Daniel Küblböck befand sich auf einer Kreuzfahrt an Bord der "AIDAluna", war unterwegs von Hamburg nach New York. In der Labrador See, etwa 185 Kilometer nördlich von St. John's/Neufundland, ging er am 9. September über Bord. An jener Stelle, an der auch die Titanic sank. Vom 33-Jährigen, der in der allerersten Staffel der Castingshow "Deutschland sucht den Superstar" den dritten Platz belegte, fehlt seither jede Spur. Die Suche wurde rasch eingestellt, die Überlebenschancen gehen gegen Null.
Gegenüber der "Bild" meldet sich nun ein Passagier des Kreuzfahrtsschiffs zu Wort, dessen Kabine neben jener von Daniel Küblböck lag. Sebastian Kühner schenkte die Reise seiner Mutter zum Geburtstag, zusammen wollten sie einige ruhige Tage verbringen. Doch mit der Ruhe war es nicht weit her. "Küblböck sang in seiner Kabine, stieß spitze Schreie aus, führte Selbstgespräche mit weiblicher und männlicher Stimme. Meine Mutter sprach er mit 'Hallo Mutti' an", erinnert sich Kühner.
Der Ex-Castingshow-Teilnehmer soll sich gegenüber seinen Zimmernachbarn als "Dana" vorgestellt und Wert darauf gelegt haben, als Frau wahrgenommen zu werden. Zu Beginn sei sein Auftreten zwar "etwas überdreht, aber noch in Ordnung" gewesen, doch am Abend des 4. September wurde es laut Kühner extremer: "Küblböck randalierte in seiner Kajüte, schrie, trat immer wieder gegen die Verbindungstür."
Sebastian Kühner arbeitet als selbstständiger Lifecoach, er wusste daher gut einzuschätzen, dass mit seinem Zimmernachbarn etwas nicht stimmt. "Wir machten uns Sorgen, verständigten die Crew. Es dauerte rund 20 Minuten bis jemand auftauchte", erinnert er sich im Gespräch mit der "Bild". "Es hatten sich schon mehrere Gäste beschwert. Ich habe zum General Manager und zum Hotel-Manager gesagt: 'Dieser Mann hat ernste psychische Probleme und extreme Stimmungsschwankungen, das sieht nicht gut aus. Der ist depressiv!' Durch meinen Job kenne ich mich mit Persönlichkeitsstrukturen aus. Und wenn jemand versucht, in deine Kabine einzubrechen, hört der Spaß auf. Ich wollte Küblböck anzeigen", so Kühner.
Die Crew reagierte nicht
Doch die Warnungen blieben ungehört. Die Crew sei mit der Situation völlig überfordert gewesen, wollte den prominenten Gast offenbar nicht verärgern, meint Kühner. Daniel Küblböck wurde am Tag nach seinem Ausraster in die Notfallkabine verlegt. Für Kühner ein großer Fehler. Er meint, man hätte den Sänger von Bord bringen müssen, der Landgang am 7. September auf Grönland hätte sich angeboten. "Hätte die Crew reagiert, hätte der Tod verhindert werden können", meint sein Zimmernachbar.
Sebastian Kühner traf am Abend des 7. September ein letztes Mal auf Daniel Küblböck. Er sei "neben der Spur" gewesen und habe sich entschuldigt, dass es ihm nicht gut gehe. "Er erzählte, dass er eine Geschlechtsumwandlung machen wolle. Sein Verhalten war ein Riesenschrei nach Anerkennung", meint der Lifecoach zur "Bild".
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