teilnehmer online einen EQ-Test durchführen und eine Speichelprobe abgeben.
Wie lässt sich Empathie messen?
Grundsätzlich lässt sich Empathie mithilfe des sogenannten EQ messen, dem Empathie-Quotienten. Er soll das darstellen, wie empathisch ein Mensch ist. Der EQ umfasst die "kognitive" und die "affektive" Empathie. Erstere beschreibt die Fähigkeit, Gedanken und Gefühle anderer Personen zu erkennen. "Affektifve" Empathie wiederum bedeutet, mit eigenen Emotionen und Verhaltensweisen angemessen auf die gedeuteten Signale zu reagieren. Durch ein Testsystem von Fragen lässt sich der EQ eines Menschen messen.
Genetische Veranlagung
Die Forscher fanden heraus, dass das Empathievermögen eines Menschen tatsächlich etwas mit seinen Genen zu tun haben kann. Es zeigte sich, dass das Einfühlungsvermögen zu gut zehn Prozent genetisch bedingt sein könnte. Es lässt sich also schon anhand der Gene zeigen, ob ein Mensch eher zu Empathie neigt oder nicht. Ganze 90 Prozent sind aber nicht-genetisch bedingt.
Männer versus Frauen
Und wer ist nun empathischer? Bei der Studie zeigte sich, dass die weiblichen Teilnehmer bei dem EQ-Test grundsätzlich "besser" abschneiden. Das bedeutet, dass sie empathischer sind als ihr männlicher Gegenpol. Genau erklären können sich die Forscher aus Cambridge diese Ergebnis nicht: Obwohl Frauen bei den EQ-Tests mehr Punkte erreichen als Männer, lässt sich das nicht auf ihre Gene zurückführen. Somit sind Frauen wohl nicht von Natur aus empathischer als Männer.
Den Forschern zufolge könnte der Unterschied zweierlei Gründe haben: Zum einen könnte er aus nicht-genetischen Prägungen hervorgehen, bedingt etwa durch Hormoneinflüsse. Oder aber er lässt sich durch nicht-biologische Faktoren erklären, wie beispielsweise Unterschiede in der Sozialisation der Geschlechter, etwa durch die Erziehung oder die Kultur. Eine eindeutige Antwort auf diese Frage kann die Studie aber nicht geben.
Andere Verbindungen zum EQ
Die Forscher untersuchten auch, ob sich mithilfe des EQ Verbindungen zu verschiedenen Krankheitsbildern feststellen lassen. Anhand der Daten erkannten sie genetische Indikatoren für Autismus. Von Autismus Betroffene haben meist Schwierigkeiten mit der kognitive Empathie. Diese Schwierigkeiten spiegeln sich im EQ wider. Die Wissenschafter vermuten, dass sie sich auch in der genetischen Veranlagung widerspiegeln. Schon frühere Studien haben gezeigt, dass ein niedrigerer EQ auf Autismus hinweisen kann.
Ebenfalls wird vermutet, dass ein Zusammenhang zwischen dem EQ einerseits und Schizophrenie oder Magersucht anderseits besteht.