Bereits seit den 1990er Jahren sind in Österreich intelligente Stromzähler bei Großabnehmern in Industrie und Wirtschaft üblich. Seit rund 2010 existieren solche Geräte auch für Privathaushalte. Inzwischen führt kein Weg mehr an ihnen vorbei, denn vielerorts wurden die alten Ferraris-Zähler bereits gegen Smart Meter getauscht. Warum jetzt ausgetauscht wird, welche Vorteile Smart Meter bringen und welche Kritikpunkte bestehen.
Was ist ein Smart Meter?
Ein Smart Meter ist ein digitaler Stromzähler bzw. ein digitales Messgerät, das die Energiemenge erfasst, welche aus dem elektrischen Versorgungsnetz bezogen oder dorthin eingespeist wurde. Die Messwerte werden üblicherweise in Kilowattstunden (kWh) ausgegeben.
Bisher kamen elektromechanische Stromzähler zum Einsatz. Die klassischen schwarzen Ferraris-Zähler mit der sichtbar rotierenden Scheibe und der mechanischen Ziffern-Anzeige hinter Glas verschwinden nun nach und nach aus den Haushalten. Hier wurde der Verbrauchswert meistens nur einmal im Jahr, manchmal auch nur alle drei Jahre von einer/einem Servicetechniker:in oder auch von den Kund:innen selbst abgelesen und zur Verrechnung weitergeleitet.
Ersetzt werden diese Geräte nun durch intelligente, elektronische Stromzähler, sogenannte Smart Meter. Diese können direkt mit dem Stromanbieter kommunizieren. So ist die Übermittlung von Tageswerten oder gar von viertelstündlichen Messwerten an den Anbieter möglich. Diese Messwerte können dann auch im Login-Bereich auf der Website des Stromanbieters eingesehen werden.
Warum bekommt man einen Smart Meter?
Die EU hat sich die technologische Modernisierung der Stromnetze zur Aufgabe gemacht. Hierbei spielt die Umstellung von passiven auf aktive, „intelligente“ Netze (sogenannte Smart Grids) eine wichtige Rolle. Ein erster Schritt zur Erreichung dieses Ziels ist die Einführung des Smart Metering.
2009 beschlossen alle EU-Staaten gemeinsam, dass 80 Prozent der Haushalte in Europa bis zum Jahr 2020 mit einem Smart Meter ausgestattet sein sollen. In Österreich wurde daraufhin in der „Intelligente Messgeräte-Einführungsverordnung“ (IME-VO) festgelegt, dass 95 Prozent der Zählpunkte in Österreich bis Ende 2022 mit Smart Metern ausgestattet sein sollten. Die Einhaltung dieses Zeitplans ist nicht gelungen, denn bis Ende 2021 waren lediglich etwas über 47 Prozent aller österreichischen Zählpunkte mit Smart Metern versehen worden. Mit Ende 2022 wird mit der Ausstattung von immerhin bis zu 64,5 Prozent der Zählpunkte gerechnet.
Es zeigt sich aber auch, dass die Smart Meter Ausrollung in Österreich nun Fahrt aufnimmt. Mit Ende 2023 wird eine Quote von rund 81,9 Prozent und mit Ende 2024 das angestrebte Ziel von 95 Prozent prognostiziert. Dementsprechend wurde die Zielvorgabe in der Einführungsverordnung von 2022 auf das Jahr 2024 verschoben.
Aufgrund der Gesetzgebung sind die Netzbetreiber dazu verpflichtet, die Endverbraucher:innen mit Smart Metern auszustatten. Das bedeutet auch, dass Kund:innen keinen Rechtsanspruch darauf haben, den klassischen Ferraris-Zähler zu behalten, bzw. den Tausch auf einen Smart Meter zu verhindern.
Smart Meter: Fernablese und Fernabschaltung
Ein wichtiger Vorteil für Unternehmen und Endverbraucher:innen ist, dass Smart Meter die Fernablese von Energiewerten - also ein Ablese, die nicht vor Ort stattfindet - erlauben. Die Daten werden täglich elektronisch an den Netzbetreiber übermittelt und können auch von den Kunden und Kundinnen über die Website des jeweiligen Betreibers (verschlüsselt) eingesehen werden.
Smart Meter ermöglichen dem jeweiligen Netzbetreiber zudem eine Fernabschaltung durchzuführen, also die Stromzufuhr abzustellen. Und die Stromzufuhr kann aus der Ferne ebenso begrenzt werden, dann wird eine sogenannte Leistungsbegrenzung durchgeführt.
Welche Vorteile haben Endverbraucher:innen?
Nicht nur dem EU-Energiemarkt bringt der Einbau von Smart Metern Vorteile:
Die Strom-Abrechnungen werden präziser. Strom-Kund:innen haben nun auch die Möglichkeit einer monatlichen Abrechnung des tatsächlichen Verbrauchs. So werden auch Nachforderungen Abrechnung vermieden.
Auf der Website des jeweiligen Netzbetreibers kann man die Messdaten einsehen und auswerten. Das bringt einen genauen Überblick über den laufenden Verbrauch sowie über die Kosten.
Durch intelligente Stromzähler ist keine Strom-Ablesung oder Selbstablesung durch die Verbraucher:innen mehr nötig.
Bei Umzug, Anbieterwechsel oder Preisänderungen ist durch Smart Meter eine präzise Abgrenzung des Stromverbrauchs möglich.
Für Besitzer einer Photovoltaik-Anlage (PV-Anlage) lassen sich über das jeweilige Web-Portal des Netzbetreibers auch die Werte der eingespeisten Energie einsehen.
Außerdem können Endverbraucher:innen in Österreich selbst entscheiden, wie viel ihr Smart Meter über sie preisgibt. Dafür stehen drei Optionen zur Verfügung:
Standard
Dies ist die Standard-Einstellung, die bei jedem Smart Meter voreingestellt ist. Der Smart Meter misst und speichert den Stromverbrauch alle 15 Minuten im Gerät. Die gespeicherten Werte werden jeden Tag einmal zusammengerechnet und nur der Strom-Tagesverbrauch wird automatisch an den Netzbetreiber übermittelt. Eine Fernabschaltung und eine Leistungsbegrenzung sind bei der Standard-Einstellung möglich.
Opt-In
Wer gerne genauere Informationen erhalten will, kann die Zustimmung für eine genauere Datenerfassung erteilen. In diesem Fall landen alle Daten der 15-Minuten-Intervalle beim Netzbetreiber. Sowohl die Zustimmung (Opt-In), als auch die Einsicht in die Statistik-Daten sind üblicherweise über die Website des jeweiligen Netzbetreibers möglich. Die Möglichkeit einer Ferneinschaltung/Fernabschaltung und einer Leistungsbegrenzung ist hier ebenfalls gegeben.
Opt-Out
Diese Option gibt es für all jene, die Datenschutzbedenken haben. Zwar misst auch hier ein Smart Meter den Stromverbrauch, allerdings werden die zusammengerechneten Daten nur einmal im Jahr an den Netzbetreiber übermittelt. Eine Fernabschaltung (oder Ferneinschaltung) des Geräts ist in dieser Einstellung nicht möglich, genauso wenig wie die Leistungsbegrenzung. Je nach Netzbetreiber können Sie diese Option über die Website einstellen. Ansonsten ist auch die schriftliche Aufforderung an den Netzbetreiber für einen Opt-Out möglich.
Kritik am Smart Meter
Besonders unter den Verbraucher:innen gibt es aber auch einige Bedenken zum Smart Metering.
Datensicherheit und Datenschutz bei intelligenten Stromzählern
Die genaue Aufzeichnung der Energieverbrauchsdaten lässt Rückschlüsse über das Verhalten der Verbraucher:innen und somit unter Umständen unerwünschte Einblicke in die Privatsphäre zu. Je kürzer die übermittelten Abstände der Verbrauchs-Übermittlung sind, desto mehr Rückschlüsse auf das Privatleben der Bewohner:innen eines Haushaltes können gezogen werden. Über die Verbrauchsdaten kann man zum Beispiel leicht Abwesenheiten durch Urlaub oder typische Arbeitszeiten erkennen.
Forscher der Fachhochschule Münster unter Informatiker Ulrich Greveler zeigten 2011 beispielsweise in einem Experiment, dass man anhand einer zweisekündigen Übermittlung der Daten des Stromzählers auf einen am Fernsehgerät angesehenen Film schließen konnte. Anhand der Muster aus hellen und dunklen Szenen ergibt sich ein digitaler Fingerabdruck des Films, der sich auch in den Verbrauchsdaten abzeichnet. Die kleinste übermittelte Einheit der neuen Zähler beträgt daher heute 15 Minuten. Damit können keine derartigen Muster mehr erkannt werden.
Die übermittelten Daten werden zudem verschlüsselt an den Netzbetreiber übertragen. Der Strom-Netzbetreiber ist verpflichtet, die gespeicherten Daten vor dem Zugriff Nicht-Berechtigter zu schützen. Greveler ist heute überzeugt, dass die Daten sicher sind: „Die Gateways unterliegen sehr aufwendigen technischen Richtlinien“ und „Die Gateways sind sicherer als gut gesicherte Unternehmensnetzwerke“ sagte Greveler gegenüber der Süddeutschen Zeitung im Jahr 2017.
Stromausfälle durch Smart Meter? Smart Meter lassen sich aus der Ferne deaktivieren (Fernabschaltung). Auch die Stromzufuhr lässt sich aus der Ferne begrenzen (Leistungsbegrenzung). Im Falle einer Cyber-Attacke wäre es Hackern somit theoretisch möglich, Häuser oder ganze Regionen vom Netz zu nehmen. Dieses Szenario ist auch Ausgang für den Roman „Blackout“ von Marc Elsberg. Umso wichtiger ist eine ausreichend gute Absicherung gegen Hacks und menschliches Versagen.
Kritik an negativen Umweltaspekten
Smart Meter sollen den Stromverbrauch transparenter machen und dadurch beim Klimaschutz helfen. Ein Kritikpunkt ist nun, dass es paradox sei, die gängigen sehr langlebigen Ferraris-Zähler gegen kurzlebige elektronische Zähler zu ersetzen. Eine Studie des deutschen Umweltbundesamtes vom Frühjahr 2021 hält fest, dass aktuelle Geräte eine Lebensdauer von lediglich zwölf Jahren im Durchschnitt haben. Nach Betrachtung aller Aspekte und der bisher gesammelten Daten kommt der Bericht aber zum Fazit, dass sich Smart Meter dennoch unterm Strich ökologisch lohnen.
Elektrosmog durch Smart Meter?
Ein Punkt, auf den sich viele Kritiker:innen von Smart Metern berufen sind gesundheitliche Gefahren durch Strahlung und Elektrosmog. 2018 führten die Seibersdorf Laboratories diesbezüglich eine „Expositionsanalyse“ durch. Der Analyse zufolge erzeugen Smart Meter weniger Elektrosmog als viele gängige Haushaltsgeräte wie beispielsweise Waschmaschine oder Kühlschrank. Es wurden keine Hinweise auf gesundheitsschädliche Wirkungen gefunden.
Kann ich den Smart Meter früher erhalten?
Auch wenn es noch nicht im Projektplan des Netzbetreibers vorgesehen ist, können Sie diesem Ihren Wunsch mitteilen. Netzbetreiber in Österreich haben dann zwei Monate Zeit um Ihren alten Stromzähler gegen einen Smart Meter zu tauschen.
Wo kann ich meine Smart Meter Daten einsehen?
Die meisten Strom-Netzbetreiber in Österreich haben jeweils eigene Websites für ihre Smart Meter Daten. Der Funktionsumfang ist von Portal zu Portal sehr unterschiedlich. Teils müssen noch Formulare ausgedruckt und verschickt werden. Viele Websites ermöglichen allerdings sämtliche Einstellungen online vorzunehmen und die Statistiken komplett einzusehen und herunterzuladen.
Niederösterreich: EVN (Netz Niederösterreich GmbH)
Oberösterreich: Netz OÖ GmbH
Burgenland: Netz Burgenland GmbH
Steiermark: Energie Steiermark (Energie Steiermark AG)
Kärnten: Kärnten Netz (KNG-Kärnten Netz GmbH)
Salzburg: Salzburg Netz (Salzburg Netz GmbH)
Innsbruck: IKB AG
Vorarlberg: Vorarlberg Netz (Vorarlberger Energienetze GmbH)