Er will, sie nicht. Der Klassiker im ehe- oder partnerschaftlichen Schlafgemach. Eine Pille für die Frau, Flibanserin genannt, soll Abhilfe schaffen. Sie zielt darauf ab, den weiblichen Sexualtrieb zu steigern. Doch es geht auch anders. Leichter. Und vor allem und ganz ohne Pille. Was weckt die Lust? Das verrät uns der Psychologe Dr. Michael Schmitz.
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Die Aufmerksamkeit füreinander, so der Wiener Psychologe, steht beim gemeinsamen lustvollen Erlebnis an oberster Stelle. Man muss sich, ebenso wie den Partner gut spüren und sich aufeinander einlassen. Vor allem Frauen müssen fühlen, dass ihr Partner ihnen mit Aufmerksamkeit, Wertschätzung und Bewunderung gegenübertritt. "Was für sie zählt, ist nicht nur die stramme Reaktion in der Hose, sondern auch das Funkeln in den Augen des Mannes", so der Experte. Männer ticken da etwas anders.
Männer ticken anders
Bei ihnen entsteht Lust viel häufiger unabhängig von der Situation. "Die ist einfach so da. Als Lust im Kopf und im Penis. Ohne dass großartig darüber nachgedacht wird", erklärt Schmitz. Das hat unter anderem damit zu tun, dass Männer einen höheren Testosteronspiegel haben und so auch das Bedürfnis nach Sexualität stärker ausgeprägt ist. Darüber hinaus sind Männer viel leichter stimulierbar. Die Hormonreaktion erfolgt bei ihnen viel unmittelbarer.
Dagegen sind Frauen romantischer, märchenhafter gepolt. "Es geht nicht nur einfach um Sex. Es geht um mich. Und ich bin nicht austauschbar", veranschaulicht Schmitz. Männer verstehen aber oft nicht, dass sie der Partnerin das Gefühl geben müssen, "ihre Prinzessin" zu sein, so der Psychologe. Wenn sie dann auch noch schnell zur Sache kommen, fühlt sich die Frau oft überrumpelt oder gar bedrängt. Fasst sie dieses Gefühl in Worte, lautet die Antwort nicht selten: "Du hast ja eh nie Lust."
Frauen sagen oft nicht, was sie sich wünschen
Hinzu kommt, dass es Frauen schwerer fällt zu sagen, was sie sich wünschen. Sie fühlen sich nicht verstanden, ziehen sich zurück und sind enttäuscht, dass sich der Mann nicht mehr um sie bemüht, sie nicht mehr umgarnt und erobert. Woher aber auch sollte er wissen, was sie will, wenn sie es ihm nicht sagt?! Das Geheimnis der Lust liegt also nicht nur in der Aufmerksamkeit, sondern auch im Gespräch.
Kennt sich der Mann erst mal aus, kann er der Frau das – wohlgemerkt ehrlich gemeinte – Gefühl geben, einzigartig zu sein. Was dazu führt, dass sich auch bei ihr die Lust schneller entwickeln kann und sie möglicherweise häufiger die Initiative in puncto Sex ergreift. Oder aber sie "lässt sich billiger anmachen, weil sie weiß, dass es zwischen ihr und ihrem Partner stimmt und es wirklich um sie geht", erklärt der Psychologe.
Die weibliche Variante des Pornos
Und wie ist das mit Bildern, unausgesprochenen Wünschen und heimlichen Fantasien? Dazu Schmitz: "Auch Frauen sprechen auf Pornographie an. Aber da muss es eher um eine Geschichte gehen. Da muss eine spezielle Atmosphäre geschaffen werden, die Personen müssen attraktiv sein." Anders bei Männern, die, wie ja bereits erläutert, etwas leichter reizbar sind. Bei ihnen wirkt oft schon der Anblick erotischer Zonen stimulierend, wobei die Protagonisten nicht einmal attraktiv sein müssten, so der Psychologe.
Während Männer also oft direkter sind, haben Frauen einen viel spielerischeren Zugang. Aber Männer können das Spielerische von Frauen auch lernen - und dabei eine Menge Spaß haben. "Man kann alles Mögliche inszenieren. Etwa die Phase des Kennenlernens. - Was war da anders? Was hat uns besonders angemacht? - Das kann man dann nachspielen, so tun, als würde man sich gerade neu kennenlernen. Das geht einfach und wirkt bei vielen phänomenal", erklärt der Experte.
Geheime Wünsche und Fantasien
Oder man bringt seine geheimen Wünsche aufs Tapet. Man erzählt einander seine Fantasien und lässt sich dadurch stimulieren. "Wie weit man dabei geht, muss jeder für sich entscheiden. Fantasien sind ja etwas sehr Persönliches und Privates. Vielleicht will man seinem Partner nicht alles erzählen, weil man nicht blöd dastehen, nicht abstoßend wirken will." Hier sollte man vorsichtig auszuloten, wo die persönliche Grenze liegt.
Und dann kann man natürlich auch noch einen Schritt weiter gehen – vom Gespräch zur Praxis. "Man kann sich gegenseitig signalisieren, welche Wünsche man hat, und sehen, ob sich der andere darauf einlassen kann. Und manchmal ist es so, wenn man den Partner sehr liebt, dass man sich auf etwas einlässt, das man sonst nicht täte, und im Einlassen merkt, dass das ja vielleicht doch ganz schön ist."
Liebesspiel mal anders
Mit dem Aufkommen von "Shades of Grey" hat sich gezeigt, dass auch diverse, sagen wir mal, unüblichere Sex-Praktiken breiten Anklang finden. "Auch so etwas kann man spielerisch inszenieren", schlägt Schmitz vor. Entscheidend dabei ist, dass die Partner immer genau wissen, was sie ausprobieren wollen und wo die eigenen Grenzen sowie die des anderen liegen. So sollte man bereits im Vorfeld ein Signal vereinbaren, mit dem das Liebesspiel jederzeit unterbrochen werden kann.
Es geht aber auch viel simpler: "Alles, was zu einem sinnlichen Erlebnis gehört, weckt die Lust. Das kann ein schöner Tag bei Sonnenschein und lauer Luft sein, ein Dinner mit Kerzenlicht, Musik oder ein entspanntes Glas Wein." Leidenschaft, so Schmitz, ist das feurige Interesse an sinnlichen Erlebnissen. "Wenn Partner das entwickeln und Leidenschaft nicht nur als wilden Sex verstehen, dann gibt es viel mehr schöne Erlebnisse miteinander, viel mehr gute Gefühle und die Erfahrung, dass man etwas gemeinsam macht, das beiden Freude bereitet. Und das hat immer einen stimulierenden Effekt."
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