Illegale Abholzungen, mit Pestiziden verseuchtes Trinkwasser oder gar kein Trinkwasser. Und das sind nur einige der negativen Folgen des Avocado-Booms.
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„Storytelling“ bezeichnet in der Werbung eine Methode, bei der eine schöne Geschichte erzählt wird, um ein Produkt besser verkaufen zu können. Es gibt wohl keine Frucht der Welt, die eine bessere Geschichte erzählen kann als die Avocado. Sie gilt als absolutes „Superfood“. Reich an ungesättigten Fettsäuren und Vitaminen wird ihr nachgesagt, dass sie nicht nur gesünder, sondern auch schöner macht. Denn die Avocado hilft gegen Falten genauso wie gegen Krebs.
Gut für den Körper und, weil vegan, auch gut für den Planeten. Natürlich, ursprünglich und trotzdem exotisch. Die perfekte Frucht für alle Hipster von Welt und hippen Weltretter. Perfekt für den modernen Lifestyle, der Gesundheit und Umweltliebe gleichermaßen propagiert ohne dabei mit erhobenem Zeigefinger zu Verzicht zu mahnen. Eine schöne Geschichte. Schade nur, dass sie ein Märchen ist.
Der weltweite Avocado-Boom
In den letzten Jahren ist die Nachfrage nach Avocados regelrecht explodiert. Und mit ihr der Preis. Avocados werden immer teurer. Zehn Kilogramm kosten mittlerweile 25 Euro. Doppelt so viel als im Jahr zuvor. Der Hype scheint jedoch kein Ende zu nehmen. So gibt es in New York mittlerweile eine eigene Avocado-Bar. Die „Avocaderia“ serviert ausschließlich Gerichte, in denen das Lorbeergewächs die Hauptrolle spielt.
In den USA hat sich der Pro-Kopf-Verbrauch in den vergangenen 15 Jahren mehr als verdreifacht. Doch auch hierzulande macht sich der Butterfruchttrend längst bemerkbar. In Österreich stiegen die Importe in den vergangenen Jahren auf das Doppelte. Die Folgen des globalen Heißhungers auf Avocado sind jedoch fatal. Für die Umwelt wie auch für die Menschen.
Schwerwiegende Folgen für das Ökosystem
Im weltgrößten Anbauland Mexiko warnen Wissenschaftler:innen und Umweltschützer:innen bereits, dass der Avocado-Hype zu illegaler Abholzung führt. Betroffen ist vor allem der Westen des Landes. Hier werden 40 Prozent aller Avocados weltweit angebaut und geerntet. Die starke Nachfrage und die damit einhergehenden hohen Preise machen es für die Bauern attraktiv, die Frucht anzubauen. Nicht umsonst wird die Avocado auch „grünes Gold“ genannt.
So einfach ist es allerdings nicht, die Laubbäume aufzuziehen. Denn diese benötigen enorm viel Wasser. Avocado-Monokulturen benötigen doppelt so viel Wasser wie die in der Region üblichen Nadelwälder. Durchschnittlich verbraucht ein Kilogramm Avocados 1000 Liter. Zum Vergleich: Ein Kilogramm Tomaten kommt auf 180 Liter. Eine Avocado wiegt durchschnittlich 400 Gramm. Das heißt: 1000 Liter Wasser für zweieinhalb Avocados. Und das in Regionen, wo es so schon wenig Wasser gibt. In Mexiko beispielsweise fließen 80 Prozent des knappen Trinkwassers in die Landwirtschaft. Greenpeace warnt, dass der hohe Wasserbedarf sowie der verstärkte Einsatz von Pflanzenschutzmitteln negative Folgen für die Bevölkerung haben könnten. In Chile hat der enorme Wasserverbrauch bereits zum Austrocknen ganzer Flüsse geführt.
Eine weite Reise
Bis die Avocado reif und verpackt in den unseren Supermarktregalen liegt, ist es außerdem ein weiter Weg. Im besten Fall stammt sie aus Spanien. Im Normalfall jedoch aus Brasilien, Chile, Südafrika oder Peru. Während der gesamten Reise lagert die Butterfrucht, gut gepolstert, in einem strombetriebenen Container, in dem neben der Temperatur auch die Luftfeuchtigkeit und die CO2-Konzentration kontrolliert werden. Bei Nature’s Pride, einem der größten Avocado-Erzeuger, kommt sie außerdem noch in eine Reifekammer. Seitdem die Frucht „ready-to-eat“ ist, wurde in Deutschland knapp ein Drittel mehr Avocados als im Jahr zuvor verkauft.