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"Kein Speeddating": Wachter und Schnabl laden zu ORF-Duellen

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Alexandra Wachter (links) und Susanne Schnabl leiten die Duelle
©APA/EVA MANHART
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Kurz nach dem letzten "Sommergespräch" startet der ORF am 5. September mit den Spitzenkandidaten der Parlamentsparteien in die ersten Duelle zur Nationalratswahl. Alexandra Maritza Wachter ("ZiB") und Susanne Schnabl ("Report") führen diese abwechselnd. Bei der "Elefantenrunde" am 26. September stehen sie zu zweit vor der Kamera. Wie sie die Duelle anlegen wollen, wie hitzig es dabei zugehen darf und ob sie mit Überraschungen rechnen, erklären sie im APA-Interview.

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APA: Ab 5. September werden im ORF zahlreiche Duelle ausgefochten. Worin liegt der Mehrwert gegenüber einem fokussierten Einzelinterview, wie es etwa in den derzeit noch laufenden "Sommergesprächen" geboten wird?

Schnabl: Der Mehrwert liegt darin, dass man die Positionen gegenüberstellen kann. Man bekommt ein gutes, umfassendes Bild davon, wofür die Spitzenkandidaten und die jeweilige Partei stehen, wo die Unterschiede und wo möglicherweise sogar Gemeinsamkeiten liegen. Können die überhaupt miteinander? Das wird bei so einem 50-minütigem Live-Format authentisch beantwortet.

Wachter: Super ist auch die Länge. Es ist kein Speeddating. Wir haben Zeit und können in die Tiefe gehen.

APA: Ein gewisser Anteil des Publikums schaut sich die Duelle wohl auch an, um zu sehen, inwieweit sich die Spitzenkandidaten gegenseitig an die Gurgel gehen. Wie hitzig darf oder soll es sein?

Wachter: Mir ist wichtig, dass man den Spitzenkandidaten und der Spitzenkandidatin folgen kann. Wenn es sehr hitzig wird, sie sich gegenseitig ins Wort fallen, versteht man als Zuschauer wenig. Das bringt nichts. Diskurs ist wichtig, wir wollen ihn fördern. Aber persönliche Untergriffe soll es jedenfalls nicht geben.

Schnabl: Es geht um die Verständlichkeit. Wir sind dahingehend Dienstleister für unser Publikum, dafür zu sorgen, dass die Positionen herausgearbeitet werden. Wenn es ein Durcheinander wird, muss man natürlich eingreifen. Sonst könnte es gleich unmoderiert sein - hat es ja schon mal gegeben.

APA: Auf kritische, journalistische Fragen wird mitunter - wie zuletzt im "Sommergespräch" mit FPÖ-Chef Herbert Kickl gesehen - mit einem Gegenangriff reagiert, den Interviewern "unsauberer Journalismus" unterstellt. Wie muss man auf so etwas reagieren?

Schnabl: Es geht darum, stellvertretend für das Publikum Fragen zu stellen und Antworten einzufordern. Dass das manchen nicht gefällt, ist evident. Ich bzw. wir sind aber nicht Gegenstand und Thema der Wahlkonfrontation und treten auch gegen niemanden an. Wenn ein Vorwurf gegenüber dem Moderator oder der Moderatorin kommt, gilt es, dem etwas entgegenzusetzen.

Wachter: Es ist klar, dass manche Fragen konfrontativer sind. Trotz allem müssen Politikerinnen und Politiker darauf antworten. Ein Gegenangriff führt auf eine Metaebene, und ich finde nicht, dass diese Ebene sinnvoll ist.

APA: Durchschaut das Publikum solche Gesprächsstrategien der Politiker?

Schnabl: Ich würde das Publikum nie unterschätzen.

Wachter: Susanne Schnabl ist eine Topjournalistin, ist vielfach ausgezeichnet, hat unzählige Interviews geführt, arbeitet sachorientiert. Das weiß auch das Publikum, wenn persönliche Angriffe gegen sie gestartet werden sollten.

APA: Wie legen Sie fest, welche Themen bei den Duellen im Vordergrund stehen?

Schnabl: Wir orientieren uns an einer Integral-Studie, die die Sorgen der Bevölkerung gerankt hat. Diese Themen überschneiden sich natürlich auch damit, was wir als relevant einstufen. Und wir haben auch Nachfragen, die von journalistischer Relevanz sind.

Wachter: Zum Beispiel ist bei der Befragung rausgekommen, dass die Teuerung oder die Sicherheitsfrage die Bevölkerung beschäftigen. Anhand dieser Themen gehen wir dann in die Tiefe, schauen uns auch Beispiele an und erfragen mögliche Lösungen.

APA: Die Politiker sind allesamt vorbereitet. Man hat gefühlt alle Standpunkte der Parteien schon mal gehört. Rechnen Sie eigentlich noch mit Überraschungen bei den Duellen?

Wachter: Ich glaube schon, dass da noch was kommen kann. Das macht Live-Fernsehen aus. Das bedeutet für uns, reaktionsschnell und präsent zu sein.

APA: Frau Schnabl, Sie standen bereits im Vorjahr groß im Rampenlicht, weil Sie die "Sommergespräche" moderiert haben. Haben Sie etwas aus den Interviews mitnehmen können - etwa mit Blick auf die Gesprächsführung bei den anstehenden Duellen?

Schnabl: Inhaltlich total viel. Damals ist es in einem sehr reduzierten Setting darum gegangen, wohin die Parteichefs wollen und wie sie Österreich sehen. Die Duelle sind jetzt gewissermaßen eine Weiterführung in einem Wahljahr, auch wenn das Setting ein anderes ist. Es sind nun keine Gespräche, was mir im Vorjahr bei den "Sommergesprächen" ganz wichtig war, sondern Konfrontationen.

APA: Frau Wachter, Sie haben vorhin Frau Schnabl für ihre Auszeichnungen und Gesprächsführung gelobt. Sie selbst wurden aber auch schon mehrfach für Ihre Interviews ausgezeichnet. Seit Sie vor zwei Jahren von Puls 4 zum ORF gewechselt sind, wurde Ihnen aber nicht rasend viel Raum für große Interviews geboten. Derzeit moderieren sie "ZiB"-Kurzausgaben am Morgen bzw. die "ZiB" zu Mittag und so manche "ZiB"-Spezial. Sind diese Duelle nun der Auftakt für mehr?

Wachter: Ich moderiere "ZiB"-Sendungen, bin aber auch im Innenpolitik-Ressort der "ZiB" beschäftigt. Was der ORF bietet, ist eine riesige Plattform, um journalistische Projekte umzusetzen. Ich habe im Jänner in Mexiko gedreht und mir die Situation an der Grenze zu den USA angeschaut. Ich habe ein "Weltjournal" produziert, das im September läuft. Es gibt in diesem Haus die Möglichkeit, sehr viele unterschiedliche journalistische Produkte zu produzieren. Das finde ich großartig. Ob die Duelle nun ein Auftakt sind? Vielleicht. Sie sind auf jeden Fall eine riesige Chance und ich freue mich darauf.

APA: Sie freuen sich also, dass Sie nicht "nur" moderieren dürfen?

Wachter: Meine Passion ist der Journalismus. Deshalb ist es mir wichtig, in die Tiefe zu gehen und auch draußen zu sein. Natürlich gibt es in Einzelinterviews die Option, etwas Neues herauszufinden, eine neue Seite von jemandem zu zeigen. Mein Zugang ist, dass ich da, wo ich gerade bin, das Beste gebe und dann ergeben sich viele Dinge und man wird gefragt.

APA: ... ob Sie zum Beispiel die "ZiB2"-moderieren möchten?

Wachter: Zum Beispiel. (lacht) Jetzt schauen wir mal auf den intensiven September.

APA: Sie sind auch Vorsitzende des Frauennetzwerks Medien. Zwei Frauen führen die Wahl-Duelle und auch die Elefantenrunde. Ist mit Blick auf Geschlechtergerechtigkeit alles eitle Wonne im ORF bzw. der Branche?

Wachter: Es gibt in Österreich ganz generell immer noch viel Luft nach oben. Die Top-200-Unternehmen haben 12,2 Prozent Frauen in der Geschäftsführung - ein totaler Männerüberhang. Wir senden ein Zeichen der Sichtbarkeit. Wir beide sind stellvertretend für viele Frauen in Österreich, die jeden Tag wahnsinnig viel leisten, die vieles unter einen Hut bringen müssen.

Schnabl: In den vergangenen Monaten hat sich im ORF viel getan. Wir haben einen Job, in dem man sichtbar ist. Wir haben aber auch mit Doris Peterka eine Regisseurin in unserem Sendungsteam. Die Sendungsverantwortliche ist die stv. Chefredakteurin Eva Karabeg. Frauen arbeiten hier in allen Positionen.

APA: Sie haben schon von einem intensiven September gesprochen. Sind Sie froh, wenn die Duelle vorbei sind, die Wahl geschlagen ist und Sie vielleicht auch mal etwas durchschnaufen können?

Schnabl: Ich glaube, das ist illusorisch. Es warten die Koalitionsverhandlungen und davor die Sondierungen.

Wachter: In meinen zwei Jahren beim ORF hat sich eines ganz klar gezeigt: In diesem Haus tut sich immer sehr viel. Es gibt viel Bewegung, viele Optionen, sich wieder eine Herausforderung zu suchen. Es geht immer weiter.

(Das Gespräch führte Lukas Wodicka/APA)

Die ORF-TV-Wahlduelle auf ORF 2 im Überblick:

(v.l.) Die ORF-Journalistinnen Alexandra Wachter und Susanne Schnabl, im Rahmen eines Interviews mit der APA - Austria Presse Agentur, anl. der ORF-Wahlduelle, aufgenommen am Dienstag, 20. August 2024, in Wien.

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