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Wie ungesund ist der 12-Stunden-Arbeitstag?

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12-Stunden-Arbeitstag

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Zwölf Stunden am Stück arbeiten, und das mehrmals die Woche. Für viele ist das bereits gelebter Alltag. Das neue Arbeitszeitgesetz soll die Verhängung des Zwölf-Stunden-Tages nun massiv erleichtern. Was aber bedeutet das für die Gesundheit des Arbeitnehmers?

Eine 2016 im Bereich der Altenpflege durchgeführte Studie zeigt: Nach zwei aufeinander folgenden 12-Stunden-Arbeitstagen braucht man drei freie Tage, um sich wieder vollständig zu regenerieren. Prinzipiell sei der 12-Stunden-Tag nicht weiter schlimm - sofern es nur hin und wieder dazu kommt und man danach ausreichend Zeit zum Erholen hat, wie Studienautor Dr. Gerhard Blasche betont. "In Zusammenhang mit der 60-Stunden-Woche macht mir das aber Sorgen", so der Experte von der Abteilung für Umwelthygiene und Umweltmedizin der MedUni Wien. Denn diese ließe mit Sicherheit nicht ausreichend Zeit, um sich zu erholen.

Die Folge: Man nimmt die Ermüdung von einer Woche in die nächste mit. "Bei ein oder zwei Wochen ist das vielleicht noch vertretbar. Wenn das aber über zwei Monate so geht, dann ist das für den Arbeitnehmer eine erhebliche Belastung", warnt Blasche. Beträgt die wöchentliche Arbeitszeit über einige Jahre hinweg mehr als 50, 55 Stunden, so muss der Betroffene mit gravierenden gesundheitlichen Beeinträchtigungen rechnen. Das Herzinfarktrisiko etwa steigt um rund 40 Prozent. Weitere Folgen können psychosomatische Erkrankungen, Depressionen und Burnout sein.

Wie viele Wochenstunden sind optimal?

Wie viele Stunden pro Woche sind demnach optimal? Eine 1942 im Auftrag des US-Arbeitsministeriums erhobene Studie hat gezeigt, dass die Produktivität leidet, wenn man mehr als 40 Stunden pro Woche arbeitet. Eine australische Studie wiederum weist darauf hin, dass man die jeweilige Lebensphase und die mit ihr einhergehenden privaten Verpflichtungen des Arbeitnehmers mit berücksichtigen müsse. Gibt es vielleicht kleine Kinder, um die man sich kümmern, oder Eltern, die man pflegen muss? Während es zum Beispiel für einen ungebundenen Mittzwanziger in Ordnung sein kann, einmal eine 60-Wochen-Stunde einzuschieben, gelangt eine junge Mutter oder eine ältere Person möglicherweise schon bei weniger als 40 Stunden an ihre Grenzen.

Spätestens ab der elften Stunde wird es richtig mühsam

Gerhard BlascheKlinischer Psychologe und Gesundheitspsychologe, Psychotherapeut

Doch zurück zum 12-Stunden-Tag: "Bis zur neunten, zehnten Stunde geht es noch so halbwegs. Spätestens ab der elften Stunde wird es aber richtig mühsam", gibt der Urlaubs- und Erholungsforscher zu bedenken. Aufgrund der erheblichen Erschöpfung verdoppelt sich ab der zehnten Stunde das Unfallrisiko, wie eine im Industriebereich durchgeführte Untersuchung zeigt. Die kognitive Leistungsfähigkeit nimmt ab, die Reaktionszeit zu und die Fehlerquote steigt. Dementsprechend lässt die Produktivität im letzten Arbeitsdrittel, also von Stunde 8 bis Stunde 12, zu wünschen übrig. "Ob der Arbeitgeber einen Nutzen davon hat, sei dahingestellt", merkt Blasche an.

Die Müdigkeit zu kompensieren hat seinen Preis

Zwar könne man die Müdigkeit bis zu einem gewissen Grad durch ein Mehr an Anstrengung kompensieren. Das hat allerdings seinen Preis. Damit ich am Ball bleiben kann, muss ich mich aktivieren. Es kommt zur vermehrten Ausschüttung von Adrenalin und damit zu einem über längere Zeit erhöhten Stresspegel. Womit wir wieder bei den gesundheitlichen Folgen wären. Natürlich, so der Experte, sei nicht jede Arbeit gleich fordernd und ermüdend. Im Gegensatz zum bisherigen Arbeitszeitgesetz berücksichtigt das neue diesen Umstand aber nicht. Künftig lautet die Frage demnach lediglich, ob ein 12-Stunden-Tag notwendig ist, und nicht, ob er im entsprechenden Arbeitsfeld auch tatsächlich zumutbar ist.

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 © Gerhard Blasche

Abgesehen davon gilt: "Als Dauereinrichtung ist ein 12-Stunden-Arbeitstag", so Blasche, "suboptimal." Weil er nicht genügend Zeit lässt, um sich zu erholen. Während eine 40-Stunden-Woche bzw. ein 8-Stunden-Tag noch ausreichend Freizeit bietet, sieht die Sache bei einer 50-Stunden-Woche oder einem 10-Stunden-Tag schon ganz anders aus. "Dann hab ich - abhängig von diversen Betreuungspflichten - nur noch rund eine Stunde Freizeit." Arbeitet man 55 Stunden pro Woche bzw. 11 Stunden pro Tag, ist es um die Freizeit gänzlich geschehen. Und "ab 60 Stunden pro Woche muss man die Schlafenszeit reduzieren, damit sich alles ausgeht", gibt der Experte zu bedenken. Immerhin muss man ja auch irgendwann duschen, essen, einkaufen gehen und andere Notwendigkeiten erledigen.

Mehr Pausen einlegen

"Wenn schon 12 Stunden, dann aber mit ein bisschen mehr Pausen als derzeit vorgesehen." Zumindest zehn Prozent der Arbeitszeit sollten dem Experten zufolge auf Pausen entfallen. Bei einem 12-Stunden-Tag wären das 72 Minuten, also knapp fünf Viertelstunden. Wobei es sich hier um "echte Pausen" und nicht um vermeintliche - wie es etwa bei einem Bereitschaftsdienst der Fall ist - handeln müsse. "Rausgehen, die Füße vertreten und frische Luft schnappen", rät Blasche. Er empfiehlt eine 15-minütige Pause am Vormittag, eine 30-minütige zu Mittag und eine 30- oder zwei 15-minütige Pausen am Nachmittag.

Als Dauereinrichtung ist ein 12-Stunden-Arbeitstag suboptimal

Gerhard BlascheKlinischer Psychologe und Gesundheitspsychologe, Psychotherapeut

Vergessen dürfe man letztlich auch nicht auf die Erholungszeit am Abend nach der Arbeit. "Hierfür sollte man sich eine halbe Stunde reservieren. Mehr geht sich bei einem 12-Stunden-Tag ohnehin nicht mehr aus", schließt Blasche.

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