Die Zukunft fest im Blick

Im Erotik-Tennisfilm „Challengers“ spielt Zendaya ihre erste Kino-Hauptrolle. In Hollywoods Oberliga schaffte sie es bereits davor. Louis Vuitton, Bulgari und Co. setzen auf ihre Strahlkraft. Die 27-jährige Amerikanerin hat einen smarten, bedachten Weg nach oben gewählt

von Die Zukunft fest im Blick © Bild: JUSTIN TALLIS / AFP / picturedesk.com

Steckbrief Zendaya

  • voller Name: Zendaya Maree Stoermer Coleman
  • Geboren am: 1. September 1996 in Oakland, Kalifornien
  • Sternzeichen: Jungfrau
  • Wohnt in: Los Angeles
  • Beruf: Schauspielerin, Sängerin, Tänzerin
  • Familienstand: liiert mit Schauspieler Tom Holland

Wer es auf ein Cover der „Vogue“ schafft, muss über die Modewelt hinaus tiefe popkulturelle Spuren hinterlassen haben. Ziert man den Titel der US-Ausgabe und des britischen Magazin gleichzeitig, müssen diese Spuren beträchtlich tief sein. Aktuell hat Zendaya erreicht, was zuletzt Ausnahmesängerin Adele 2021 und dem Supermodel-Quartett Linda Evangelista, Cindy Crawford, Christy Turlington und Naomi Campbell zum 30-Jahre-Jubiläum 2023 gelang. Was ist nur dran an der 27-jährigen Sängerin und Schauspielerin?

© Vogue Doppelte Ehre. Im Mai heben sowohl die US-„Vogue“ (unten) als auch die britische „Vogue“ (oben) Zendaya aufs Cover
© Vogue

Die neue Chefredakteurin der britischen „Vogue“, Chioma Nnadi, eine Britin, die mehr als ein Jahrzehnt lang unter Anna Wintour in New York gearbeitet hat, erklärt die Strahlkraft der 1,78 Meter großen US-Amerikanerin mit deren Vielseitigkeit, die es ihr erlaubt, mühelos „entgegengesetzte Enden des Modespektrums“ glaubhaft zu verkörpern, „Couture auf der einen Seite, Sport-Luxus auf der anderen“. Die prägnanten Modestatements, mit denen die Schauspielerin ihre 184 Millionen Instagram-Fans begeistert, sind gleichwohl nur ein Teil ihrer Erfolgsgeschichte. Auch zwei Emmys für die beste Hauptdarstellerin und weltweit 15 Platinauszeichnungen als Sängerin – in Österreich immerhin zweifach Gold – spielen darin eine Rolle.

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Ihr rechter Haken ist clever

Auf den ersten Blick ähnelt Zendayas Weg dem anderer Disney-Stars, die wie sie in der Jugendserien-Welt des Disney Channels ihre Fans generierten, um dann mit ihnen gemeinsam erwachsen zu werden. Lindsay Lohan, Miley Cyrus, Zac Efron, Shia LaBeouf oder Selena Gomez zählen dazu.

Zendayas Stern strahlt jetzt schon heller. Gut zehn Jahre nach ihrem Karrierestart genießt sie bereits das Prädikat der großen Diven, ohne Nachnamen auszukommen. Ihr Selbstbewusstsein, das von leiser Natur ist, und ihr bedacht cleveres Auftreten machen in der Jungstar-Riege den Unterschied.

»Ich trage Dreadlocks am Red Carpet zur Erinnerung, dass unsere Haare gut genug sind«

Zendaya kontert der abfälligen Bemerkung einer Moderatorin über ihre Frisur

Als die Fernsehmoderatorin Giuliana Rancic Zendaya bei der Oscar-Verleihung 2015 verunglimpfte und anmerkte, ihre Dreadlocks würden vermutlich Patschuligeruch verströmen, blieb eine laute Retourkutsche aus. „Ich trage auf dem roten Teppich Dreadlocks, um People of Color daran zu erinnern, dass unser Haar gut genug ist“, schrieb die Tochter der deutsch-schottischen Claire Stoermer und des Afroamerikaners Kazembe Ajamu Coleman nachdenklich als Antwort.

Zendaya
© imago/PicturePerfect Bei der Oscar-Verleihung im Jahr 2015 trug Zendaya mit Stolz Dreadlocks

Als ein Internet-Troll ihre Eltern als hässlich bezeichnete, begann ihre Antwort mit den Worten: „Zuerst werde ich für dich beten.“

Sie blieb unaufgeregt, aber bestimmt, als das „Modeliste Magazine“ vor neun Jahren bei einem Coverfoto ihre Hüften schmäler retuschierte. Sie postete das Originalfoto und schrieb: „Das sind die Dinge, die die unrealistischen Schönheitsideale schaffen, die wir haben. Wer mich kennt, weiß, dass ich für ehrliche Selbstliebe stehe.“ Der Chefredakteur ließ die Ausgabe zurückholen, änderte das Bild und bedankte sich für die „Wortmeldung zu diesem wichtigen Thema“.

Von Shakespeare zu Disney

Zendaya Maree Stoermer Coleman wuchs als Tochter eines Lehrerpaares in Oakland, Kalifornien, auf. Ihr Name stammt aus der Sprache Shona und bedeutet „Danke sagen“. Sie nennt sich auch gern Theaterkind. Ihre Mutter arbeitete beim California Shakespeare Theater und einen Großteil der Kindheit verbrachte Zendaya dort.

„Das Theater hatte einen großen Einfluss auf mein Leben“, erzählte sie in der ABC-Show „Live with Kelly&Mark“. „Meine Mutter arbeitete dort, seit ich zwei Jahre alt war, es wurde zu meinem Lieblingsort. Ich liebte es, die Proben und die Bühnenbildner und all das zu beobachten.“

Nach Jobs als Kindermodel lernte sie an der Oakland School for the Arts und besuchte – wie Denzel Washington oder Annette Bening vor ihr – die Schauspielschule am American Conservatory Theater. In „Richard III.“, „Was ihr wollt“ und „Wie es euch gefällt“ stand sie dort auf der Bühne. Dann übernahm sie im Alter von 14 Jahren die Rolle des tanzbesessenen Teenagers Rocky Blue in der Disney-Channel-Serie „Shake It Up“. In den drei Jahren als Serienstar wurde sie auch als Sängerin erfolgreich, als jüngste Teilnehmerin errang sie mit 16 Jahren Platz zwei bei der US-Version von „Dancing Stars“.

Bis 2022 veröffentlichte Zendaya zwölf Singles und war in sieben Soundtracks – darunter „Finding Neverland: Songs From The Broadway Musical“, 2015 – zu hören.

Kleine, starke Rollen nach oben

An die folgenden Jahre, in denen Zendaya mit jedem neuen Film erwachsener und berühmter wurde, erinnert sich ihr Stylist Law Roach im Gespräch mit der US-„Vogue“. „Die Leute sagten: ‚Oh, sie ist so heftig.‘ Und ja, das ist sie auch, im Inneren. Aber sie wäre lieber zu Hause, mit offenem Haar und ohne Make-up, mit Noon, ihrem Hund, und würde sich einen Film ansehen, wahrscheinlich Harry Potter.“ Jedes Mal, wenn er sie zu einer Party aus dem Haus treiben wollte, habe sie abgelehnt.

Lieber spielte sich der Teenager in kleinen, aber bedeutenden Rollen nach oben.

Zendaya war neben Hugh Jackman in „The Greatest Showman“ (2017) zu sehen. Sie war die MJ in drei Spider-Man-Filmen neben Protagonist Tom Holland („Homecoming“, 2017, „Far From Home“, 2019, „No Way Home“, 2021). Mit dem Spider-Man-Darsteller Holland ist sie seit Jahren glücklich liiert. Es verbindet das Paar, dass ihr Beruf sie gleichzeitig in die Öffentlichkeit spülte.

Zendaya und Tom Holland
© IMAGO/ABACAPRESS Seit 2021 ist Zendaya mit ihrem Kollegen Tom Holland liiert.

„Wir waren beide sehr, sehr jung. An einem Tag bist du ein Kind und sitzt mit deinen Freunden in der Kneipe, und am nächsten Tag bist du Spider-Man“, sagt sie zur „Vogue“. „Er hat das wirklich wunderbar gemeistert.“ Wenn Holland am Londoner West End ab Mitte Mai im Duke of York’s Theatre in „Romeo und Julia“ zu seinen Theaterwurzeln zurückkehrt, will Zendaya so oft wie möglich im Publikum sitzen.

Selbstzweifel vor „Euphoria“

Den größten Bruch zur Disney-Vergangenheit schuf sie im düsteren HBO-Drama „Euphoria“, wo sie die 17-jährige Drogenabhängige Rue in einer Highschool-Welt voll sexueller Gewalt und Überdosen spielte. „Ich war mir bewusst, dass die Leute mich nur in einer bestimmten Rolle gesehen hatten, sie kannten mich nur als dieses Disney-Kind. Ich hatte niemandem bewiesen, dass ich das kann, und ich zweifelte an mir selbst, ob ich es schaffen würde“, sagt sie im „Guardian“-Interview.

Exzessive Highschool-Zeiten fehlen in ihrem Erfahrungsschatz. Zendaya wurde am Filmset unterrichtet, während Gleichaltrige Party machten, und stand in der Öffentlichkeit, die keinen Raum für Verfehlungen ließ. Sie vermisse jedoch nichts, sagt die Schauspielerin, andernfalls wäre sie nicht da, wo sie ist.

Spätestens seit der Rolle der Chani, die in Denis Villeneuves sechsfach Oscar-prämiertem Sci-Fi-Opus „Dune“ und „Dune: Part Two“ zu Paul Atreides’ Liebe, Mentorin und Kritikerin wird, ist dieser Ort ganz oben in Hollywoods junger Riege.

© @nikotavernise.com IM SECHSFACH Oscar-prämierten Wüstenepos „Dune“ bzw. „Dune: Part Two“ von Regisseur Denis Villeneuve gibt Zendaya Chani, die Mentorin, Liebe und spätere Kritikerin von Paul Atreides (Timothée Chalamet)

Deals mit Vuitton, Bulgari, Valentino

Das Lustige an diesem kleinen Mädchen ist, dass sie immer dieselbe Person war“, sagt ihr Stylist Roach der „Vogue“ über die langen Jahre an ihrer Seite. Als ihr Image-Architekt prägte er die Wahrnehmung des Stars in der Öffentlichkeit als mutige, unangepasste Frau seit ihrer Zeit als Disney-Star.

»Das Lustige an diesem kleinen Mädchen ist, dass sie immer dieselbe Person war«

Law Roach, Zendayas Stylist seit ihrem 14. Lebensjahr in der „Vogue“

© 2024 Samir Hussein/Getty Images Im Februar erregt Zendaya bei der „Dune: Part Two“-Premiere in London im Roboterlook von Vintage Mugler Couture aus dem Jahr 1995 die Modewelt

Gemeinsam kreierten sie die Red-Carpet-Looks, die Zendayas Wandelbarkeit hervorhoben. Bei den Emmys 2019 war es ein grüner Nixen-Look mit Korsett von Vera Wang, für die Critics Choice Awards fertigte Tom Ford 2020 einen knallpinken Brustpanzer. Als Lieblingslook nennt Zendaya das Kettenkleid von Versace, in dem sie als moderne Jeanne d‘Arc die Met Gala 2018 besuchte. Beim diesjährigen Event in New Yorks Metropolitan Museum of Art ist Zendaya längst nicht mehr als Gast, sondern als Co-Vorsitzende der Gala an Bord.

© 2024 Marc Piasecki/Getty Images In Paris trägt sie Louis Vuitton zur „Challengers“-Premiere im April

Ihre prägnanten Auftritte als Modeikone beschreibt sie ähnlich einer Verkleidung, die ihr ermöglicht, jemand anderes zu sein. „Nach dem Motto: Okay, ich ziehe alles an und gehe da raus und zeige es der Welt, und dann komme ich nach Hause und ziehe alles aus und bin wieder ich selbst“, erklärt es Roach. Zum Jeanned’Arc-Look bestätigt Zendaya prompt: „Ich war an diesem Abend definitiv in der Rolle und fühlte mich wie ein Badass.“

Prompt zog sie Deals als Botschafterin für Louis Vuitton, Valentino, Tommy Hilfiger, Bulgari und Lancôme an Land.

© 2024 Eric Charbonneau/Getty Images Zum Pressetermin für „Challengers“ in Los Angeles zeigt sie sich im April im maßgefertigten Sixties-Look von Jacquemus

Der heißeste Film des Jahres 

Den vorläufigen beruflichen Höhepunkt markiert Zendayas erste Hauptrolle in Luca Guadagninos Erotik-Tennismovieovie „Challengers“ (neu im Kino). Als ehrgeizige Ex-Spielerin Tashi im Psycho-Liebesspielspiel zwischen zwei Tennisprofis beweist sie sich im Melodrama in der Rolle der sympathin. „Challengers“ gilt gleichzeitigeitig als heißester Film des Jahres, geschaffen von jenem Regisseur, der schon Timothée Chalamet im erotischen Coming-of-Age-Drama „Call Me by Your Name“ zum Un-Superstar wachsen ließ.

Im Ehrgeiz sieht Zendaya eine lose Verbindung zur Protagonistin, sagt sie der „Vogue“: „Ich will hart arbeiten und versu-Ich versuche, zu sagen: Das habe ich schon gemacht, jetzt muss ich es besser machen.“

Gleichzeitig denkt sie laut über eine ruhigere Zukunft mit Kindern nach, die ihr Angst macht, weil sie sich mit der beruflichen Karriere nicht vertragen könnte. Immerhin wurde Zendaya früh zur Einkommensquelle ihrer Familie. Verdrehte Rollen erkennt sie in ihrer Biografie.

Ein sicheres und geschütztes Leben mit ihrer Familie zu führen, ohne die Angst, „dass alles weg ist, wenn ich nicht ständig abliefere“, beschreibt sie als ihr Traumszenario. Dass sie den Fans vom Disney Channel, die mit ihr erwachsen wurden, langweilig werden könnte, beschäftigt sie.

Wohl nicht, solange Smart und Bedacht als das neue Sexy eine Zukunft haben.

Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 18/2024 erschienen.