Gräfin Elisabeth Báthory war eine der reichsten Frauen Ungarns. Sie hatte riesige Besitzungen und war sogar mit den Habsburgern verwandt. Hinter der noblen Fassade verbarg sich jedoch eine grausame Frau, die ihren Dienerinnen den Mund zunähte oder sie mit kochendem Wasser übergoss. 20 Jahre lang trieb sie ihr Unwesen - auch in Österreich.
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Steckbrief Elisabeth Báthory
Name: Elisabeth Báthory
Land: Ungarn (heute Slowakei)
Spitznamen: Blutgräfin, Gräfin Dracula, Lady Vampir
Geburtstag: 7. August 1560
Todestag: 21. August 1614
Adelsgeschelcht: Báthory von Ecsed
Im Laufe der Jahrhunderte bekam Elisabeth Báthory viele Namen, alle im Versuch, das Unfassbare zu benennen, das Unerklärliche zu begreifen. Wie konnte sie über zwei Jahrzehnte lang hunderte junge Frauen unbemerkt foltern und ermorden? "Man konnte sich damals gar nicht vorstellen, wie eine Frau, die sogar Mitglied des Hochadels war, zu diesen Taten fähig gewesen ist", sagt Burgführer und Buchautor Gerald Axelrod. Auf der Burg Lockenhaus im Burgenland, einem Originalschauplatz, gibt er Spezialführungen zur "Blutgräfin Elisabeth Báthory".
Wer war Elisabeth Báthory?
Die Báthorys waren eines der reichsten und mächtigsten Adelsgeschlechter in Ungarn. Der Onkel von Elisabeth Báthory war König von Polen, ihr Bruder der Fürst von Transsylvanien. Als Elisabeth elf Jahre alt war, arrangierten ihre Eltern die Verlobung mit Franz Nádasdy, vier Jahre später folgte die Heirat.
Elisabeth Báthory hatte riesige Besitzungen und war unermesslich reich. Sogar mit den Habsburgern war die einflussreiche Gräfin entfernt verwandt. Dass Elisabeth Báthory hunderte ihrer jungen Dienerinnen zu Tode folterte, ist durch Prozessakten historisch belegt. Sie geben einen ungewöhnlich detaillierten Einblick in das Grauen, das auf ihrer Burg herrschte. "Die Blutgräfin ist ein sehr trauriges Beispiel dafür, was passiert, wenn jemand seine perversen Triebe hemmungslos ausleben kann", sagt Alexander Axelrod.
Was verbindet Elisabeth Báthory mit Österreich?
Die österreichische Burg Lockenhaus war Elisabeth Báthorys Sommerresidenz. Auch in Wien, in der Augustinergasse 12, hat sie ein Stadtpalais besessen, in dem sie fallweise residierte. Die meiste Zeit bewohnte sie das Schloss Sárvár, das 40 Kilometer östlich von Lockenhaus liegt. Nach dem Tod ihres Mannes verlegte sie ihren Stammsitz nach Čachtice in der heutigen Slowakei, die damals Teil des Königreiches Ungarn war.
An allen genannten Orten fanden nachweislich ihre grausamen Verbrechen statt. "Wir wissen vom Burgverwalter von Lockenhaus, dass sie auch dort Mädchen umgebracht hat“, berichtet Burgführer und Buchautor Gerald Axelrod.
Eine Ehe auf Distanz
Während ihr Mann eine militärische Karriere einschlug und gegen die vorrückenden Osmanen kämpfte, war sie ebenfalls viel auf Reisen, um ihre Besitztümer zu kontrollieren. Rund Dreiviertel des Jahres war ihr Mann auf Feldzug - er kämpfte im Laufe seines Lebens in 60 Schlachten. Durch sein hartes Vorgehen erwarb er den Beinamen "Schwarzer Ritter". Sie hingegen inspizierte schon im Alter von 25 Jahren im Alleingang alle Schlösser und Burgen und verwaltete indirekt die Staatsgeschäfte. Mit schrecklichen Folgen.
Denn Elisabeth Báthory hat ihre Dienerinnen aufs strengste kontrolliert. Bei den kleinsten Vergehen folgten drakonische Bestrafungen. "Die Bestrafungen wurden immer schlimmer und schlimmer. Bis die Dienstmädchen es nicht mehr aushielten und starben", berichtet Axelrod von den historischen Ereignissen.
So wurden die Dienerinnen bestraft
Um einen Wutanfall auszulösen reichte es schon, wenn die Wäsche nicht tadellos und faltenfrei gebügelt war. Die Strafen, die auf ein Vergehen folgten, waren unangemessen hart. So nahm Elisabeth etwa das heiße Bügeleisen und drückte es der Dienerin an den Hals oder an die Wange.
Wenn die Dienerinnen zu viel geplaudert hatten, zog Elisabeth Báthory ihnen mit aller Kraft die Mundwinkel auseinander, bis das Fleisch riss. Elisabeth geriet schon wegen einer Lappalie völlig außer Kontrolle. Sie übergoss die Mädchen mit kochendem Wasser oder nähte ihnen den Mund zu.
Eisenzangen, Brennnesseln und Wurst
Sie hat die Jugendlichen mit Eisenzangen gefoltert, Mädchen in kochendem Wasser gebadet, sie in Brennnesseln gewälzt, ausgepeitscht oder Papier unter ihren Fingernägeln angezündet. "Zwei Menschen sagten im Prozess sogar aus, dass sie die Mädchen zu Wurst verarbeitet und dann gegessen hätte", sagt der britische Linguist Tony Thorne, der eine Biografie über die "Countess Dracula" schrieb.
Psychogramm von Elisabeth Báthory
Wenn Sie eine Dienerin dabei erwischt hatte, wie sie heimlich eine herumliegende Münze in ihren Kittel steckte, dann rastete die Blutgräfin aus. Sie erhitzte die Münze so lange im Feuer, bis diese glühend heiß wurde, und drückte sie der Dienerin in den Handrücken. "Dieses unkontrollierte Explodieren führte von den Bestrafungen hin zu den Morden", analysiert Gerald Axelrod die Charaktereigenschaften der Blutgräfin.
Ausflugstipp
Auf der Burg Lockenhaus im Burgenland (Bezirk Oberpullendorf) können Besucher beim Rundgang durch die imposante Burg den mittelalterlichen Flair genießen. Spezielle Führungen (letzter Einlass 15.00 Uhr) geben einen spannenden Einblick in die geheimnisvolle Welt der Tempelritter und der schaurigen Blutgräfin.
Sie sei eine sehr jähzornige Person gewesen. Begonnen haben die Quälereien, wenn Elisabeth mit ihren Dienerinnen unzufrieden war. "Heute wissen wir, dass sie einfach eine kranke Sadistin war. Damals hatte man von Psychologie noch keine Ahnung", erklärt Axelrod.
Wie agierte die Blutgräfin als Mutter?
Auf der anderen Seite sei die psychisch kranke Adelige eine ganz liebevolle Mutter gewesen. Sie sei außerordentlich fürsorglich gewesen, was zahlreiche erhaltene Briefe belegen. Darin beschreibt sie, wie es den Kindern gehe, wie es um ihren Gesundheitszustand stehe und welche Fortschritte sie machen.
Als die Kinder größer wurden, habe sie enorme Geldsummen ausgegeben, um ihren beiden Töchtern standesgemäße Ehepartner zu vermitteln. Insgesamt brachte sie fünf Kinder zur Welt, zwei verstarben allerdings in ganz jungen Jahren.
Das Paradoxon der menschlichen Psyche
Dieser Gegensatz in der menschlichen Psyche ist nichts Ungewöhnliches. "Elisabeth hat sich auf der einen Seite rührend um ihre Kinder gekümmert. Und auf der anderen Seite ihre Dienerinnen in ihren Geheimkammern zu Tode gefoltert", erklärt Burgführer und Hoistoriker Axelrod die zwigespaltene Persönlichkeit. Elisabeth Báthory war extrem in jeglicher Hinsicht und wurde so zur Legende. Ihre wahre Geschichte diente als Vorlage für Film und Literatur.
Hinter ihren Taten steckt ein sexuelles Trauma
Die Elisabeth-Báthory-Biografie von Tony Thorne enthüllt ein weiteres Detail ihrer krankhaften Persönlichkeit. Elisabeth ist mit elf Jahren verlobt worden, mit 15 Jahren wurde die Hochzeit vollzogen. Die Heirat in so jungen Jahren war damals zwar durchaus üblich, doch die arrangierte Ehe mit dem älteren Franz Nádasdy hinterließ bei Elisabeth Spuren.
Ihr Mann wird als brutaler Kraftmensch beschrieben. "Sie ist wahrscheinlich in der Ehe vergewaltigt worden, was ein lebenslanges Trauma auslöste", erklärt der der Historiker Gerald Axelrod. Bei ihren späteren Folterungen spielte dieses sexuelle Trauma eine Rolle.
So habe Elisabeth ihre Dienerinnen nicht schnell zu Tode gefoltert, sondern sie wollte sie lange leiden sehen. Aus einem Bericht geht hervor, dass sie die Dienerinnen im Winter nackt auf den Hof gestellt hat und regelmäßig mit kaltem Wasser übergießen ließ. Die Qualen haben sich über Monate und Jahre hingezogen.
Zuerst Status, dann tiefer Fall
Die Dienerinnen waren allesamt Bauernmädchen im Alter von zehn bis 18 Jahren. Die Mädchen freuten sich sogar auf ihre Herrin. Denn im ersten Moment sei es für die jungen Frauen eine Ehre gewesen, in den Dienst der hochangesehen Elisabeth Báthory treten zu dürfen.
Darum konnten ihre Opfer nicht fliehen
Anfangs wusste niemand darüber Bescheid, welche Gräueltaten sich hinter den Mauern abspielten. Und dann war es auch schon zu spät. Zwar war die Leibeigenschaft zu dieser Zeit offiziell abgeschafft, aber die Bauern konnten ihren Dienst nicht einfach quittieren.
Wenige schafften es zu fliehen und erzählten dann in den Dörfern, welche schrecklichen Taten sich zugetragen haben. Später versteckten die Familien ihre Töchter, wenn die Blutgräfin nach neuen Mägden schickte. Es war ein offenes Geheimnis, aber lange Zeit wagte es niemand, die mächtige Frau anzuzeigen. Schließlich stand sie unter der Protektion des Kaisers (er hatte Geldschulden bei ihr) und der damalige Palatin (der oberste Richter) war ihr Cousin.
So lange trieb sie ihr Unwesen
Unter diesem Schutz hat die Großgrundbesitzerin im Laufe von 20 Jahren über 650 ihrer Dienerinnen zu Tode gefoltert. Die Zahl ist jedoch umstritten, weil keiner der Zeugen einen Gesamtüberblick über ihre Opfer hatte.
"Man kann sich nicht auf die Zahl 650 versteifen, aber es ist historisch eindeutig erwiesen, dass sie hunderte von Mädchen umgebracht hat und damit als Blutgräfin in die Geschichte eingeht", sagt Gerald Axelrod. Sogar ein Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde von 1988 wurde ihr zuteil: Mit ihren bis zu 650 Opfern gilt sie bis heute als die größte Serienmörderin aller Zeiten.
Bluthochzeit und Verhaftung
Lange wurde ihrer Mordlust nicht gestoppt, doch durch ihren eigenen Größenwahn brachte man die Blutgräfin schließlich zu Fall. Zum Schluss war sie dermaßen süchtig nach Folterungen und Bestrafungen, dass sie sogar bei der Hochzeit ihrer eigenen Tochter im Januar 1610 zwei Dienerinnen zu Tode folterte.
Das Hinausschaffen der Leichen während der Feierlichkeiten blieb nicht unbemerkt. Nicht weniger als 16 Zeugen hatten die Tat beobachtet. Die beiden Schwiegersöhne - also die Erben von Elisabeth Bàthory - mussten nun aktiv werden. Sie hatten Angst davor, dass König Matthias Elisabeth zu Tode verurteilen lässt, um ihren gesamten Besitz einzukassieren. Das wollten die Erben natürlich um jeden Preis verhindern.
Die Geheimnisse der Blutgräfin Elisabeth Báthory: Ihr Leben mit Fotografien aus der Slowakei, Österreich und Ungarn
Darum hat schließlich die Familie selbst, gemeinsam mit dem obersten Richter die Blutgräfin angeklagt und verhaften lassen. Bei ihrer Verhaftung gab es sieben große Verhöre und 306 Zeugen, diese Verhörprotokolle sind bis zum heutigen Tag erhalten geblieben.
Wie sie dem Tod entrinnen konnte
Ziel der einflussreichen Familie war es, dass Elisabeth nur zu lebenslänglicher Haft verurteilt wurde und alle Besitztümer in der Familie blieben. "Ein raffinierter Deal, der mit Hilfe eines Pseudo-Gerichtsprozesses gelang. Sie wurde lediglich unter Hausarrest gestellt und konnte dem Todesurteil entrinnen." Die nunmehr 51-Jährige wurde in ein Turmzimmer auf Burg Čachtice gesperrt und starb drei Jahre später.
Gänzlich geklärt wird der Fall Elisabeth Bàthory wohl nie werden. Die meisten Historiker halten sie jedenfalls für schuldig. Einige Historiker wittern eine Intrige des Hauses Habsburg. Fakt ist, dass es am Ende der grausamen Ära der Blutgräfin, wie so oft in der Geschichte, in erster Linie um Geld und nicht um Gerechtigkeit und Sühne ging.
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