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Das Baby war am Donnerstag kurz vor Mittag aus der neonatologischen Station (Station für Frühgeborene, Anm.) des Spitals verschwunden. Eine Pflegerin hatte das bemerkt und Alarm geschlagen. Eine groß angelegte Suchaktion, auch mit Hunden und einer Drohne in der Nacht, brachte zunächst keine Erkenntnisse. Der Wiener Gesundheitsverbund (WIGEV) hatte noch am Donnerstag darauf hingewiesen, dass es keinen freien Zugang zu der Station gebe. Nicht zuletzt deshalb dürfte sich der Verdacht von Haus aus auf das engste Familienumfeld und vor allem auf die Mutter konzentriert haben. Die 30-jährige österreichische Staatsbürgerin wurde auch in der Nacht einvernommen und dürfte den Ermittlern letztlich gesagt haben, wo ihr Kind zu finden ist.
Laut Polizeisprecherin Anna Gutt wurde die Leiche des Mädchens gegen 10.00 Uhr gefunden. Durch die Vernehmung der Frau ergaben sich Anhaltspunkte, dass der Säugling außerhalb des Klinikgeländes zu finden sei. Das war bereits am Donnerstag wahrscheinlich, weil die Durchsuchung des Spitalsgeländes eben keine Hinweise auf das Baby erbrachte. Nach der Unterbrechung über Nacht starteten die Polizisten dann mit der Suche in der Umgebung der Klinik, was letztlich zu dem toten Kind führte.
Eine Entführung des Babys schlossen die Ermittler von Anfang an eher aus. Das lag nicht zuletzt an den Sicherheitsmaßnahmen in dem Krankenhaus, wodurch es hausfremden Personen kaum möglich ist, sich Zutritt zu der Station zu verschaffen. Bisher gibt es aber keine Bestätigung der Polizei, dass die Frau die Ablegung ihrer Tochter dezidiert zugegeben hat. Sie steht dennoch unter dringendem Verdacht des Mordes. Dass eventuell auch der Paragraf 79 - Tötung eines Kindes bei der Geburt - in Frage kommt, schließen die Ermittler eher aus. Der Paragraf lautet: "Eine Mutter, die das Kind während der Geburt oder solange sie noch unter der Einwirkung des Geburtsvorganges steht, tötet, ist mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren zu bestrafen."
Unklar war am Freitagvormittag auch die Todesursache. Das Baby wird obduziert, ein Ergebnis dürfte erst in den nächsten Tagen vorliegen. Rund zwei Stunden nach dem Auffinden der Leiche waren die Tatortermittler des Landeskriminalamtes nach wie vor mit der Spurenarbeit beschäftigt. Der Fundort in der Kundratstraße war auf elf Autolängen abgesperrt.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Klinik Favoriten und der Wiener Gesundheitsverbund (WIGEV) reagierten betroffen: "Leider mussten wir heute zur Kenntnis nehmen, dass das verschwundene Baby tot außerhalb der Klinik Favoriten aufgefunden wurde. Die polizeilichen Ermittlungen zum Tathintergrund laufen nach wie vor. Das Geschehene macht uns fassungslos. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die die Polizeikräfte aktiv bei der Suche unterstützt haben, sind allesamt tief betroffen. Sie werden bei Bedarf psychologisch betreut", sagte Michaela Riegler-Keil, Ärztliche Direktorin der Klinik.
ZU APA0185 VOM 22.11.2024 - Einsatzkräfte der Polizei am Fundort des toten Babys am Freitag, 22. November 2024. Das seit Donnerstag in der Wiener Klinik Favoriten verschwundene Baby ist tot beim Spitalsgelände aufgefunden worden.