Daniel Küblböcks Vater
spricht erstmals im TV

Sänger bei Kreuzfahrt von Bord gegangen

Seit 9. September gilt Daniel Küblböck als vermisst. Die Suche nach dem in den Atlantik gestürzten Popsänger wurde längst eingestellt. Nun äußert sich sein Vater erstmals live im Fernsehen.

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    Daniel Küblböcks Karriere begann mit der ersten Staffel von "Deutschland sucht den Superstar", kurz DSDS, im Jahr 2003.

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    Der damals 17-Jährige, der eine Ausbildung zum Kinderpfleger absolvierte, eroberte mit seinem schrillen Auftreten einen Platz in den Herzen der Fans.

Am 9. September stürzt DSDS-Star Daniel Küblböck von der "AIDAluna" ins Meer. Seither fehlt jede Spur von ihm. Am Sonntagabend sprach Daniels Vater Günther Küblböck erstmals live im Fernsehen über das Verschwinden.


Rechtslage für Daniels Tod mitverantwortlich

In einem weiteren Auftritt erklärte er am Mittwochabend bei "Stern TV", dass die aktuelle Rechtslage in Deutschland den Tod seines Sohns mitverursacht habe. "Es ist gesellschaftlich-politisch gewollt, dass man psychisch Kranke mehr oder weniger sich selbst überlässt", sagte er. Er habe bereits einige Monate vor Küblböcks Sprung von einem Kreuzfahrtschiff Verhaltensänderungen bei seinem Sohn festgestellt, die Behörden wollten demnach aber nicht eingreifen. Der Sänger sei teilweise aggressiv und verwirrt gewesen. Er habe herumgeschrien und Dinge zertrümmert. Sprach er vorher mit der Familie im bayerischen Dialekt, habe er plötzlich Hochdeutsch mit einer Frauenstimme gesprochen. "So habe ich ihn vorher nicht gekannt", sagte Günther Küblböck.

»Es ist gesellschaftlich-politisch gewollt, dass man psychisch Kranke mehr oder weniger sich selbst überlässt«

Ein Neurologe habe im August diagnostiziert, dass Küblböck "wahrscheinlich eine akute Episode einer schizophrenen Psychose" durchlebt habe. Deshalb habe sich der Vater an Polizei, Ordnungsamt, Betreuungsgericht und Gesundheitsamt gewandt, doch alle hätten ihm gesagt: "Es geht immer nur, wenn die Person selbst mitmacht."

Die Rechtslage in Deutschland erlaube eine Zwangsbehandlung gegen den Willen der Betroffenen nur bei Selbst- oder Fremdgefährdung. Günther Küblböck empfand diese als frustrierend: "Man fühlt sich nicht nur machtlos, man ist auch machtlos - das wird einem ja ganz klar gesagt, dass man selbst nichts unternehmen kann."

Oberstaatsanwalt berichtet über das Video

Seit Monaten beschäft der Fall "Kübelböck" die Justiz. Seit dem 9. September gilt Daniel Küblböck offiziell als vermisst. Was genau sich an Bord des Kreuzfahrtschiffs AIDALuna abspielte, ist bislang immer noch nicht abschließend geklärt. Jetzt äußerte sich erstmals die zuständige Staatsanwaltschaft in Passau über ein Überwachungsvideo, das der Behörde vorliegt.


Gegenüber der Münchner "TZ" berichtet der Oberstaatsanwalt Walter Feiler, dass auf der Aufnahme eine Person zu sehen sei, die ins Wasser springt. Weitere Personen seien nicht zu sehen: "Die Qualität dieses Videos ist nicht sehr gut, es ist schwarz-weiß und relativ undeutlich." Man sehe aber, dass jemand ins Wasser springt, und gehe davon aus, dass es sich um Küblböck handle: "Es passt auch auf die Uhrzeit."

Auch der Vater meldete sich zu Wort

Schon kurz nach Daniel Küblböcks Verschwinden meldete sich sein Vater erstmals zu Wort und erkärte, er habe alles daran gesetzt, um die Reise zu verhindern. Im Interview mit der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift "Bunte" geht er nun näher darauf ein. Als "einen Hauptauslöser der ganzen Tragödie" sieht Günther Küblböck die Schauspielschule in Berlin, die sein Sohn seit drei Jahren besuchte. Er habe die Ausbildung dort "extrem ernst" genommen und sei froh gewesen, dass im September alles vorbei gewesen wäre. Nach der Ausbildung wollte sich Daniel ein Engagement an einem deutschen Theater suchen, erklärt sein Vater. Doch es kam anders.

"Er liebte es, klassische Stücke zu spielen. Leider wählte die Dozentin dann dieses, aus meiner Sicht, völlig kranke Stück 'Unschuld: Das Leben auf der Praca Roosevelt' als Abschlussarbeit aus", erzählt sein Vater der Zeitschrift. "Daniel musste einen Transvestiten spielen. Das wollte er zuerst nicht, plötzlich ging er voll auf in der Rolle. Er wollte ja einen guten Abschluss machen", meint er weiter.

»Es ist im Prinzip unterlassene Hilfeleistung, was Daniel widerfahren ist«

Bis zur Generalprobe, zu der zahlreiche Fans, Freunde und Familienmitglieder nach Berlin reisten, sei Daniel "völlig normal" gewesen, erklärt sein Vater. Doch dann veränderte sich sein Verhalten. Er habe im August "tagelang" mit Behörden telefoniert, um seinem Sohn Hilfe zukommen zu lassen, berichtet Günther Küblböck, doch niemand habe reagiert. "Alle haben mir gesagt, wir können Daniel nicht gegen seinen Willen therapieren lassen", sagt er. "Es ist im Prinzip unterlassene Hilfeleistung, was Daniel widerfahren ist", zeigt sich sein Vater erschüttert.


Der 33-jährige Daniel Küblböck war nach Angaben des Anbieters Aida Cruises bei einer Kreuzfahrt von Hamburg nach New York am Sonntag in der Labrador See, etwa 185 Kilometer nördlich von St. John's/Neufundland, über Bord gegangen. Die Wassertemperatur beträgt dort nur etwa 10,5 Grad. Ohne Hilfe liegt die Überlebenschance bei nur wenigen Stunden.

Der Kreuzfahrt-Veranstalter äußerte schon am Sonntag die begründete Annahme, dass der privat an Bord befindliche Kaiser-Küblböck gesprungen sei. Am Montag teilte Aida mit: "In dieser schwierigen Zeit sind wir mit unseren Gedanken bei der Familie des Vermissten. Das AIDA Care Team ist in engem Austausch mit den Angehörigen, um ihnen in allen Fragen zur Seite zu stehen."


Familie hofft auf Wunder

Auch die Familie äußerte sich am Montag zum Verschwinden von Kaiser-Küblböck. "Wir, die Familie, Angehörige und engen Freude, hoffen auf ein Wunder!" Man bitte darum, auf Spekulationen rund um das Verschwinden Küblböcks zu verzichten und die Familie in Ruhe zu lassen. Man habe "derzeit keine Kraft, die Vorfälle zu kommentieren".

Die kanadische Küstenwache hatte am Montag ihre Suche nach dem Vermissten auch mit Unterstützung aus der Luft zunächst fortgesetzt. Zu Mittag (Ortszeit) wurde die Suche dann eingestellt. Wegen der kurzen Überlebenszeit in dem kalten Wasser sei die schwere Entscheidung getroffen worden, teilte der Sprecher der Küstenwache in Halifax, Mark Cough, mit. Man habe zusammengerechnet 80 Stunden lang eine Fläche von 1.227 Quadrat-Seemeilen abgesucht. "Leider wurde kein Anzeichen von Herrn Küblböck gefunden", sagte Cough.

Am Sonntag waren noch zwei Schiffe sowie ein Aufklärungsflugzeug und ein Hubschrauber im Einsatz. Über Nacht suchte nur ein Schiff der Küstenwache weiter. Von Aida hieß es am Montag, nach Anbruch der Dunkelheit am Sonntagabend (Ortszeit) seien die Kreuzfahrtschiffe von der Küstenwache aus der Suchaktion entbunden worden. "AIDAluna befindet sich jetzt auf dem Weg nach Halifax."

Die dramatischen letzten Stunden

Die Suche nach Daniel Küblböck wurde längst abgebrochen, die kanadische Polizei ermittelt im Fall aber weiter. "Die Polizei wird Herrn Küblböck vorerst als vermisst führen und weitere Ermittlungen durchführen. Auch die kanadische Verkehrsbehörde wird Untersuchungen einleiten", zitiert die "Bild" Major Mark Norris, den Einsatzleiter. Polizeisprecherin Glenda Power erklärte, dass bei den bisherigen polizeilichen Untersuchungen "keine kriminellen Handlungen" festgestellt werden konnten.


Die letzten Stunden vor dem Sprung sollen dramatisch gewesen sein. Laut Augenzeugenberichten soll Daniel Küblböck an Bord durch merkwürdiges Verhalten aufgefallen sein. Eine RTL-Reporterin sprach mit mehreren anderen Gästen des Kreuzfahrschiffs, die einerseits berichten, der Sänger habe behauptet, gar nicht Daniel Küblböck zu sein, andere meinen, er habe "sehr einsam" gewirkt. Laut neuesten Gerüchten soll er kurz vor dem Sprung möglicherweise verletzt aus seiner Kabine gekommen sein. Er sei dann "relativ schnell zu Reling gestürmt", erklärte Reiseexperte Ralf Benko gegenüber RTL.

Die letzten tragischen Minuten wurden vermutlich von Videokameras aufgezeichnet. Diese werden nun wohl ebenfalls von der kanadischen Polizei gesichtet, um vielleicht Licht ins Dunkel zu bringen.

Mobbing in der Schule

Noch unter dem Namen Daniel Küblböck war er als Teenager mit der ersten Staffel der RTL-Castingshow "Deutschland sucht den Superstar" (DSDS) vor bald 16 Jahren berühmt geworden. Zuletzt absolvierte er eine Ausbildung zum Schauspieler auf einer Berliner Schauspielschule, wo er nach eigenen Angaben mit Mobbing zu kämpfen hatte. Die Schule wies am Montag diese Vorwürfe zurück. "Die Behauptung über Mobbing an unserer Schule weisen wir strikt zurück", hieß es in einer Erklärung der ETI Schauspielschule Berlin des Vereins Europäisches Theaterinstitut. "Wir sind zutiefst bestürzt und geschockt über das Verschwinden unseres Schülers Daniel Kaiser-Küblböck." In Gedanken sei man bei der Familie, den Freunden und Fans. Im Internet kursiert ein angeblich von Küblböck verfasster Netz-Eintrag, in dem von monatelangem Mobbing an der Schule die Rede ist und einer Dozentin vorgeworfen wird, nichts dagegen getan zu haben.

Schauspielschule erlebt "Shitstorm"

Die Schauspielschule sieht sich Anfeindungen im Internet ausgesetzt. "Leider sehen wir uns gezwungen, unsere Facebook-Präsenz vorübergehend einzustellen", teilte die ETI Schauspielschule Berlin am Mittwoch mit. "Ein durch unbelegte, im Netz kursierende Mobbing-Behauptungen ausgelöster Shitstorm ist über uns hereingebrochen, der sowohl Daniel gegenüber unwürdig ist, als auch dem Ansehen unserer SchülerInnen, AbsolventInnen und DozentInnen schadet." Im Internet kursiert ein angeblich von Küblböck verfasster Eintrag, in dem von monatelangem Mobben an der Schule die Rede ist.

Außerdem sagte die Schule ab Donnerstag geplante Aufführungen der Abschlussinszenierung des Schauspieljahrgangs ab, in dem auch Küblböck war: "Aufgrund der tragischen Ereignisse um Daniel Kaiser-Küblböck haben das Ensemble und die Schulleitung des ETI beschlossen, die Vorstellungen von "Niemandsland" vom 13.-16.09. abzusagen."

Skandal um Dieter Bohlens Kapuzenpulli

Einige Kritik erntete am Montag ein Statement von Musikproduzent Dieter Bohlen, der sich in einem bei Instagram geposteten Video "total geschockt" zeigte. Der DSDS-Chefjuror trug darin einen Kapuzen-Pullover, der ausgerechnet die Aufschrift "Be one with the Ocean" (Sei eins mit dem Ozean) hat. Später entschuldigte sich Bohlen dafür: "Das ist völlig falsch rübergekommen." Wenn es falsch verstanden worden sei, "dann tut's mir wirklich, wirklich leid".

Über Kaiser-Küblböck sagte der 64-jährige Bohlen: "Er war auf der einen Seite ein unheimlich lustiges Kerlchen, was man so im Fernsehen gesehen hat, aber wenn er bei mir zu Hause war, gab es eben auch das totale krasse Gegenteil: Er konnte unheimlich traurig und unheimlich depressiv sein. Und ich habe mich dann damals gewundert, wie unheimlich schnell das so hin- und herging bei ihm."

Schriller Medienvogel

Kaiser-Küblböck, geboren im niederbayerischen Hutthurm in der Nähe von Passau, wurde im März 2003 Dritter bei DSDS - hinter Alexander Klaws und Juliette Schoppmann. Nicht zuletzt wegen seiner aufgeweckten und aufgekratzten Art bekam er damals viel Medienaufmerksamkeit.

Anfang 2004 war er dann auch in der ersten Staffel des RTL-Dschungelcamps "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus" einer der Teilnehmer. Damals wurde er in fünf von zwölf Ekel-Prüfungen geschickt und musste beispielsweise den sogenannten Kakerlakensarg überbestehen. Sieger wurde damals Costa Cordalis.

Vor vier Jahren bewarb sich Kaiser-Küblböck vergeblich mit dem Lied "Be A Man" um die Teilnahme am Eurovision Song Contest in Kopenhagen. Vor drei Jahren nahm er als Kandidat an der achten Staffel der RTL-Show "Let's Dance" teil. Zuletzt lebte der 33-Jährige in Berlin und Palma de Mallorca.

»Wir suchen hier an Bord einen Passagier«

Exklusive Aufnahme

tz.de-Leser H.-G. J. hat die Durchsage des Kapitäns aufgenommen, nachdem Daniel Küblböck verschwunden war. "Wir suchen hier an Bord einen Passagier", heißt es in dem Aufruf, "wir wissen nicht, wo er sich aufhält."

Die ganze Durchsage hier im Video


Daniel Küblböck wollte zur Frau werden

Das Verschwinden von Daniel Küblböck wirft jede Menge Fragen auf. Niemand weiß bisher genau, was auf dem Kreuzfahrtschiff passiert ist. Der 33-Jährige präsentierte sich zuletzt immer häufiger als Frau, es gibt sogar einen Instagram-Account, auf dem er unter dem Pseudonym Rose Luxemborg Fotos von sich in Frauenkleidern postete. Einige Bilder entstanden erst an Bord.

Eine enge Freundin enthüllte nun im "Bunte"-Magazin, dass Daniel Küblböck nach der Kreuzfahrt zur Frau werden wollte. Die Operation stand demnach bereits fest.

Jetzt spricht Daniels Vater

»Ich habe alles daran gesetzt, die Reise zu verhindern«

Daniel Küblböck wird noch immer vermisst. Nun meldet sich sein Vater Günther zu Wort und erklärt, warum er die Reise seines Sohnes unbedingt verhindern wollte - "Ich habe alles daran gesetzt, die Reise zu verhindern"

Wegen der wissenschaftlich belegten Nachahmerquote nach Selbsttötungen haben wir uns entschieden, in der Regel nicht über Suizide oder Suizidversuche zu berichten, außer sie erfahren durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit. Dann gestalten wir die Berichterstattung bewusst zurückhaltend und verzichten, wo es möglich ist, auf Details. Wenn Sie sich selbst betroffen fühlen, kontaktieren Sie bitte die Psychiatrische Soforthilfe unter 01/31330. Auch die österreichweite Telefonseelsorge ist jederzeit unter 142 gratis zu erreichen.

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