Wenn Selbstdisziplin einen Namen tragen könnte, dann diesen einen: Margot Klestil-Löffler. Ihre Exzellenz, kaum sichtbare 50 Jahre alt, sitzt auf dem Sofa des Salons der österreichischen Residenz in Prag, aufrecht, beherrscht, die Hände im Schoß gefaltet, ein verbindliches Lächeln auf den Lippen. Nur scheinbar belanglose Details weichen vom gewohnten Bild ab: Das Haar, früher obligatorisch hochtoupiert und akribisch frisiert, ist zu einem lockeren Knoten gesteckt. Dazu schlichter Schmuck, kaum Make-up. Margot Klestil-Löffler steht vor dem ersten großen Interview nach dem Tod ihres Mannes Thomas. Sie hat genau jenes Möbelteil gewählt, auf dem sie vor knapp zwei Jahren mit dem Gatten gesessen hat. Kurz bevor alles anders kam, endgültig
Bittere Gedanken
Margot Klestil-Löffler, nach außen stark wie eine Eiche, wiegt sich im Gedanken an bitter Verflossenes. Mein Mann und ich hatten nie vor, ins Ausland zu gehen, erklärt sie mit Nachdruck. Thomas Klestil wollte während seiner Pensionierung von Wien aus internationale Kontakte für Österreichs Wirtschaft anbahnen Margot Klestils Karriere sollte daher im Wiener Außenamt im diplomatischen Innendienst enden. Eine Beziehung auf Distanz wäre für beide undenkbar gewesen.
Am 6. Juli 2004 schlug das Schicksal unbarmherzig zu: Thomas Klestil starb drei Tage vor dem Ende seiner Präsidentschaft an einem Herzinfarkt. Zu seinem Staatsbegräbnis jetteten zahllose Staats- und Regierungschefs aus aller Welt nach Wien. Sogar der russische Präsident Wladimir Putin reihte sich unter die Kondolenten ein.
Für Margot Klestil-Löffler brach eine Welt zusammen. Die finalen Jahre ihrer Ehe waren geprägt von massiven Anfeindungen, aber am gemeinsamen Panzer der Beziehung prallte alles ab. Nach dem pompösen Staatsbegräbnis zog sich Margot Klestil-Löffler in ihre Trauer zurück. Öffentlich Schwäche zu zelebrieren passt nicht ins Weltbild der selbstsicheren Staatsfrau.
Ihr neues Leben: Prag
Ab Herbst 2004 stand fest, dass die damalige (für Nord- und Südamerika
zuständige) Abteilungsleiterin Klestil-Löffler als Botschafterin Österreichs in Tschechien nach Prag berufen wird. Eine auch politisch beste Lösung: Zum einen ist die studierte Slawistin mit vielen Politgrößen der ehemaligen Oststaaten eng befreundet, zum andern war es für sie eine ehrenhafte Aufgabe. Tschechien begrüßte daher auch die Witwe eines Staatsoberhauptes als Botschafterin mit besonderem Respekt. Sowohl mit Václav Havel als auch mit dessen Nachfolger Václav Klaus war Thomas Klestil sehr eng verbunden. Das offizielle Tschechien vergaß nie, mit welcher Vehemenz Klestil die EU-Osterweiterung vorangetrieben hatte.
Im Februar 2005 sollte Margot Klestil-Löffler dem tschechischen Staatspräsidenten in der Prager Burg ihr Beglaubigungsschreiben überreichen. Aber wenige Tage davor schlug das Schicksal ein weiteres Mal unerwartet zu. Oli und Orchi, ihre geliebten Labradorhunde, brachten sie beim Gassigehen zu Sturz. Ein Unfall mit fatalen Folgen: Ein Fuß versackte im tiefen Schnee, die Hunde - ein persönliches Geschenk von Präsident Putin - zerrten ihr Frauerl an den Leinen in verschiedene Richtungen; und schon war das Unglück besiegelt: ein komplizierter Drehbruch. Primarius Vilmos Vecsei musste im AKH das Bein stundenlang operieren. Stahlplatten, Nägel - danach fast unerträgliche Dauerschmerzen.
Im März 2005 trat Margot Klestil-Löffler ihren Posten als Botschafterin Österreichs in Prag an. Anstatt sich auszukurieren, erwarb sie sich alsbald den Ruf einer diplomatischen Eisernen Lady: Auf Krücken gestützt, absolvierte sie die Akkreditierungszeremonie, diverse Antrittsbesuche und übliche Pflichttermine. Trotz Schmerzen unternahm sie auf holprigen Straßen Dienstreisen in die Provinz.
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